Peter Büchel erklärt, dass er als Katholik den Nationalsozialismus ablehne


Artikel von Regierungsrat Peter Büchelim "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

6.3.1937

Mauren

In Nr. 18 vom 2. März ds. J. des "Vaterland" [2] werde ich angefragt, ob ich in einer Versammlung gesagt habe: "Wer das 'Liechtensteiner Vaterland' liest, ist in meinen Augen kein Katholik mehr". Sie verlangen ein klares Nein oder Ja. -

Der Verständlichkeit halber muss ich ein bisschen mehr als Nein oder Ja schreiben. – In der fraglichen Versammlung, an der ich über Einladung ein paar Worte geredet habe – es war nicht gerade eine vorbereitete Rede, wie das viele Herren machen – sagte ich unter anderem Folgendes:

Hinaus aus allen kathol. Häusern mit allen anstössigen und farblosen Schriften, wir haben ja so viele schöne und gute kath. Schriften ... Ein Blatt (gemeint habe ich das "Vaterland"), das wöchentlich zwei, dreimal eine von Gott gesetzte Regierung im Kot herumzieht, ist in meinen Augen auch nicht gut. – Wenn dies ein Vater liest, ist das seine Sache. Er soll sich aber hüten, seinen Kindern solche Kost vorzustellen, sonst könnte er es selber bitter büssen müssen.

Aus diesen Worten heraus kann jener, der im "Vaterland" angefragt, meinetwegen ein klares Nein oder Ja heraus lesen. Um weitern Anfragen betreff jener Versammlung am Schellenberg, denn nur um diese kann es sich handeln, vorzubeugen, möchte ich gleich hier in ein paar Auszügen wiederholen, was ich dort auch gesagt habe: Vor ein paar Jahren haben uns einige Herren ein schönes politisches Programm vorgelegt, das wir alle hätten unterschreiben können. Doch bald sind sie wieder davon abgerückt und haben damit viele abgestossen. Ein paar Herren haben dann eine politische Ehe geschlossen und einen – Verräter geboren. – Weiter habe ich ausgeführt: Vor ein paar Jahren habe ich bei einer Debatte mit dem damaligen Regierungschef [Gustav Schädler] wegen der Klassenlotterie am Schellenberg die Worte gebraucht: Verflucht jener Satan, der den Parteigeist in unser liebes, schönes Vaterland herein gebracht. Wehe seinen Helfershelfern, die auch heute noch nicht zur Einsicht gelangt sind, da sie dadurch das Wohl des Landes untergraben. Ich sagte dann, dass ich diese Worte fast wiederholen möchte, denn ein guter Geist hat den Parteigeist nicht in unser Land gebracht. Zu was brauchen wir Parteien, wir sind ja alle katholisch, da wollen wir zusammenhalten, dann haben wir eine Partei, deren wir uns nicht schämen müssen. Dann habe ich auch noch gesagt: Andere Länder sollen meinetwegen tun, was sie für gut finden, das ist ihre Sache. Wir aber wollen das Christuskreuz verehren, nicht das Hakenkreuz. Wir sind Katholiken und müssen nicht alles nachäffen. – Ferner führte ich aus: Ich habe auch einmal am Schellenberg gesagt: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Auch diesen Ausspruch getraue ich mir zu wiederholen. Man soll nur die Arbeit anschauen, die unser verehrter Regierungschef, Hr. [Josef] Hoop, und sein Stellvertreter, H. H. [Hochwürdiger Herr] Pfarrer [Anton] Frommelt geleistet haben, anschauen, diese brauchen sich ihrer Früchte nicht zu schämen. Zu diesen wollen wir halten und sie unterstützen.

Dies sind im grossen und ganzen meine Ausführungen, die ich bei jener Versammlung gemacht habe. Und nun, lieb "Vaterland", magst ruhig sein, denn deine Söhne wanken...

Die nächste Anfrage bitte ich lieber mir persönlich zuzustellen, denn erstens könnte sie mich sonst nicht erreichen und zweitens liebe ich es nicht und tue es nur gezwungen, mich in der Presse zu verbreiten.

Peter Büchel

 

 

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[1] L.Vo., Nr. 27, 6.3.1937, S. 2.
[2] Gemeint ist L.Va., Nr. 18, 3.3.1937, S. 2 ("Anfrage an Herrn Regierungsrat Peter Büchel").