Simon Büchel an Ulrich Öhri über die Geburt eines Sohnes namens Jakob, das Befinden des gemeinsamen Bekannten Jakob, Eheschliessungen und Todesfälle in Ruggell und Schellenberg, die Aussteckung für den Kanalbau im Unterland, die Schwierigkeiten beim Einzug von Geldern, die Witterung und die Ernte, den Brand bei August Büchel in Ruggell und den Brand der Rheinbrücke in Bendern


Handschriftliches Originalschreiben des Simon Büchel, Schellenberg, an Ulrich Öhri, Spencer (Nebraska) [1]

08.12.1894, Schellenberg

Lieber Ulrich.

Endlich auf langes warten kam von
Dir lieber Ulrich einen Brief, ich hätte Dir
schon lange vorher geschriben aber ich hatte
Eure Andresse [2] verloren konnte desshalb nicht
schreiben. Nun ich habe gotlob in Deinem
Brif gesehen dass Du u ihr alle gesund sind
u besonders auch Eure Mutter [Katharina Öhri [-Öhri]], auch wir
alle sind gesund u wohl, haben den 6. Dezemb.
schon wieder einen kleinen Jakob bekommen,
habe bald schon eine grosse Haushaltung
einen Rudolf, eine Rosina u. einen Jakob.
wir machen unsere Sache gut nicht war.
Der andere Jakob der ist in Salzburg
er hatte das Haus Öhris gekauft gehabt
um 20‘000 Gulden u glaubte alles in
richtigkeit zu haben, da aber unmündige
Kinder sind hatte es die Obervormund-
schaft nichts gelten lassen, den es sei einer
der wo 2 Tausend Guld. mehr gebe als er. [3]
Meine Mutter lässt Dich Freund-
lich grüssen sie sei noch am Schnupfen
auch lässt sie Eure Mutter extra
Grüssen sie soll sein versprechen
halten auch alle Die andern.
Meine faule Frau ist im Bett
u will nicht mehr aufsten [4] Ulrich
heurathe nicht es komt immer wie schlimmer
auch diese lässt euch alle grüssen.
Dem Jakob habe ich [5] Euer Brif nach
Salzburg geschickt. Der Keiser Karl [Karl Kaiser]
u. Rosa Gopp [Rosa Goop] werden auf Fasnacht
heurathen. auch der Lehrer Alois Wohlwend
mit einer Dornbirnerin. Der Kanal
von Eschen durch Ruggell ist mann
am [6] ausstecken weiss aber jetzt noch
nicht bestimt ob sie in durchzufüren
bringen oder nicht. ich werde beim
nachsten Brif den ich vor Neujahr
[7] noch Schreibe noch vill mehr schreiben
vileicht auch schöner Den ich habe
nur gesudeld. [8]
Lieber Ulrich wie gehts jetzt Euch
wie gehts Deiner Mutter der Magdalena [Magdalena Connot [-Öhri]], 
Andreas [Öhri], Balbina [Marie Balbina Öhri [-Gstöhl]], Amalia [Öhri [-Heeb]]. schreibe
mir. mit dem Einzug Deiner Mutter
ist noch nichts gewesen aber bis in
14 Tagen werde ich das Geld von der
Pfarnis bei einander haben wenn ihr
nichts Schreiben werde ich alles in die
kasse thun, mit dem Ignatzt habes
ich so er will mir das Geld nicht geben
aber wenn ihr nichts anders Schreibt
so wils ich schon bekommen  Das übrige
wird schon alles recht. Nun Lieber
Ulrich muss ich auf hören zu Schreiben
Den ich werde durch die Weiber ge-
hintert Du weisst ja dass wir keine
Stund [9] ohne Fremde Leute sind.
Ich bin immer gesund u. der alte Mensch
habe jetzt schon lange einen Knecht
habe 2 Küh 2 Ochsen u ich bin mit Metzgen,
Zimmern u Fuhrwerken streng
beschäftigt. [10]
es geht dem lieben Jakob immer nicht gut
jetzt ist er eben in Salzburg in einem
Hotel zum Schlamm [11] als Kellner villeicht
aber nicht mehr lange nun auf Neujahr
kommt er nach Hause. Jetzt haben wir
Winter aber noch nicht vill Schnee Der letzte
Sommer war nicht der beste den es Regnete
immer Heu hatt es vill gegeben aber
die andern Frucht ist einwenig gefehlt
besonders das Obst haben nicht [12] viel
Most dis Jahr. Neuikeiten hat es nicht
vil gegeben der Josef Elkuch ist gestorben
u Pfilip Brendle hatt geheuratet mit Filomena
Elkuch, in Ruggell ist gestorben Franz
Hasslers Hannesle [Johann Hasler], Simon Heb [Simon Heeb] geffallen
am Kirchenbau in Eschen u dem August Büchel
ists Haus verbrant [13] Die Reihn-
Brücke in Bendern ist letzten Herbst auch
abgebrant, [14] vor 14 Tagen war bei uns
Kirchwei haben ihr auch etwas davon
gespürth oder habt ihr keine Kilbe [15]

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[1] LI LA PA 016/3/06/03. Brief in Kurrentschrift.
[2] Ursprüngliche Fassung: „Andreẞe“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Seitenwechsel.
[4] Durchstreichung.
[5] Durchstreichung.
[6] Durchstreichung.
[7] Durchstreichung.
[8] Seitenwechsel.
[9] Durchstreichung.
[10] Seitenwechsel.  
[11] Hotel zum Schlambräu, Salzburg.
[12] Durchstreichung.
[13] Vgl. L.Vo., Nr. 43, 26.10.1894, S. 2 („Ruggell“): Am 17.10.1894 wurden Haus und Stall von August Büchel in Ruggell durch einen Brand zerstört. Ein Grossteil des Viehs konnte gerettet werden.
[14] Tatsächlich brannte die hölzerne Rheinbrücke zwischen Bendern und Haag am 28.6.1894 ab. Vgl. L.Vo., Nr. 27, 6.7.1894, S. 1 („Vaduz, 4. Juli“).
[15] Der Brief bricht hier ab.