Der fürstliche Musikdirektor Severin Brender bittet Fürst Johann II. um die Übernahme des Protektorates und die Subventionierung einer zu gründenden Musik- und Malschule, ferner um ein unverzinsliches Darlehen für die Anschaffung der benötigten Musikinstrumente


Handschriftliches Schreiben des fürstlichen Musikdirektors Severin Brender, gez. ders., an Fürst Johann II. [1]

14.12.1920, Vaduz

Eure Durchlaucht,
Gnädigster Fürst und Herr!

Bei der anlässlich der letzten Anwesenheit Euer Durchlaucht im September l. Jahres in Vaduz dem ehrfurchtvollst Gefertigten gnädigst gewährten Audienz in Sachen verschiedener musikalischen Angelegenheiten haben Eure Durchlaucht dem Wunsche Ausdruck gegeben, über die beabsichtigte Gründung einer Musikschule, in bescheidenem Rahmen der hiesigen Verhältnisse gehalten, ausführlichen Bericht zu erhalten.

Diesem Höchsten Auftrage Eurer Durchlaucht ehrerbietigst nachkommend, gestattet sich der gehorsamst Gefertigte, in der Anlage einen von ihm ausgearbeiteten schriftlichen Plan [2] Eurer Durchlaucht gnädigst zu unterbreiten.

Um der Schwesterkunst der Musik, der Malerei, eine gediegene Ausbildung zu sichern, möge es mir gestattet sein, hierüber Eure Durchlaucht auch einen Vorschlag gütigst unterbreiten zu dürfen und könnte obengenannter Musikschule, eine Schule für Malerei und Zeichnen leicht angegliedert werden, zumal sich dafür eine einheimische, ausgebildete Kraft in der Person des Herrn Friedrich Kaufmann [3] gewinnen liesse.

Als Lehrer der Musikschule müsste ausser dem gehorsamst Gefertigten wohl noch eine zweite Kraft, wie im beiliegenden Plan vorgesehen, herangezogen werden, denn unmöglich würde es mir fallen, neben meinen jetzigen häufigen Arbeiten noch die der Schule allein bewältigen zu können.

Aus vorangeführtem Grunde gestatte ich mir, gleich eine zweite Kraft in Vorschlag zu bringen, da sich als solche ein mir bekannter, junger Mann gewinnen liesse u. zw. in der Person des Kapellmeisters Josef Zwengauer in München.

Den Lebenslauf und Zeugnisse [4] des Herrn Zwengauer erlaube ich mir, gegenständlichem Berichte beizuschliessen; ebenfalls liegen auch Lebenslauf und Zeugnisse [5] des Herrn Fr. Kaufmann bei.

Von sehr grossem Werte und Vorteil für die zu gründende Schule würde es sein, wenn Eure Durchlaucht die Güte hätten und meiner ehrfurchtvollsten Bitte um Übernahme des Protektorates für die Schule stattgeben und sich geneigt finden würden, die anfänglich aller Voraussicht nach notwendig werdende Subventionierung in Aussicht zu stellen, denn nur so wird es möglich sein, die hierlands im Verborgenen weilenden für Kunst Sinn habenden, nicht wenigen Kräfte einigermassen einer Ausbildung zuzuführen.

Endlich gestattet [sich] der untertänigst Gefertigte, an die Gnade Eurer Durchlaucht in der Richtung zu appellieren, dass Euer Durchlaucht den für die Anschaffung der im beiliegenden Plane verzeichneten Instrumente nötigen Betrag von reichlich bemessen 35‘100 Mark als unverzinsliches Darlehen gnädigst zur Verfügung stellen zu wollen. Die Tilgung dieses Darlehens würde in der Art geplant sein, dass nach Ablauf der ersten drei Jahre jährlich 100 Franken zurückbezahlt würden.

Indem gehorsamst Gefertigter hofft, Euer Durchlaucht werden vorstehenden Zeilen einer wohlwollenden Beurteilung unterziehen, [6] ist er Euer Durchlaucht für allfällig weiter gewünschte Auskunft gerne zu Verfügung stehender, in aller Ergebenheit dankbarst unterzeichneter

gehorsamster

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[1] LI LA SF 01/1921/020.
[2] Vgl. den Plan von Severin Brender für die Musik- und Malschule in Liechtenstein vom 1.12.1920 unter LI LA SF 01/1921/020.
[3] Vgl. in diesem Zusammenhang das Schreiben von Friedrich Kaufmann, u.a. einen Lebenslauf beinhaltend, an Fürst Johann II. vom November 1920 (ebd.).
[4] Lebenslauf und Zeugnisse von Josef Zwengauer liegen der Akte nicht bei.  
[5] Zeugnisse von Friedrich Kaufmann liegen der Akte nicht bei.
[6] Kabinettsdirektor Josef Martin teilte der Regierung am 19.1.1921 mit, dass Fürst Johann II. dem Projekt "unter Umständen" einen einmaligen Beitrag widmen, aber keinerlei Bürgschaft übernehmen würde (ebd.). Gemäss Amtsvermerk von Regierungschef Josef Ospelt wurde die Angelegenheit am 10.2.1922 ad acta gelegt, "da derzeit eine Durchführung dieser Pläne unmöglich" erschien (ebd.).