Schreiben der Regierung, gez. Regierungschefstellvertreter Alois Vogt, an den Verwaltungsrat des Landeswerkes Lawena [1]
24.1.1939
In der Bevölkerung hat sich in letzter Zeit eine sich steigernde Erregung bemerkbar gemacht wegen der nationalsozialistischen Einstellung und Betätigung von Beamten und Angestellten Ihres Werkes. Sonntag, den 22. Jänner, hat Ihr Betriebsleiter [Theodor Schädler] in einem öffentlichen Lokale in Nendeln Gesinnungsfreunde mit "Heil Hitler" begrüsst. Das gab dann Anlass zu einer sehr heftigen Demonstration gegen Herrn Ing. Schädler, wobei Polizei herbeigerufen werden musste. [2] Das Regierungskollegium hat sich in der gestrigen Sitzung mit diesen Vorfällen befasst und vorbehaltlich der endgiltigen Regelung dieser Personalfrage durch Ihren Verwaltungsrat vorsichtsweise Herrn Ing. Theo Schädler in seinem Einverständnis suspendiert, wobei die Bezüge Schädlers weiterhin ausbezahlt werden sollen. [3] Interimistisch hat sodann das Regierungskollegium den Herrn Techniker [Josef] Fritsch mit der Betriebsführung des Landeswerkes Lawena betraut.
Die fürstliche Regierung sah sich veranlasst, diese Massnahme im eigenen Wirkungskreise und vorbehaltlich der endgiltigen Beschlussfassung Ihres Verwaltungsrates zu treffen, um die erregte Volksmenge zu beruhigen und um weitere ernstere Ausschreitungen zu verhindern.
Wir ersuchen Sie, uns von Ihrem Beschlusse in Kenntnis zu setzen und teilen Ihnen gleichzeitig mit, dass wir die vom Landtage bestellte Untersuchungskommission auf Donnerstag, den 26. Jänner, eingeladen haben. [4]
Hochachtungsvoll
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[1] LI LA RF 189/031/001.
[2] LI LA RF 189/031/002-010, 011, 012, LI LA J 007/S 072/018.
[3] LI LA AS 33/11, Regierungssitzung vom 23.1.1939, Traktandum 2.
[4] Da verbreitet Unzufriedenheit bestand über das Geschäftsgebaren des Lawenawerks, bestellte der Landtag in den Sitzungen vom 20.12.1938 und 11.1.1939 eine Untersuchungskommission (LI LA LTP 1938/135, 1939/014). Diese sollte das Lawenawerk in "technischer, persönlicher und organisatorischer Hinischt" untersuchen. Vgl. den Untersuchungsbericht vom 27.7.1939 (LI LA RF 189/031/042-050).