Der Schützenverein Vaduz feiert sein 40jähriges Bestehen


Bericht im "Liechtensteiner Volksblatt", gez. "Einges." [1]

28.10.1922

Vierzig Jahre Schützenverein Vaduz (Einges.)

Sonntag, den 22. d. M. beging der Schützenverein Vaduz in festlicher Weise die Feier seines 40-jährigen Bestandes. Es war ein familiäres Festchen, im Schosse des Vereines, ohne äusseren Pomp und ohne offizielles Gepräge. Das Endschiessen gestaltete sich zu einem sogen. Grümpelschiessen. Der einfach in Grün geschmückte Schiessstand, besonders aber die Jubiläums-Festscheibe verliehen schon dem Schiessen den Jubiläumscharakter. Diese Festscheibe mit manchem Schuss im Schwarzen, mit mehr noch daneben, wird für immer eine Zierde des schmucken Schützenheimes sein. Das schwarze Zentrum ist sinnreich umrahmt von den Schützenkennzeichen mit den Jahrzahlen 1882 und 1922. Das Ganze krönt das schöne Bild der mächtigen Vaduzer Fürstenburg. Die prächtige Scheibe ist ein Werk des Schützen Augustin Hilty in Schaan, den schönen Rahmen schuf Schütze [Josef] Schmidle in Vaduz.

Der von Forstmeister [Julius] Hartmann und Vereinskassier Hugo Nigg im Verein mit kunstsinnigen Helferinnen und Helfern wirklich geschmackvoll geschmückte Schlösslesaal vereinigte abends 8 Uhr die Schützen mit ihren Familienmitgliedern und Gästen zur gemütlichen Feier. Nach dem gemeinschaftlichen trefflich zubereiteten Abendessen gab Oberschützenmeister Karl Hartmann in einer sehr gehaltvollen Ansprache einen interessanten Überblick über die Entwicklung des Schiesswesens in unserem Lande und über das Gedeihen des Vereines. Mit Überraschung vernahmen wir, dass unser Verein schon vor fast 200 Jahren Vorgänger hatte und dass in früheren Vereinen auch Patres aus Feldkirch und Damen aus Vaduz dem edlen Schiesssport in unserem Lande huldigten. Redner hob das Verdienst der verstorbenen und der noch lebenden Gründer und Förderer des Vereins hervor. In besonders ehrenvoller Weise gedachte er der grossen Verdienste des Mitgründers, langjährigen Oberschützenmeisters, jetzt noch aktiven Vereinsmitgliedes und von den Gründern allein am Feste, auf dem Ehrenplatz anwesenden Herrn Dr. Rudolf Schädler. Die Gründer bezw. ältesten Schützen sind seit längerer Zeit schon bezw. wurden kürzlich zu Ehrenmitgliedern ernannt: Die Herren Anton Real, Peter Kuen, Schlosswirt Nigg, Theodor Jehle, senior und Reinold Amann.

Der grösste Förderer des Vereins aber ist unser allgeliebter Landesvater, Fürst Johann II., der durch seine wahrhaft fürstliche Spende den Bau des von Architekt [Franz] Röckle entworfenen schmucken Schützenheims ermöglichte.

Es war daher eine Selbstverständlichkeit, dass nach Schluss der Rede das vom Oberschützenmeister ausgebrachte dreifache Fürstenhoch begeistert aufgenommen wurde. Nach Absingen der Volkshymne wurde einstimmig die Absendung eines Huldigungstelegrammes an Seine Durchlaucht den Landesfürsten beschlossen.

Hierauf toastierte nach dem Ausdruck des Dankes für die aufopfernde Tätigkeit der Schützenkönig, Herr [Xaver] Weisshaupt, auf die Vereinsvorstandschaft, der Schützenmeister Dr. [Eugen] Nipp auf die Gründer und Förderer des Vereins und den Schützenkönig.

Die nun erfolgende Dekorierung mit Lorbeerzweigen für die besten Schiessresultate und die Verteilung der Grümpelgaben löste köstlichen Humor.

Nachdem schon während des Abendessens der Orchesterverein Vaduz unter der trefflichen Leitung des Herrn fürstl. Musikdirektors [Severin] Brender zum köstlichen gastrischen Schmaus des Wirtes auch feinen Ohrenschmaus serviert hatte, begann das Konzert, wirklich genussreich, wie nicht anders zu erwarten. Eine gute Tanzmusik spielte zum anschliessenden Kränzchen flotte Weisen, und der reiche Damenflor war die beste Gewähr, dass auch das Kränzchen zum Ganzen harmonisch stimmte. So wirkten also Wirt und Verein zusammen, dass das Festchen einen des Anlasses und des Vereines würdigen Abschluss fand. Schützenheil!

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[1] L.Vo., Nr. 86, 28.10.1922, S. 2.