Regierung, Landtag und weitere Behördenvertreter besichtigen die Presta


Leitartikel im "Liechtensteiner Vaterland" [1]

10.4.1943

Eine Einladung des Press- und Stanzwerkes A.G. in Eschen am 8. April 1943

Nachdem das Press– und Stanzwerk in Eschen seinen Betrieb schon vor einigen Monaten aufgenommen hatte und kurz nach der Fürstenhochzeit die im Lande weilenden Durchlauchtigsten Prinzen und Prinzessinnen dieses grosse Unternehmen besucht hatten, erging nun im Namen des Verwaltungsrates auch eine Einladung zu einem Rundgang durch die gesamte Werkanlage an Regierung, Landtag, an die Vorsteher und Vizevorsteher, an die Verwaltungsräte der Sparkasse und des Lawenawerkes sowie an die Presse.

Dass das Interesse an der Besichtigung allgemein vorhanden war, bewies die Tatsache, dass die geladenen Gäste vollzählig erschienen waren. Schon beim Betreten des Fabrikgeländes bekommt man einen sehr angenehmen Eindruck von dem Unternehmen. Alles ist auf Sauberkeit eingestellt. Wenn man das alte Fabrikgebäude gekannt hat und das heutige sieht, so findet man kaum mehr eine Beziehung zwischen gestern und heute, so sehr haben sich die Verhältnisse im positiven Sinne geändert. Zu Beginn der Besichtigung führte der Direktor der Firma, Herr Max Held, die Gäste in einer kurzen Ansprache im Speisesaal in die Bedeutung und den Umfang des Unternehmens ein. Der Speisesaal im linken Fabriksgebäude repräsentiert sich als hygienisch und ästhetisch einwandfreie Unterkunftsstätte der in der Fabrik beschäftigten Arbeiter. Auch die Garderobe und Waschräume sowie die sanitären Anlagen überhaupt repräsentieren sich als moderne, saubere und zweckmässig eingerichtete Einrichtungen. Die Führung durch die Fabrik übernahmen die Herren des Unternehmens, unter der obersten Leitung des Herrn Dr. [Paul] Gubser, des Herrn Direktors Max Held, und des Betriebsleiters Lüdy. Die Fabrik befand sich im vollen Betriebe und die Gäste konnten die Arbeiter emsig tätig an ihrem Arbeitsstand beobachten. Sehr angenehm empfunden wurde allgemein, dass keiner der Arbeiter auf kaltem Zement oder Steinboden stehen muss, sondern dass die Arbeitsstände alle aus Holzböden bestehen. Die Maschinenhalle machte für die meisten Gäste einen geradezu überwältigenden Eindruck bei ihrer Grossräumigkeit und in ihrem Reichtum an Licht. Sehr interessant waren für die meisten Gäste auch die elektrischen Anlagen, insbesondere der grosse Transformer. Zum Schlusse der Besichtigung erfolgte die Vorführung eines Schiessversuches mit den in Eschen hergestellten 2 cm Patronen.

Herr Direktor Max Held hielt im Speisesaale folgende Ansprache:

"Hochverehrte Herren Abgeordnete, hochverehrte Gäste!

Im Namen des Verwaltungsrates der Press– und Stanzwerk A.G. Eschen heisse ich Sie zur heutigen offiziellen Betriebsbesichtigung herzlich willkommen.

Es gehört in Kriegszeiten zur Seltenheit, dass der Öffentlichkeit ein für die Kriegsindustrie arbeitender Betrieb zugänglich gemacht wird. Wir glauben aber, dies verantworten zu können und hoffen, Ihnen mit der heutigen Werksbesichtigung einen möglichst guten Einblick von unserem Werk geben zu können, sodass jeder in der Lage sein wird, sich sowohl über die Arbeitsbedingungen wie über unsere Fabrikation ein klares und objektives Bild zu machen. Wir wissen genau, dass unser Unternehmen zu wiederholten Malen öffentlich diskutiert wurde, wobei Ansichten auch auftauchten, die grundfalsch waren und dies soll auch heute Zweck des Besuches sein, dass alle hier Anwesenden bei Auftauchen von neuen Gerüchten dieselben an Hand des Gesehenen richtigstellen können. Damit Sie ein vollständiges Bild erhalten, erlaube ich mir, Ihnen einen kurzen Überblick über das Werden des Werkes zu übermitteln.

