Josef Hoop, Geschäftsträger in Wien, teilt mit, dass die Auflösung der Wiener Gesandtschaft sich ungünstig auf die Beziehungen zu Österreich auswirken werde


Maschinenschriftliches Schreiben von Josef Hoop, Geschäftsträger in Wien, an die Kabinettskanzlei [1]

7.2.1923, Wien

Soeben habe ich im Einvernehmen mit dem Schweizer Gesandten [Charles-Daniel] Bourcart beim Bundesminister für Äusseres [Alfred Grünberger] vorgesprochen und gefragt, wie sich Österreich zu einer Auflösung der liechtensteinischen Gesandtschaft in Wien verhalten würde. Der Minister antwortete, er habe von der Sache läuten gehört, müsste aber, wenn eine offizielle Anfrage diesbezüglich an ihn gestellt werde, antworten, dass er keinen Grund für die Auflösung sehe, nachdem Liechtenstein in den besten Beziehungen mit Österreich lebe. Wenn jedoch die fürstliche Regierung diesen autonomen Akt setzte, könnte er natürlich nichts machen.

Ich schlage vor, dass Herr Regierungschef [Gustav] Schädler oder Herr Kabinettsdirektor [Josef] Martin sich allenfalls persönlich beim Bundesminister informieren wollten, da ich den Eindruck habe, dass die Auflösung der Gesandtschaft keinen günstigen Eindruck auf Österreich machen würde. Diese Information hätte natürlich persönlich von einem der genannten Herren eingeholt zu werden.

Eine Abschrift hievon geht an die fürstliche Regierung. [2]

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[1] LI LA V 003/1130. Eine Abschrift übermittelte Hoop der Regierung, wo sie am 9.2.1923 einlangte (LI LA RE 1923/0486 ad 50).
[2] Die Regierung protestierte scharf gegen das Vorgehen Hoops (LI LA RE 1923/0486 ad 50, Regierung an Kabinettsdirektor Martin, 9.2.1923). Um die Situation zu klären, sprach Prinz Franz am 10.2. bei Grünberger vor, der erklärte, dass Österreich nach wie vor mit der Übernahme der Interessenvertretung durch die Schweiz einverstanden sei (LI LA V 003/1130 und LI LA RE 1923/0509 ad 50, Kabinettskanzlei an Regierung und Gesandtschaft Wien, 10.2.1923).