Bericht im "Liechtensteiner Volksblatt" über die Anordnungen der deutschen Militärbehörden im besetzten Frankreich [1]
16.12.1941
Die Attentate in Paris
Deportation von Juden und Erschiessungen als Strafmassnahmen
Paris, 14. Dez. Die deutschen Militärbehörden veröffentlichen folgende Mitteilung:
"In den letzten Wochen sind wieder Sprengstoff- und Revolveranschläge gegen Angehörige der deutschen Wehrmacht begangen worden. [2] Deutsche Soldaten wurden hinterrücks ermordet und verletzt. In keinem einzigen Fall konnten die Mörder gefasst werden. Um die wahren Urheber dieser feigen Anschläge zu treffen, habe ich die sofortige Durchführung folgender Massnahmen beschlossen.
1. Eine Busse von einer Milliarde Francs wird den Juden im besetzten Gebiet auferlegt.
2. Eine grosse Zahl jüdisch-bolschewistischer Elemente werden zu Zwangsarbeit nach dem Osten deportiert werden. Weitere Deportationen werden in grossem Massstab erfolgen, sofern neue Anschläge verübt würden, ganz abgesehen von andern als notwendig erachteten Massnahmen.
3. Ferner werden hundert Juden, Kommunisten und Anarchisten, die bestimmte Beziehungen mit den Urhebern des Attentates haben, füsiliert werden.
gez. General [Otto] v. Stülpnagel, Kommandant der Besetzungstruppen in Frankreich."
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[1] L.Vo., Nr. 140, 16.12.1941, S. 3. Vgl. den weitergehenden Bericht über die genannten Anordnungen der deutschen Militärbehörden im "Liechtensteiner Vaterland" vom 17.12.1941 (L.Va., 1941.12.17): "Diese Massnahmen treffen nicht das französische Volk, sondern einzig die Individuen, die im Sold der Feinde Deutschlands stehen, Frankreich ins Unglück stürzen wollen und deren Ziel die Verhinderung der Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ist."
[2] Am 21.8.1941 wurde in Paris ein Attentat auf den Wehrmachtssoldaten Alfons Moser verübt; es folgten zwei weitere Attentate, auf den Feldkommandanten Karl Hotz in Nantes und den Kriegsverwaltungsrat Reimers in Bordeaux.