Gustav Matt teilt der Regierung mit, dass Liechtensteinern die Einreise nach Frankreich untersagt ist


Eingeschriebenes maschinenschriftliches Schreiben von Gustav Matt, gez. ders., an die Regierung [1]

8.2.1917, St. Gallen

Auf Verlangen mehrerer meiner Landsleute (Liechtensteiner) habe ich bei dem General-Consul von Frankreich in Zürich [Paul Robin] angefragt, welche Papiere für die Passage und Etablissement nach Frankreich für Liechtensteiner, als Neutrale, erforderlich sind, worauf ich die inliegende Antwort: [2]

"Liechtenstein dépend de l’Autriche, Interdiction d'entrer en France"

erhielt. Ich fühle mich als Liechtensteiner verpflichtet, diese der hohen Regierung zur Kenntnis zu bringen und möge diese das weitere veranlassen, dass uns Liechtensteiner, die wir neutral und gleicher Gesinnung wie unsere benachbarte Schweiz sind, sowie auch vor allem in politischer Beziehung von Österreich gänzlich unabhängig da stehen, keine solche Schranken gesetzt werden, die einer Nichtbeachtung unserer anerkannten Neutralität gleich kommen. [3] Es dürfte diese Interpellation auch gegen weitere solche Massregel gegen uns Liechtensteiner nur von Nutzen sein und will ich auch nicht unerwähnt lassen, dass hier viele arbeitslose Landsleute sind, die sich den täglich nach Frankreich zur Arbeit abreisenden Schweizer gerne anschliessen möchten.

In aller Hochachtung und Ergebenheit

1 Beilage erwähnt

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[1] LI LA RE 1917/0644.
[2] LI LA RE 1917/0644, Mitteilung des französischen Generalkonsulats in Zürich, 3.2.1917.
[3] Im Antwortschreiben vom 16.2.1917 teilte Landesverweser Leopold von Imhof Gustav Matt mit, dass die französische Gesandtschaft in Bern den "Ausführungen über die staatsrechtliche Stellung des Fürstentums ihre Anerkennung versagt" habe und er deswegen zu seinem Bedauern in dieser Sache keine weiteren Schritte unternehmen könne (LI LA RE 1917/0644). Zu den Bemühungen Imhofs, Frankreich von der liechtensteinischen Neutralität zu überzeugen, vgl. LI LA SF 13/1916/3342 ad 31, Imhof an Paul Beau, französischer Gesandter in Bern, 15.9.1916.