Im August des Jahres 1941 wurde vom Sprechenden hier im Lande die Möglichkeit der Erstellung dieses Werkes geprüft und nach verschiedenen Besprechungen mit den zuständigen Behörden am 28. Oktober 1941 die Press- und Stanzwerk A.G. Eschen gegründet. [2] In diese Zeit fallen auch die Verhandlungen betreffend der Übernahme der ehemaligen Textilfabrik hier in Eschen, [3] die dann noch vor Ende des Jahres zum Abschluss kamen.

Am 1. Dezember 1941 erfolgte der erste Spatenstich zwecks Instandstellung der Gebäude und Anpassung derselben an unsere Anforderungen. Mit aller Energie, zum Teil im Tag– und Nachtbetrieb, wurden die in der grossen Werkhalle notwendigen Bauarbeiten ausgeführt, denn schon am 2. Januar des Jahres 1942 wurde mit der Montage der ersten Maschinen begonnen. Durch den ungewöhnlich harten und schneereichen Winter 41/42 mussten dann die Bauarbeiten für längere Zeit eingestellt werden und konnten erst wieder im März 1942 voll aufgenommen werden. Wieder hiess es, mit Hochdruck arbeiten, denn die Inbetriebnahme der Anlage musste möglichst rasch erfolgen. Wenn schon am 15. Mai die ersten Bureau–Räumlichkeiten eingerichtet und Ende Juni die ersten Maschinen angeschlossen waren, so stellt dies der Bauleitung, den Handwerkern und Arbeitern das beste Zeugnis aus. Nicht nur waren klimatische Einflüsse zu überwältigen, sondern in der Zwischenzeit wurde auch der Zement rationiert, jeden Tag kamen neue Verfügungen heraus, sodass es heute fast ein Wunder ist, wenn wir dennoch in der relativ kurzen Zeit von 8 Monaten die Versuchsfabrikation und nach 11 Monaten die Normalfabrikation aufnehmen konnten.

Ein sehr grosses Problem war auch die Beschaffung des für unsern Betrieb notwendigen Stromes und ich möchte hier speziell den Vorarlberger Kraftwerken und dem Lawenawerk für ihre Mitarbeit bestens danken. Solange es den Vorarlberger Kraftwerken nicht möglich war, uns über die neu zu erstellende Leitung ab Umschaltstation Gisingen mit Strom zu beliefern, hat uns das Landeswerk Lawena die zur Einrodung der Maschinen und Versuchsfabrikation notwendige Energiemenge zur Verfügung gestellt.

Im November letzten Jahres haben wir die zweite Bauetappe in Angriff genommen. Diese umfasst vorderhand das neben dem Labor– und Kesselhaus stehende Stickstoffgebäude sowie den zu dieser Anlage gehörenden Stickstoffbehälter. Wir hoffen, dass in zirka 5–6 Wochen auch diese Anlage in Betrieb genommen werden kann.

Am 19. Dezember begannen wir mit der Erstellung der Schiessanlage, die wir unbedingt benötigen, um unsere Fertigfabrikate auf ihre Güte zu prüfen.

Als nächstes werden wir hinter der grossen Fabrikhalle ein Lagerhaus bauen, damit wir das zum Teil in der grossen Werkstatthalle untergebrachte Lager dorthin verlegen können.

