Das "Liechtensteiner Volksblatt" ruft die Jungmänner im Zusammenhang mit der Gründung des "Heimatbundes Jung Liechtenstein" zu politischem Engagement auf


Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

21.8.1930

Jugend und Heimat

=r. Der Gedanke an die Heimat, ans Vaterland, lässt das jugendliche Herz, das schon in der Schulzeit hingelenkt worden ist, auf das Hehre, Ideale, das das Vaterland seinem Bürger ist, höher schlagen. Wie leuchten die Augen, wenn da erzählt wird von der Geschichte der Jahrhunderte und dem Wirken der Väter und der Ahnen, aber noch mehr, wenn so eine begeisterte Schar hinziehen darf über das Land, das aufgeschlagen ist und wo jeder Ort und manche historische Stätte zeugt von dem Eifer und dem Streben eines fleissigen Volkes - Fürwahr, eine heimatliebende Jugend und besonders Jungmannschaft, die Begeisterung und Interesse für diese edle Sache bekundet, kann unschätzbare Dienste leisten für das Staatswohl und die Einigkeit der Stände.

Auch die Jugend Liechtensteins ist zu hehren Zielen berufen. Das Vaterland, obwohl es nicht mehr allen Scholle sein kann, bietet doch reichliche Lebensmöglichkeiten. Was bedeutet es nur für die Jungmänner, die in der heutigen schweren Zeit in ihrem Streben so oft harte Schwierigkeiten zu überwinden haben, in einer Monarchie zu leben, deren Träger [Fürst Franz I.] nicht nur gütiger Herrscher ist, sondern Landesvater im wahrsten Sinne des Wortes. Fürstentreue, vaterländische Gesinnung und Sinn für Heimatschutz sollen darum die Ideale unserer Jugendbewegung sein.

Die Fürstentreue, glaube ich, muss im weitaus überwiegenden Teil nicht versichert werden, denn dieser gute Kern steckt tief im Volke. Leider muss man konstatieren, dass der rechte Sinn für die brennenden Zeitfragen des Vaterlandes sehr zu wünschen übrig lässt. Diese teilweise Interessenlosigkeit beruht vielfach in mangelnder Kenntnis über die Grundzüge des staatlichen Lebens. Erfreulich ist zwar, dass in den oberen Jahrgängen der Elementarschulen die Verfassungslehre gehandhabt wird. Diese politische Schulung könnte von grossem Werte sein, wenn das Interesse auch späterhin noch bliebe. Da fehlt es eben und was noch schlimmer ist, die Früchte werden sich früher oder später zeitigen. Wir brauchen heute eine grundsatztreue Jugend, die eintritt für Recht und Sitte und besonders sich für die aktuelle Landespolitik interessiert.

Es soll vor allem heissen: Jungmänner voran, denn aus ihren Reihen sollen tüchtige Politiker hervorgehen, die das Land in stabilen Verhältnissen zu erhalten vermögen. Die zielsichere Führung der Wirtschaft und deren Anpassung an die modernen Verhältnisse bedarf in der heutigen Zeit besonders fähiger Köpfe, die wegleitend ihre Kenntnisse dem Volke zur Verfügung stellen. Besonders aber würde es ein gutes Stück nach vorwärts bedeuten, wenn einmal voll und ganz anerkannt wird, dass Wirtschaftsfragen in lokalem Sinne von der andern Politik zu unterscheiden sind.

Es soll unsern Jungmännern besonders Gelegenheit gegeben werden, sich im Kollegenkreise über land- und volkswirtschaftliche Angelegenheiten aussprechen zu dürfen. Christlichsozial geführte Jugendorganisationen sind gewiss geeignet, den schönen Gedanken der Solidarität zu erregen, ohne die ein fortschrittliches bürgerliches Streben fast undenkbar ist. Blicken wir nur in unsere Nachbarländer, was bedeuten dort jene grossen Jugendverbände für ihre Völker. Berühmte Staatsmänner sind ihre Gönner und Förderer. - Es dürfte uns wirklich um unsere Heimat nicht so sehr bangen, wenn auch unsere Jungmannschaft sich zusammenschlösse, um gemeinsam jenen Zielen entgegenzustreben, die einer monarchisch und vaterländisch denkenden Jugend geziemen. [2] Gleichzeitig dürfen wir zuversichtlicher den kommenden Landesfragen entgegensehen, wenn das junge Volk, begeistert von der Liebe zur Scholle und beseelt von der Hilfsbereitschaft zum Mitbürger Sympathie zeigt für Volkswirtschaft und rechte Sozialpolitik. Letztere Frage im gedeihlichen Sinne zu lösen, wäre wirklich ideale Arbeit im Dienste des Vaterlandes. Drum nochmals: Jungmänner voran! Vereintes Streben und Schaffen führt zu schönen Zielen. Heil Dir, Jung-Liechtenstein!

 

 

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[1] L.Vo., Nr. 96, 21.08.1930, S. 1.  
[2] Vgl. den Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" vom 19. August 1930 über die Gründung des "Heimatbundes Jung Liechtenstein" (L.Vo., 1930.08.19).