Ein Leserbriefschreiber fordert eine gemischte Aktiengesellschaft für das Lawenawerk, nachdem fast sämtliches Baumaterial schon lange angekauft sei und eingelagert werde, die Finanzierung aus öffentlichen Mitteln aber nicht möglich scheine


Leserbrief, nicht gez. [1]

19.7.1924

Lawenawerk.

(Einges.) Woher beziehen die Liechtensteiner Gemeinden mit Ausnahme von Mauren, Eschen und Vaduz den elektrischen Strom? „Vom Lawenawerk", wird die Antwort lauten. Und wenn der unwissende Frager dann belehrt wird, dass in diesem Falle Lawena in Feldkirch unten liege anstatt unterm Rappenstein, dann wird er vielleicht eigenartig lächeln und unter den Stockzähnen knurren: „Kuriose -Leute, die Liechtensteiner". Noch mehr aber wird er den Kopf schütteln, wenn er erfährt, dass wir sozusagen alles Material zum Ausbau unseres Werkes im Lande haben, wohlverpackt und ausgehoben, ja sogar eine Lawenakommission besitzen und trotzdem den Strom aus dem Auslande beziehen. Gnädiger wird dann sein Urteil aber doch ausfallen, wenn er vom langen Leidensweg berichten hört, den unser Lawenawerk schon gegangen, wenn er erfährt, dass der Kronensturz eben auch unser kleines Land mitgerissen. Aber die Frage wird er doch stellen, die unlängst ein Fachmann aussprach: „Was wollt ihr nun mit dem vielen Material anfangen? Verkaufen wird schwer gehen, da doch Röhren, Generatoren, Turbinen usw. gerade dem Lawenawerk angepasst sind. Durch das Lagern aber gewinnt das Material nichts, sondern es muss im Gegenteil jährlich vom Werte abgeschrieben werden. Dazu die jährlichen Zinsen für das investierte Kapital, die Ausgaben für Lagerzinsen, die Beaufsichtigung usw. Alle diese Dinge sind geeignet, jeden, dem das Landeswohl am Herzen liegt, nachdenklich zu stimmen und den Mitgliedern der Lawenakommission wird es wohl nicht anders gehen. Es ist daher nur zu begreiflich, wenn sich Stimmen äussern, die dem Ausbau unseres Landeswerkes das Wort reden. Auch die Arbeiterschaft dürfte die Frage nicht unerheblich interessieren. Aber die Geldbeschaffung, Rentabilität? Da wird sich der alte Gedanke einer gemischten Aktiengesellschaft mit Rückkaufsrecht für das Land doch wieder müssen erwägen lassen. Aus dem jetzigen Zwiespalt heraus müssen wir doch einmal kommen.

Anmerkung der Schriftleitung: Es gibt -allerdings nicht nur Freunde, sondern auch Gegner des Ausbaues. Was allgemein gewünscht wird, ist eine klare Aufstellung über Betrieb und Vermögen von heute, wie auch ein Kostenvoranschlag mit Rentabilitätsberechnung zum Ausbau (event. auch die Veröffentlichung der Ergebnisse der seitherigen Vorstudien] zur besseren Beurteilung der Angelegenheit.

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[1] L.Vo. 19.7.1924, S. 2.