Wenn wir auch mit einer gewissen Genugtuung auf die relativ kurze Erstellungszeit des ganzen Werkes zurückblicken können, darf dabei nicht vergessen werden, dass nebst all den Rationierungsschwierigkeiten noch andere aufgetaucht waren. Wir möchten nur den seinerzeitigen Kauf des zusätzlichen Landes, das wir zur Arrondierung unseres Fabrikareals benötigten, erwähnen, die Auslösung der 180 an der Freileitung partizipierenden Landbeteiligten und die noch immer nicht erledigte Angelegenheit betreffend Aufhebung des Wegrechtes und Umlegung des Feldweges. Ich möchte hier allen beteiligten Behörden und Personen, die uns in diesen Sachen unterstützten, ebenfalls meinen besten Dank aussprechen, möchte aber immerhin ebenfalls den Wusch aussprechen, dass einige Privatpersonen im Interesse ihrer Mitbürger ihre materiellen Interessen zurückstellen und nur Anspruch auf die ihnen gebührende normale Entschädigung und Behandlung erheben. Der oft gehörte Ausdruck: 'Das sind ja Millionäre, die können wir melken!', zeugt nicht von grosser Weitsicht und bestimmt nicht von Interesse am kollektiven Wohlergehen der Mitmenschen.

Die Erstellungskosten, inklusive Ankauf der Gebäude und Land, betragen bis Ende März Fr. 1'750'000.-. Hiervon entfallen auf bezahlte Beträge an die ehemaligen Besitzer und liechtensteinischen Handwerker die Summe von 960'000 Franken. Der Rest von zirka Fr. 800'000.- wurde nach der Schweiz vergeben, wobei ich aber ausdrücklich bemerken möchte, dass auf die elektrischen Installationen, die nicht durch hiesige Firmen ausgeführt oder beliefert werden konnten, die Summe von Fr. 470'000.- entfällt. Der sonst nach der Schweiz vergebene Anteil betrifft hauptsächlich Einrichtungsgegenstände und Materiallieferungen, die hier nicht erhältlich waren. Wir haben vom ersten Tage an unser Möglichstes getan, im weitgehendsten Masse das Land und dessen Bewohner, wo wir uns niedergelassen haben, zu berücksichtigen.

Wie ich Ihnen schon erwähnt habe, konnte im letzten Sommer die Versuchsfabrikation aufgenommen werden und seit Mitte November des letzten Jahres die Normalfabrikation. Sie werden sich an Hand der einzelnen Arbeitsgänge den Werdegang einer Patronenhülse ansehen können und werden gleichzeitig einen Begriff erhalten, was für Vorarbeiten geleistet werden müssen, bis eine solche Fabrikation technisch einwandfrei funktioniert. Die einzelnen Arbeitsgänge werden Ihnen dann noch erklärt, ich möchte nur auf einige allgemeine Tatsachen hinweisen.

Am 1. Juni 1942 beschäftigte unser Unternehmen 16 Personen. Ende des Jahres waren es 119 und heute sind wir auf 235 angelangt. Wir suchen aber noch mehr Arbeitskräfte, vor allem weibliche, denn wir benötigen zirka 300 bis 320 Personen, um den Betrieb auf den von uns gewünschten Fabrikationsausstoss zu bringen. Die Durchschnittslöhne inkl. Teuerungszulage betragen heute für Arbeiterinnen Fr. -.99, für Hilfsarbeiter Fr. 1.53 und für Berufsarbeiter Fr. 1.96 pro Stunde. Die monatliche Lohnsumme beträgt zirka Fr. 55'000.-. Der Maschinenpark repräsentiert einen Wert von Fr. 1'200’000.-. Die anderen Kosten sind alle entsprechend. Diese wenigen Zahlen werden Ihnen einen Begriff vom Umfange unseres Werkes geben, nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch hinsichtlich Arbeit, die geleistet werden muss, damit diese Summen bezahlt und die Anlage amortisiert werden können. Sie wissen wohl, dass wir auf dem hiesigen Arbeitsmarkte nur wenige Berufsarbeiter finden konnten. Die meisten der angestellten Leute mussten noch angelernt werden.

