Die Regierung lehnt weitere Bemühungen für die Beibehaltung der 5-Tage-Woche in der Spinnerei Jenny, Spoerry und Cie in Vaduz ab


Schreiben der Regierung an die Arbeiterschaft der Spinnerei Jenny, Spoerry & Cie in Vaduz zuhanden von Eduard Steiner, gez. Regierungsrat Peter Büchel [1]

24.8.1937

Wir haben uns mit Ihrer Eingabe [2] ohne Datum an die Firma Jenny, Spörry & Cie in Ziegelbrücke gewandt [3] und von ihr folgende Auskunft [4] erhalten:

"Unter dem 20. August senden Sie uns eine Eingabe, unterzeichnet von einem grossen Teile unserer Arbeiterschaft in Vaduz, bezüglich Aufrechterhaltung der 5-Tage-Woche auch im Winter. Wir geben Ihnen diese Liste wieder zurück. Unser Herr C. [Kaspar] Jenny wird im Laufe des Monats September wunschgemäss einmal bei Ihnen vorsprechen.

Bezüglich dem Begehren dieser Arbeiter stehen wir auf dem Standpunkte, es sei dasselbe nicht zweckmässig und wir - nicht etwa Herr Wild - haben für die Wintermonate wiederum die Verteilung der Arbeitszeit auf 5½ Tage verlangt. Im Sommer, wenn die Leute auf dem Acker arbeiten können, die Tage lang sind und weniger bei Licht gearbeitet werden muss, ist die 5-Tage-Woche zu verantworten, im Winter dagegen, wo man ans Haus gebunden ist, ist die Verteilung der Arbeitszeit auf 5½ Tage zum mindesten dort richtig, wo der Weg zur Arbeitsstätte nicht allzuweit ist, was bei der Arbeiterschaft in Vaduz der Fall ist. In Triesen arbeiten wir nur 5 Tage in der Woche wegen den Leuten von Triesenberg und Balzers. In Zeiten von Wasserknappheit aber steht die Fabrik in der Mitte der Woche, damit das Wasser voll ausgenützt werden kann. Bei der Spinnerei Vaduz wäre eine solche Lösung nicht möglich, wenn Wassermangel eintreten würde, da unsere Weiheranlagen zu klein sind, um auch das Niederwasser während 36 Stunden zurückzuhalten. Im Gegensatz zu einer Weberei spielt auch die Heizung in der Spinnerei eine sehr grosse Rolle. Wenn die Fabrik steht, so hat man, weil die Maschinen keine Wärme abgeben, vermehrte Heizungskosten und der Gang der Maschinerie ist nach zwei Tagen kein guter. Der Stillstand vom Samstag Mittag bis Montag früh ist in den kältesten Wintermonaten recht kostspielig und die gänzliche Stilllegung an Samstagen, abgesehen von ein paar Schichtmaschinen, passt nicht. Nach unseren Erkundigungen konzentrieren von gegen 400 Textilbetrieben nur 6 kleinere Betriebe ihre Arbeitszeit auf 5 Tage. Wir sind nach wie vor bereit, jeweilen vom 1. April bis 30. September die Arbeitszeit im einschichtigen Tagesbetrieb auf 5 Tage zu konzentrieren, im Wintersemester dagegen nicht, einmal, weil es für uns Unzukömmlichkeiten bringt und sodann, weil es für die Arbeiterschaft kein Bedürfnis ist, den Samstag gänzlich frei zu haben."

Bei diesem Sachverhalt wird es wohl nicht gut möglich sein, den Standpunkt der Fabriksinhaber umzustossen und weiteres in dieser Angelegenheit für Sie zu unternehmen.

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[1] LI LA RF 173/384/004. Kürzel: G.
[2] LI LA RF 173/384/001.
[3] Schreiben der Regierung an die Firma Fritz und Kaspar Jenny in Ziegelbrücke vom 20.8.1937 (LI LA RF 173/384/002).
[4] Antwortschreiben der Firma Jenny, Spoerry & Cie an Regierungschef Josef Hoop vom 23.8.1937 (LI LA RF 173/384/003).