Schreiben von Regierungschef-Stellvertreter Anton Frommelt an den Maristen-Schulbruder Augustin Knapp, Direktor der Knabenerziehungsanstalt Santa Maria in Neuherberg bei München [1]
16.6.1937
Hochwürdiger, sehr geehrter Herr Direktor,
in Bestätigung Ihrer Zuschriften [2] teile ich Ihnen mit, dass ich ihr Projekt der Regierung vorgelegt und von dieser grundsätzliche [3] Zustimmung erlangt habe. Ich zweifle auch nicht daran, die grundsätzliche Zustimmung der Landesschulbehörde erhalten zu können.
Es freut mich, Ihnen diesen Vorbescheid zur Kenntnis geben zu können. Nachdem Sie bereits auch mit Chur verhandelt haben, wird jedenfalls auch die bischöfliche Erlaubnis für Ihre Niederlassung im Bistum vorausgesetzt werden können, denn es ist nach Beschluss der Schweizerischen Bischofkonferenz die ausdrückliche Bewilligung des zuständigen Ordinariates für die Niederlassung einer religiösen Gesellschaft einzuholen. [4]
Ohne mich in Ihre privaten Angelegenheiten einmischen zu wollen, fühle ich mich verpflichtet, Ihnen nebenbei zu bemerken, dass für Ihre Zwecke ein eventuell grösseres und günstigeres Bauobjekt, das sogenannte Waldhotel, zur Verfügung stehen könnte. [5] Ich erwähne Ihnen das, weil ich ausdrücklich von privater Seite auf diesen Umstand aufmerksam gemacht wurde. Freilich wird für das genannte Objekt ein etwas grösserer Kaufbetrag ausgelegt werden müssen und stehen Ihnen Ihre Devisenvorteile kaum zur Verfügung.
Abgesehen von diesen Dingen bin ich überzeugt, dass das genannte Objekt Ihren Zwecken weitgehend dienlich wäre und bis zu einer ordentlichen Entwicklung genügen könnte.
Mit dem Ausdrucke vorzüglicher Hochschätzung grüsst ergebenst
______________
[1] LI LA RF 172/154/008. Kürzel: F/S. Am Schluss des Dokuments handschriftlicherVermerk von Regierungschef Josef Hoop, wonach das Gesuch der Maristen-Schulbrüder in der Sitzung des Landesschulrates vom 3. August 1937 genehmigend zur Kenntnis genommen wurde.
[2] Siehe die Schreiben von Augustin Knapp an Regierungschef-Stellvertreter Anton Frommelt vom 4., 9. und 14. Juni 1937 (LI LA RF 172/154/001, LI LA RF 172/154/003, LI LA RF 172/154/007).
[3] Das Wort "zusätzliche" ist handschriftlich durch das Wort "grundsätzliche" ersetzt.
[4] Die bischöfliche Genehmigung wurde am 2. Juli 1937 erteilt. Siehe das Schreiben von Augustin Knapp an Regierungschef-Stellvertreter Anton Frommelt vom 8. Juli 1937 (LI LA RF 172/154/013).
[5] Von den Maristen-Schulbrüdern wurde vorerst jedoch die Villa Blanca an der Äulestrasse in Vaduz gemietet (siehe LI LA RF 172/154/013).