Ziele des Projekts
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fielen Entscheidungen, die für Liechtenstein bis heute prägend sind. Mit dem Ersten Weltkrieg endete eine Phase der aussen- und innenpolitischen Stabilität sowie des wirtschaftlichen Aufschwungs. 1918 entstanden die ersten Parteien, die Volkspartei und die Bürgerpartei, die sich bald heftig bekämpften. 1919 löste sich Liechtenstein von Österreich und wandte sich der Schweiz zu. 1921 trat eine neue, demokratischere Verfassung in Kraft. Ab 1922 amtierte eine Volkspartei-Regierung unter Gustav Schädler, die bedeutende neue Gesetzeswerke schuf. 1928 kam es zur Zäsur: Im Juni wurde bekannt, dass bei der Sparkasse (der heutigen Landesbank) grosse Summen veruntreut worden waren. Fürst Johann II. zwang die Regierung Schädler zur Demission und löste den Landtag auf. Bei den Neuwahlen im Juli 1928 siegte die Bürgerpartei und wurde für vier Jahrzehnte zur Mehrheitspartei.
Die Edition bietet einen Querschnitt von Originaldokumenten aus dieser wichtigen, durch aussenpolitische Neuorientierung sowie innere Modernisierung geprägten Epoche der jüngeren liechtensteinischen Geschichte. Der zu bearbeitende Zeitraum wurde auf die Jahre von der Jahrhundertwende bis zur innenpolitischen Wende von 1928 festgelegt.
Ediert werden unterschiedliche Quellengattungen, neben amtlicher Korrespondenz auch gedruckte und ungedruckte Berichte, Landtagsprotokolle, Zeitungsberichte, Flugblätter oder private Aufzeichnungen. Der Schwerpunkt liegt auf Quellen im Liechtensteinischen Landesarchiv, ergänzt durch besonders wichtige Quellen aus liechtensteinischen Privatarchiven. Berücksichtigt wurden auch Quellen unterschiedlicher Provenienz, die in der Kopiensammlung des Landesarchivs liegen. Andere Quellen in ausländischen Archiven wurden aus zeitlichen Gründen vorerst ausgeklammert.
Die Quellenedition richtet sich an ein breites Publikum: Sie ist gedacht als Angebot für Wissenschafter, Journalisten, Lernende und interessierte Laien. Sie soll einerseits Grundlage und Anregung für weitere wissenschaftliche Forschungstätigkeit sein, andererseits eine kritische Überprüfung und selbständige Beurteilung historischer Darstellungen ermöglichen.
Projektorganisation
Das Projekt wurde von den Historikern Stefan Frey (Februar 2012 - Mai 2013), Lukas Ospelt (Februar 2012 - Juli 2015) und Paul Vogt (Januar 2014 - Juli 2015) im Auftrag des Historischen Vereins bearbeitet. Es wurde begleitet durch eine Expertenkommission, die aus Paul Vogt (bis Ende 2013 Staatsarchivar), Aldina Sievers (Präsidentin bzw. Vorstandsmitglied des Historischen Vereins) und Rupert Quaderer (Forschungsbeauftragter am Liechtenstein-Institut) bestand.