Rupert Ritter publiziert als Student in Wien ein satirisches Gedicht "Tragische Geschichte", das zur Melodie "O Tannenbaum" gesungen wird und sich mit den Schicksalsfragen Liechtensteins beschäftigt (Briefmarken, Lawenawerk und Zollvertrag)


Gedicht in den Oberrheinischen Nachrichten [1]

2.8.1922

Liechtensteiner entwickeln ihren Patriotismus in auswärtigen Blättern [2] , wie nachfolgende Poetenklage zeigt:

Tragische Geschichte.

(Nach der Melodie: „O Tannenbaum" usw.)

Ich Liechtenstein, ich Liechtenstein.
Ich Ländchen an dem Rheine.
Ich bin so klein und ach so arm.
O, dass ein Gott sich mein' erbarm!
Ich Liechtenstein, ich Liechtenstein.
Ich Ländchen an dem Rheine.

Lawenawerk, Lawenawerk,
Was tatst du viel mir Böses!
Ich gab mein Geld um Kraft und Licht
Und sehe heut noch besser nicht.
Lawenawerk usw.

O Markeng'schäft, o Markeng'schäft,
Wie hast du mich betrogen!
Ich wartete auf Frank's Million
Und es kam nur Deutschösterreichs Kron'.
O Markeng'schäft usw.

O Zollvertrag, o Zollvertrag,
Wie wart ich auf dich lange!
Ich glaubt' du kommst vor Jahresfrist,
Der Schweizer halt zu klug mir ist.
O Zollvertrag usw.

Was tu ich nur, was tu ich nur
In allen meinen Nöten?
Ich weiss nicht aus und weiss nicht ein
Und bleib halt stehn am deutschen Rhein.
So tu ich halt, so tu ich halt
In allen meinen Nöten …

Rup. Ritter, cand. ing. agr.

Dieser Herr ist Student in Wien und kennt auch grosse Herren.

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[1] L.N. 2.8.1922, S. 2.
[2] Die Bemerkung lässt vermuten, dass es sich um einen Studentenulk handelte, der möglicherweise  ohne Wissen von Rupert Ritter in Liechtenstein publiziert wurde.