Auch die Einstellung der Arbeiter hat zu verschiedenen Diskussionen Anlass gegeben. Es wurde uns vorgehalten, wir würden nach politischen Gesichtspunkten Leute einstellen, es würden auch in erster Linie Leute eingestellt, die es von Haus aus nicht nötig hätten, oder weniger nötig hätten, Geld zu verdienen, und auch andere Wünsche wurden uns unterbreitet. Meine Herren, ich erkläre Ihnen, dass weder die politische noch die materielle Stellung des Einzelnen für uns massgebend ist und massgebend sein kann, sondern nur die Arbeitsleistung des Einzelnen. Wenn jemand in unserem Werke entlassen wird, so wird dies nur durch das Verhalten des Betreffenden selbst bedingt. Sie werden alle begreifen, dass wir kein Versorgungsinstitut sind und es auch nie sein werden.

Oft werden wir angefragt: 'Ja, was geschieht aus Eschen, wenn einmal der Krieg fertig ist?' Meine Herren, ich kann Ihnen die Zusicherung geben, dass wir heute schon die Nachkriegsprobleme intensiv studieren und verschiedene Sachen in Bearbeitung haben, die für die Fabrikationsproduktion hier in Eschen in Frage kommen können. Ob wir dann ebenfalls eine Belegschaft von 300 Personen beschäftigen können, wissen wir natürlich nicht, aber eines ist klar, die Fabrik wird weiter arbeiten, denn wir kennen auch den volkswirtschaftlichen Wert, den ein solches Werk für ein kleines Land hat und dass wir heute, als politischer Faktor, Mitträger am Wohlergehen des Landes sind.

Zum Schlusse möchten wir noch einen Punkt erwähnen, der oft falsch ausgelegt wird und dessen Richtigstellung ich heute für angezeigt erachte. Die Press- und Stanzwerk A.G. Eschen ist, wie es der Name ja ausdrückt, eine anonyme Aktiengesellschaft. Immer wieder hört man, sie gehöre Hrn. [Emil] Bührle in Oerlikon. Ich bin ermächtigt, Ihnen mitzuteilen, dass Herr Bührle nicht Aktionär unserer Gesellschaft ist, dass aber unsere Gesellschaft Hrn. Bührle die Entstehung u. Verwirklichung zu verdanken hat. Wäre es nämlich nicht möglich gewesen, einen mehrjährigen Lieferungsvertrag mit der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle u. Co., Zürich-Oerlikon, abzuschliessen und durch diese Unterstützung auch deren fabrikationstechnische Unterstützung und Erfahrung zu erhalten, so wäre das Unternehmen im heutigen Rahmen nicht entstanden. Herrn Bührle und seinen uns zur Verfügung gestellten Mitarbeitern sei daher an dieser Stelle unser aufrichtiger Dank ausgesprochen.

Ebenfalls danken möchte ich der Hohen fürstl. Regierung sowie den andern Behörden, die sich alle sehr um uns bemüht haben und uns ebenfalls wertvolle Dienste leisteten. Ich hoffe, dass die Herren Abgeordneten und Gemeindevorsteher einen guten Eindruck über unser Werk mit nach Hause nehmen und uns bei der Anwerbung und Einstellung von Arbeitskräften oder Erledigung von anderen Fragen unterstützen und helfen werden, denn nur durch die Zusammenfassung aller Kräfte, durch den guten Willen aller Personen, ist es möglich, dass das Werk blühen und gedeihen kann."

Im freundlich geschmückten Saale zur "Eintracht" trafen sich dann alle Gäste zu einem kräftigenden Imbiss, wobei die Bürgermusik Eschen einige Stücke flott vortrug.

Hier ergriff Vize-Regierungschef Dr. Alois Vogt als erster das Wort und sprach über die wirtschaftliche Bedeutung der nun eröffneten Press– und Stanzwerke.

Unsere Bevölkerung sei von jeher auf bäuerliche Betätigung angewiesen gewesen. Schon vor vielen Jahren habe es sich aber gezeigt, dass Liechtenstein übervölkert war. Daher sei seinerzeit die Industrie in Triesen und Vaduz sehr begrüsst worden. Das Unterland habe jedoch keine Fabriken bekommen und als dann schliesslich vor bald zwanzig Jahren in Eschen ein Unternehmen gegründet worden sei, habe dieses leider fehlgeschlagen. Nichtsdestoweniger müsse festgestellt werden, dass die damaligen Initianten weitsichtige Männer gewesen seien. Ein Name müsse genannt werden, es sei derjenige des leider allzu früh verstorbenen Regierungsrates Arnold Hoop. Dieser habe wie alle seine Mitarbeiter nach bestem Wissen gehandelt. Wäre damals das grosse Gebäude nicht entstanden, so wäre die heutige Fabrik wahrscheinlich nicht da.

