Der Caritas-Verein berichtet nach seiner Jahresversammlung über seine Tätigkeiten im ersten Vereinsjahr


Zeitungsbericht über das erste Vereinsjahr, nicht gez. [1]

9.5.1925

Charitas.

Die Hauptversammlung des Charitasverbandes beschloss etwas aus dem Jahres- und Kassaberichte der Öffentlichkeit zu unterbreiten, obwohl auch diese Versammlung allen zugänglich war. Der Bericht meldete, wie auf Einladung des G. G. Pf. von Reding am 9. März 1924 eine allgemein zugängliche Versammlung im „Engel" zu Vaduz abgehalten wurde. Etwa zehn Personen leisteten der Einladung Folge. Vertreten waren Schaan, Vaduz, Triesen und Triesenberg. Bei dieser Versammlung einigte man sich zur Gründung eines Charitasverbandes. Die Satzungen wurden beraten und der Ausschuss gewählt.

Am 11. Mai wurde die Ortsgruppe Vaduz gegründet. Die nächsten Sitzungen beschäftigen sich mit der Markierung der verschiedenen Vereinszwecke, als solche wurden neben der Unterstützung der Armen auch die Pflege der Kranken und die Fürsorge für die schulentlassene Jugend bezeichnet. Schon damals wurde einer Kranken eine Bäderkur vermittelt. Im September gingen die Frl. Marie [Rheinberger] und Emma Rheinberger in Vaduz zu den einzelnen Häuser und gewannen über 100 Mitglieder zu einem Jahresbeiträge von 5 Franken für den Verein, dazu sehr viele Gaben an Lebensmitteln. Der Erfolg war also ein unerwartet grosser und zeigte eine ergreifende Liebe zu den Armen. Ausserdem erhielt der [Verein] anderweitige grössere Beiträge und durch Vermittlung der fürstlichen Regierung auch einen Beitrag Sr. Durchlaucht in der Höhe von zweihundert Franken.

Anfangs November sandte der Verein Frau [Therese] Schnyder-Schädler zu einem Kurse für Pflegerinnen nach Sarnen. Nach ihrer Rückkehr hat unsere Krankenpflegerin sozusagen immer Aufträge und ist bei den Kranken sehr beliebt.

Nachdem der Verein auf diese Weise ansehnliche Mittel erhalten hatte, verabreichte er auf Weihnachten und den Winter Gaben an manche Bedürftige. Es war rührend, wie die Beschenkten dankten. Wir suchten besonders alte Leute auf, welche durch den Sturz der Währung ihre Ersparnisse verloren hatten. Diese waren überrascht, dass man an sie dachte und dankten mit Tränen in den Augen. So konnte unser Verein recht viel Gutes stiften bereits im ersten Jahre seines Bestehens.

Zur Jahresneige hatte sich auch in Triesenberg durch die eifrigen Bemühungen des Herrn Pf. von Reding eine Ortsgruppe gebildet, welche gleich im ersten Anlaufe 83 Franken meldete. Auch in Schaan wurde eine Ortsgruppe errichtet, doch hat sie ihre Tätigkeit noch nicht begonnen.

Die Jahresversammlung bestätigte den bisherigen Vorstand, Pf. [Georg] Marxer, Obmann, Pf. von Reding, Obmanns-Stellvertreter, Fürstl. Rat [Josef] Ospelt, Kassier, Frau Maria Rheinberger, Schriftführerin. Aus dem Kassabericht sei noch hervorgehoben, dass ausser den bereits erwähnten Erträgnissen von Triesenberg, aus Vaduz allein 522 Fr. eingingen. Die Ausbildung der Krankenpflegerin kam uns auf 190 Fr. Für Lebensmittel und Kleider an Kranke und Bedürftige wurden 78 Fr. verausgabt, an Barunterstützungen 155 Franken.

Zum Schlusse betonen wir noch, dass wenn auch in erster Linie die Unterstützungen in jene Gemeinden zurückflossen, welche Gaben leisteten und in welchen der Verein festen Fuss gefasst hat, doch auch in die andern Gemeinden reichliche Gaben gelangten. Wir wollten da weitherzig sein und allen Bedürftigen Landsleuten die Hand reichen. Wir bitten auch um ferneres Wohlwollen Aller. Gott schütze und segne den schönen Charitasverband!

______________

[1] L.N. 9.5.1925, S. 1; L.Vo. 9.5.1925, S. 1.