Die "Vorarlberger Wacht" kritisiert die Abgeordneten um Wilhelm Beck als bildungsfeindlich, weil sie sich in der Landtagsdebatte vom 27.1.1916 gegen die Neuregelung der Lehrerlöhne aussprachen

Bericht in der Vorarlberger Wacht, nicht gez. [1]

Anfang Februar 1916 

Aus Liechtenstein.

Vaduz. (Ein „Lehrerfreund“.) Im Liechtensteiner Landtag 2] gab es eine lebhafte Wechselrede, weil die Landtagsherren darüber verschiedener Meinung waren, ob jetzt die schon lange versprochene Gehaltsregulierung der Landesangestellten (Beamten, Diener, Lehrer usw.) erledigt werde oder ob denselben, soweit sie ihrer bedürftig sind, eine entsprechende Teuerungszulage gewährt werden solle. Für die letztere Auffassung kämpfte die neugebackene Landtagsopposition (eine Art Vorarlberger Christlichsozialer) unter Führung des Rechtsanwaltes Dr. [Wilhelm] Beck, dem noch vier Herren Gefolgschaft leisten. Welch Geisteskind diese Oppositionsmänner sind, lehrt uns der Ausspruch des Abg. [Franz Josef] Hoop, der in der Landtagssitzung u. a. erklärte: „Was haben denn die Herren Lehrer zu tun? Einige Tagesstunden Arbeitszeit und dann etwa drei Monate Ferien. Es wäre angezeigt, dass die Herren mehr Nebenbeschäftigung hätten, damit sie sich auch etwa die Lebensmittel selbst pflanzen könnten.“ Diesen höchst bildungsfeindlichen Standpunkt teilte auch der Fraktionskollege [Albert] Wolfinger, der dem Hoop zum Schlusse zurief: „Unterstützt!“ In anderen Ländern verbietet man gesetzlich die Nebenarbeit der Lehrer, damit sie ihre ganze Kraft der Schule und den Kindern widmen können, bei uns in Liechtenstein will man aus den Lehrern aber Bauern machen, welche so nebenbei die Schulkinder unterrichten. Mit solcher reaktionären Denkungsweise haben wir nichts gemein. Wir wollen Licht in die dunklen Liechtensteiner Köpfe bringen, aber durch hungrige, überarbeitete Lehrer wird keine gute Schulbildung ermöglicht. Hoop und Genossen möchten sich ein Beispiel in der nachbarlichen Schweiz nehmen. – Der Antrag von Beck, Hoop, [Wendelin] Kindle, [Josef] Sprenger und Wolfinger wurde abgelehnt und die Regierungsvorlage angenommen.