Heute sei bei uns eine Überkonkurrenzierung im Gewerbe vorhanden. Manche Betriebe werden direkt eingehen. Deshalb sei es das Bestreben der Regierung, jene Leute, die sich nicht auf ihrer Scholle ernähren können, in der heimischen Industrie unterzubringen. Ein solides Unternehmen, wie die Presta es sei, müsse daher hoch eingeschätzt werden. Diese Firma biete Garantie, dass sie auch nach dem Kriege noch arbeiten werde. Eine Sorge habe aber darin bestanden, ob es gelinge, die Energieversorgung zu sichern. Das sei dann gelungen. Er benütze aber diese Gelegenheit dazu, auf sein Lieblingsthema zu kommen, das Saminawerk. [4]

Ohne dieses sei eine weitere Entwicklung unserer Industrie ausgeschlossen. Es müsse nun nach der Erstellung des Kanals an den Bau des Tunnels [5] gedacht werden, da dieser eine Vorarbeit des Saminawerkes sei. Dieses Werk rentiere sich und so sei auch das Geld für dasselbe zu bekommen.

Er dankte dem Press– und Stanzwerk nicht nur, weil es viel Verdienst ins Land gebracht habe und die Arbeiter hochanständig behandle, sondern weil es wohl auch den Anstoss zum Bau des Saminawerkes geben könne und werde.

Die Arbeiter seien da ausgezeichnet aufgehoben. Sie müssten nicht auf Zementböden stehen, sondern die Böden seien aus Holz. Ein moderner Speisesaal stehe den Arbeitern zur Verfügung und die hygienischen Einrichtungen seien in hohem Masse zu loben. Die Inhaber der Firma seien nicht nur bloss rechnende Kapitalisten, sondern sozial eingestellte Männer. Und für diese soziale Einstellung, danke er der Firma namens der fürstlichen Regierung, der Arbeiterschaft und des ganzen Landes. Gebe Gott, dass uns dies Werk immer zum Segen sei!

Herzlicher Beifall belohnte den regierungsrätlichen Redner für seine ausgezeichneten programmatischen Ausführungen.

Im Anschluss an die Rede des Regierungsvertreters sprach Herr Gemeindevorsteher [Josef] Meier von Eschen. Er führte aus:

"Es sei mir gestattet, im Namen der Gemeindevertretung und im Namen der ganzen Gemeinde eine Dankespflicht nachzutragen.

Lange Jahre war die Fabrikanlage am äusseren Hügelrande unserer Gemeinde eines unserer grössten Sorgenkinder. Heute ist aus einer Ruine eine moderne Fabrik und schöne Arbeitsstätte geworden.

Für die Schaffung dieser ausgezeichneten und wirklich sauberen Arbeitsstätte möchte ich allen Herren Initianten und ganz besonders Herrn Direktor Max Held den aufrichtigsten Dank aussprechen. Wenn er auch oft besonders dann recht sparsam ist, wenn der Vorsteher die Interessen der Gemeinde zu wahren hat, so hat er umsomehr ein Herz für den Arbeiter. Es ist und war sein Stolz, den Arbeitern eine würdige Arbeitsstätte zu schaffen. Für das sei ihm ganz besonders gedankt. Auch allen seinen Mitarbeitern hiefür herzlichen Dank!

Herr Dr. Gubser, ich danke auch Ihnen recht herzlich für alles, was Sie unserer Gemeinde getan haben, ich bitte auch Sie, für die Zukunft unserer Gemeinde und dem schönen Werke Ihr Wohlwollen entgegenzubringen, wofür ich Ihnen heute schon den besten Dank ausspreche.

