Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]
9.5.1944
1. Landestagung der Frauen und Töchter
Der grosse Saal des Rathauses zu Vaduz hatte noch niemals so zahlreichen Besuch, wie am 7. Mai. Die altehrwürdigen Vorsteher u. Abgeordneten der früheren Zeit an den Wänden des Saales waren darob sichtlich erstaunt. Nach allgemeiner Schätzung fanden sich wenigstens 500 Besucherinnen ein. Frau Dr. [Rosa] Batliner konnte bei der Eröffnung mitteilen, dass Ihre Durchlaucht Fürstin Georgine das Ehrenpräsidium des Verbandes übernommen habe. HH. [Hochwürdiger Herr] Pfarrer [Josef] Henny begrüsste die Versammlung, besonders Ihre Durchlaucht und Seine Excellenz, den Bischof Dr. Christian Caminada. Das angenehm empfundene Schmunzeln auf den Gesichtern zeige, dass man dankbar war wegen des hohen Besuches. Die Pfadfinderinnen, sodann ein Töchterchor von Schaan und ein solcher von Vaduz hoben noch die gesamte Stimmung der erschienenen Scharen durch gesangliche Darbietungen. Ihre Durchlaucht Fürstin Georgine wies auf den hehren Beruf der Frau hin. Wir leben in einer Zeit der Umwälzung. Wir Frauen müssen arbeiten, dass wir bestehen können in dieser Zeit der Umwälzung. Wir Frauen müssen arbeiten, dass [2] von der Lage ab, sondern sie hängt vielfach von uns ab. (Wir werden die Rede Ihrer Durchlaucht an anderer Stelle wiedergeben). [3]
Der hochwürdigste Bischof wies darauf hin, wie ein hl. Paulus die Frauen hochhielt. Eine Priszilla und Kloe unterstützten ihn bei seinen apostolischen Arbeiten. Paulus sprach mit Ehrfurcht von der Frau, damals, als die Frau noch nicht so geachtet war. Redner wies hin auf eine Monika, welche ihren Sohn Augustin wieder gewann. Die Frau hat ein Gefühl für das, was nicht ins Haus passt, wenn es vielleicht noch keine volle Irrlehre ist.
Die Frau behüte das Feuer des Hauses. Am Gründonnerstag wird das Feuer ausgelöscht. Am Charsamstag wird es neu angefacht. Früher, als noch keine elektr. Elemente gab, holten sich alle Mütter das Feuer des Hauses am Lichte, welches am Charsamstag entzündet wurde. Mit Ehrfurcht trugen sie das Charsamstagsfeuer nach Hause, und das Feuer des ganzen Jahres wurde von diesem Feuer des Charsamstages entzündet und erhalten. Wie die Frau des Mittelalters das Feuer behütet, so behütet die Frau von heute im höheren Sinne das hl. Feuer. Sie ist besorgt, dass das Feuer der Gottesliebe im Hause stets entzündet bleibe.
Der Landespräses, HH. Pfarrer [Johannes] Tschuor, betonte noch kurz die Bedeutung der Frau auch von Liechtenstein. Im kleinen Land sei ihre Bedeutung für die hl. Eucharistie gross, und erbat am Schlusse den bischöflichen Segen.
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[1] L.Vo., Nr. 54, 9.5.1944, S. 2. Vgl. auch L.Vo., Nr. 55, 11.5.1944, S. 1f. ("Zur Landestagung der Frauen und Töchter"); L.Va., Nr. 38, 5.10.1944, S. 1 ("Landestagung der Frauen und Töchter Liechtensteins").
[2] Nach "dass" ist vermutlich eine Zeile des Texts ausgefallen.
[3] Vgl. L.Vo., Nr. 54, 9.5.1944, S. 1f. ("Ihre Durchlaucht spricht zu den Frauen und Töchtern").