Zeitungsbericht, gez. vom Vereinsvorstand [1]
April 1914
Erster Jahresbericht des Vereins für Kranken-und Wöchnerinnenpflege im Fürstentum Liechtenstein für das Jahr 1913.
Der im Januar 1913 gegründete Verein hat bereits im ersten Jahre seines Bestehens eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet. Ein Blick auf die Gesamt-Rechnung, welche von den Rechnungsrevisoren, Herren Postmeister F. [Fritz] Walser in Schaan und Vorsteher [Andreas] Hasler in Schellenberg überprüft und richtig gefunden wurde, gibt folgendes Bild:
Einnahmen: | K |
Beiträge von 578 Mitgliedern | 799.10 |
Landesbeitrag | 400.- |
Geschenk von Herrn Xaver Beck, dzt. in Russland | 50.- |
Geschenk von Joh. Beck, dzt. in Russland | 100.- |
Geschenk von zwei ungenannten Spendern | 470.- |
Verpflegskosten-Rückersätze | 1058.88 |
Gebahrungüberschuss der Abteilung Vaduz | 150.- |
Beihilfen zur Abgangsdeckung von Balzers und Triesenberg | 18.67 |
Zins vom Sparkasse-Konto-Korrent-Guthaben | 20.48 |
Summe der Einnahmen | 3067.13 |
Ausgaben: | |
Taggelder an die Pflegerinnen | 1525.50 |
Wartgelder an die Pflegerinnen | 750.- |
Druckkosten, Schreibmaterialien usw. | 65.24 |
Anschaffung von Krankenpflegeartikeln | 77.85. |
Abschreibungen von Verpflegskosten: | |
- bei der Abteilung Triesen | 3.04 |
- bei der Abteilung Triesenberg | 22.25 |
- bei der Abteilung Vaduz | 20.- |
- bei der Abteilung Schellenberg | 3.37 |
Deckung der Beihilfen in Balzers und Triesenberg | 18.67 |
Zweimaliger Empfang (Gebahrungsüberschuss der Abteilung Vaduz) hier in Ausgabe | 150.- |
Summe der Ausgaben | 2635.92 |
Kassa-Saldo | 431.21 |
Ergibt obige | 3067.13 |
Der Kassa-Saldo besteht in Konto-Korrent-Guthaben bei der Sparkasse und in Kassa-Barschaft.
Auf die einzelnen Abteilungen verteilen sich die Mitglieder und Mitgliederbeiträge wie folgt:
| Mitglieder | Mitgliederbeiträge |
Abteilung Balzers | 58 | 58.70 |
Abteilung Triesen | 70 | 91.20 |
Abteilung Triesenberg | 46 | 46.- |
Abteilung Vaduz | 105 | 292.- |
Abteilung Schaan | 122 | 133.20 |
Abteilung Eschen | 63 | 64.- |
Abteilung Mauren | 29 | 29.- |
Abteilung Schellenberg | 48 | 48.- |
Abteilung Ruggell | 37 | 37.- |
| 578 | 799.10 |
Es entfallen an Tag- und Nachtpflegen:
in Balzers | 140 |
in Triesen | 86 |
in Triesenberg | 51 ½ |
in Vaduz | 223 ½ |
in Schaan | 238 |
in Eschen | 108 |
in Mauren-Schellenberg | 171 |
in Ruggell | 37 ½ |
| 1055 ½ |
Wie aus diesen Angaben ersehen werden kann, hat der neue Verein schon im ersten Jahre seiner Tätigkeit im Lande kräftig Wurzel gefasst und bewiesen, dass er einem wichtigen sozialen Bedürfnisse entspricht. Die verhältnismässig grosse Mitgliederzahl, die dem Verein gemachten Schenkungen und Beiträge, sowie die von den Pflegerinnen geleisteten namhaften Dienste lassen erwarten, dass der Verein immer mehr Anerkennung finden wird und eine gute Zukunft vor sich hat. Von den in § 3 der Statuten vorgesehenen Vergünstigungen für unbemittelte Kranke und Wöchnerinnen wurden nur in 7 Fällen Anträge gestellt, welchen auch durch gänzliche oder teilweise Übernahme der Verpflegungstaxen auf die Vereinskasse entsprochen wurde. Es wird Aufgabe des Vereins sein, dahin zu wirken, dass dem Vereine noch mehr Mittel zufliessen, damit er in ausgiebigerem Masse armen und schwachbemittelten Kranken und Wöchnerinnen die erwünschten Vergünstigungen angedeihen lassen kann. Je besser sich unsere Vereinseinnahmen gestalten, desto weitgehender wird das eben genannte Werk der christlichen Barmherzigkeit ausgeübt werden können. Nach § 2 der Statuten ist jedes Mitglied zu einem jährlichen Beitrag von mindestens einer Krone verpflichtet. Nach vorstehend mitgeteilter Liste haben besonders Mitglieder der Abteilung Vaduz erheblich mehr geleistet, da von den 105 Mitgliedern 292 Kronen Jahresbeiträge aufgebracht wurden, sodass diese Abteilung an die Zentralkasse noch einen Gebahrungsüberschuss von 150 Kronen abführen konnte. Dieses Beispiel verdient Nachahmung von Seite aller besser situierten Vereinsmitglieder. Geschieht das und mehrt sich zudem noch die Zahl der unterstützenden Spender und Korporationen, so wird der Verein seine edlen Zwecke immer besser erfüllen können und auch grössere Werbekraft zum Beitritt neuer Mitglieder erhalten. Die Notwendigkeit und Nützlichkeit der Landkrankenpflege, wie sie bei uns nach dem Muster anderer Länder eingerichtet wurde, ist wohl schon durch die in einzelnen Gemeinden geradezu grosse Inanspruchnahme der Pflegerinnen hinlänglich erwiesen. Nicht nur der Arme, sondern auch der Bessergestellte kann der hülfreichen Pflege bedürftig werden. Unsere gemeinnützigen Vereinsbestrebungen verdienen daher gewiss alle Unterstützung. Das Land unterstützt den Verein bereits mit einem Jahresbeitrag von 400 Kronen und es wäre sehr zu wünschen, dass auch von den einzelnen Gemeinden etwelche Beiträge geleistet würden, weshalb auch die Gemeindevorstände um ihre gütige Mithülfe gebeten werden.
Möge daher unser Verein weiter wachsen und gedeihen und möge es der Vereinsleitung, den Abteilungsvorständen und Vermittlerinnen gelingen, im Interesse unserer Wohlfahrtsbestrebungen die Zahl der Vereinsmitglieder zu vermehren und zu den bisherigen Freunden viele neue Wohltäter zu gewinnen.
Vaduz, im April 1914.
Die Vereinsleitung:
Dr. Albert Schädler, Sanitätsrat, Vorsitzender,
[Franz Anton] v. Reding, Pfarrer, Schriftführer,
M. [Marzellin] Keller, Landeskassenverwalter, Kassier.
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[1] L.Vo. 15.5.1914, S. 2 f.