Ich bin überzeugt, dass das geschaffene Werk unserem ganzen Lande Verdienst und Aufschwung bringen wird und ich bitte die Leiter des Betriebes, im Anfange die Geduld nicht zu verlieren und ein Auge zuzudrücken, wenn ungeübte Hände daneben hauen. Ebenso überzeugt bin ich, dass die Initianten keine Enttäuschung erleben werden, denn wer nach Liechtenstein kommt, wird glücklich werden. Durch eifrige Zusammenarbeit seitens der Leitung des Werkes, der Belegschaft und der Behörden wird alles gelingen zum Wohle der einzelnen Beteiligten und des ganzen Landes.

Das walte Gott!"

Nachdem dann noch Herr Vorsteher [David] Strub namens der Gemeindevorsteher für die Einladung gedankt hatte und Herr Schlossermeister Gustav Ospelt aus Vaduz namens der Handwerker, denen die vielen und zum Teil grossen Aufträge in der Fabrik erteilt worden waren, den besten Dank an die Firma abgestattet und auf die angenehme Zusammenarbeit mit den Herren Vertretern der Fabrik hingewiesen hatte, meldete sich als letzter Redner Herr Landtagsabgeordneter Oswald Bühler als Sprecher für die Arbeiterschaft des Press– und Stanzwerkes.

Er führte aus:

"Es sind heute viele schöne Worte gefallen, und nun meldet sich noch einer zum Worte, das ist der Arbeiter. Ich habe heute nachmittags ein Mandat übernommen, dessen Ausübung mir grosse Freude bereitet. Die Arbeiterschaft der Firma Press– und Stanzwerke A.G. hat mir übertragen, einmal nach schlichter Liechtensteiner Art zu danken und zu bitten. Ich bin beauftragt, zu danken allen Herren der Press– und Stanzwerke A.G. für die Schaffung einer Arbeitsstätte, die den Arbeitern ein menschenwürdiges Dasein gestattet. Ich bin weiter beauftragt, zu danken für die Ausschüttung einer Entlöhnung, die den Arbeitern ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht. Wir haben in Liechtenstein noch kein Industrievolk. Es wird noch lange Zeit dauern, bis sich die Arbeiterschaft an die Bedingungen eines Fabrikbetriebes gewöhnt hat. Ich bin beauftragt, den Vorgesetzten und Vorarbeitern ganz besonders zu danken für ihre grosse Rücksichtnahme bei der Einlernung der Arbeiterschaft.

Ich bin beauftragt, Ihnen, sehr geehrte Herren der Press– und Stanzwerke A.G., namens der Arbeiterschaft insbesonders ans Herz zu legen: 'Aus vielen kleinen Lebenswerklein der Arbeiterschaft wird einmal Euer grosses Lebenswerk entstehen. Ohne Arbeiter gibt es keine Fabrik u. kann keine Fabrik betrieben werden.' Ich bin beauftragt, Sie zu bitten, dieses Motto vor Augen zu halten. Eine weitere Bitte der Arbeiterschaft geht dahin, auch in Zukunft ihnen wie bisher grösstes Wohlwollen entgegenzubringen, und insbesonders werden die Herren der Vorarbeiterschaft gebeten, dann, wenn etwa ungeschulte Hände daneben hauen, nicht gleich drein zu hauen. Ich verdanke nochmals am Schlusse meiner Ausführungen im Namen der Arbeiterschaft alles das, was bis heute denselben durch ihre Leitung an Gutem getan wurde und bitte für die Arbeiterschaft um Ihr ferneres Wohlwollen."

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[1] L.Va., Nr. 28, 10.4.1943, S. 1f.
[2] Die Konzessionsurkunde datiert vom 27.10.1941 (LI LA RF 207/290/001/001).
[3] Die Jutespinnerei und -weberei Eschenwerke AG.
[4] Seit 1911 bestanden Projekte für ein durch die Samina gespeistes Wasserkraftwerk. Realisiert wurde dieses schliesslich 1947-49.
[5] Der Neubau des Tunnels Gnalp-Steg wurde 1939 beschlossen, die Realisierung verzögerte sich jedoch bis 1946/47.