J. G. Rheinberger berichtet seinem Bruder David Rheinberger vom kleinen Künstlerkreis, den er von Zeit zu Zeit bei sich empfängt


Brief von Josef Rheinberger an David Rheinberger:

 


München, 27.2.1876

Mein lieber David!

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Nachdem das gedruckte, Pöhly gewidmete Heft ankam, übersande ich es ihm mit einer Photographie, worauf er mir mit einem sehr lieben Brief aus Schlanders antwortete. Ich werde ihm dieser Tage wieder schreiben. Ich hatte dieser Tage immer Angst, von Überschwemmungen in Liechtenstein [1] zu lesen, da allerwärts die Wasser so stiegen - es scheint aber merkwürdigerweise der Rhein diesmal zur "gemässigten Partei" zu gehören.

- Wir waren Gottlob diesen Winter, Kleinigkeiten abgerechnet, trotz der so anhaltenden Kälte, recht wohl. Wir gehen wenig aus, haben aber von Zeit zu Zeit einen kleinen Künstlerkreis bei uns. Julius Meier [2] seh ich hie und da auf der Hofbibliothek – Schafhäutel [3] alle Sonntag auf dem Chore der Michaelskirche, und im übrigen bin ich ziemlich fleissig. Maly's Photographien werden dir nachgeliefert, so wie sie fertig sind - Es müssen nämlich noch weiche nachbestellt werden.

Mit herzlichstem Gruss an Dich, Peter und dessen Familie

Dein treuer Bruder

Josef Rheinberger

 

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[1] Trotz der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnenen Flusskorrektion bedeutete der Rhein bei Hochwasser immer noch eine Gefahr für die Talebene.
[2] Recte: Maier.
[3] Recte: Schafhäutel.