Eugen Frommelt wird nach dem Rotterüberfall als Beschuldigter gerichtlich einvernommen und sodann in Untersuchungshaft gesetzt


Protokoll der Einvernahme des Beschuldigten Eugen Frommelt, gez. derselbe und Julius Thurnher [1]

6.4.1933

Vor dem frstl. Landrichter Dr. Julius Thurnher und dem Schriftführer Xaver Frick

Vorgeführt wird Eugen Frommelt, geb. 18 Sept. 1907 in Rankweil, zust. nach Ruggell, kath., ledig, Chauffeur in Vaduz, des Johann und der Luise geb. Allgäuer, unbescholten und gibt als Beschuldigter vernommen an:

Ich glaube, es war am letzten Montag, da kam Rudolf Schädler und Peter Rheinberger zu mir, das heisst ich war beim Friseur Zinsmeister und mein Hund war draussen und da warteten sie auf mich. Man sprach davon, in Liechtenstein eine Nationale Bewegung ins Leben zu rufen, dann auch von Rotters. [2] Rudolf Schädler meinte, man könnte Deutschland einen Dienst erweisen und Liechtenstein dazu, wenn man die Rotter aus dem Lande brächte. Rheinberger sollte mit Kräften aus Deutschland verhandeln und die sollten es dann machen.

Am Dienstag fragte mich dann Schädler, ob ich nicht mit nach Gaflei gehe, wir wollten wegen des Schnee's sehen, ob man hinauf fahren könne. Wir fuhren mit dem Wagen dann nach Masescha und gingen zu Fuss nach Gaflei. Herunterwärts hat Rudolf Schädler dann längere Zeit mit dem Architekt [Franz] Röckle, der dort war, sich unterhalten. Wir haben im Gasthaus etwas zu uns genommen, es waren dann noch Blümel von Schaan und ein Verwandter oder Bekannter von Goverts dort, ich habe mich mit denen die meiste Zeit unterhalten.

Es kam der "Völkische Beobachter" für Röckle und er und Schädler haben ihn gelesen. Sie haben sich dann auch unterhalten darüber, dass man in Liechtenstein eine Nationale Bewegung ins Leben rufen soll, Man sprach, welche Personen man da heranziehen könnte, ich habe mich aber wie gesagt, hauptsächlich mit den anderen Herren unterhalten, ich habe nichts davon gehört, dass damals zwischen den Beiden über die Wegführung der Rotter gesprochen worden wäre.

Wir fuhren am gleichen Tag dann nach Feldkirch. An der Grenze in Tisis hat Schädler mit dem österreichischen Zolleinnehmer Scheier gesprochen, ob man die Rotter direkt durch Österreich durch nach Deutschland bringen könnte, oder ob sie in Österreich verhaftet würden. Scheier erklärte, sie hätten Steckbriefe, sie müssten die Rotter unbedingt verhaften. Eine Durchlieferung sei unmöglich.

Doch wäre es vielleicht möglich, dass Deutschland auf diplomatischem Wege von Österreich das erreichen könnte, dass sie direkt nach Deutschland verbracht werden könnten.

In Feldkirch hat Schädler beim Gasthaus zum Lingg etwas abgegeben, es war ein kleines Schächtelchen, was es enthielt und für wen es bestimmt war, weiss ich nicht. Schädler meinte dann, es wäre nicht schlecht, wenn man noch in Lindau wegen der Sache anfangen könnte, und wir sind nach Lindau gefahren, dort kam ein Grenzkommissär Neb, dem trug Schädler die Sache vor. Auch hier wollte er fragen, ob es nicht möglich sei, dass man die Rotter eben direkt durch Österreich durch nach Deutschland bringen könnte. Der Beamte erklärte, da könne er nichts machen, das werde schwer gehen.

Gestern nun mittags traf ich Rudolf Schädler auf der Strasse in Vaduz, er fragte mich, ob ich nicht mit ihm nach Gaflei fahren wollte, er hätte eben mit den Rotter gesprochen. Um ½ 1 fuhr ich dann mit ihm nach Gaflei. Auf dem Wege erzählte er mir, die Rotter hätten ihn selbst gebeten, ob er sie mit nach Gaflei fahre. Wie wir nach Gaflei kamen, waren Peter Rheinberger und einige Deutsche oben. Schädler hatte mir schon davon gesagt. Zuerst kam einer heraus, mit der Zeit kamen auch andere noch. Ich weiss nicht, vier oder fünf.

Es wurde dann ausgemacht, dass Rudolf Schädler am Nachmittag die Rotter nach Gaflei bringe, wenn er mit ihnen dort ankomme, sollten sich die andern Burschen, noch bevor sie aussteigen könnten, auf den Wagen, auf die Rotters stürzen.

Ich legte mich dann in die Sonne ein Stück weit hinters Hotel, vielleicht ¾ Stunden später kam dann der Wagen, dh. ich habe ihn nicht gesehen, nur gehört, und auf einmal krachte es dann, es wurden mehrere Schüsse abgefeuert. Ich sprang auf und ging gegens Hotel zurück. Da sah ich noch, dass zwei oder drei Mann am kleinern Rotter herum machten. ich glaube, sie wollten ihn fesseln. Ich wollte mit der Sache nichts zu tun haben und bin davon gelaufen. Gerade durch den Wald hinunter, beim Wildschloss hinunter und bin nach Hause gegangen und eingeschlafen. Etwas ¼ vor 5 Uhr war ich bereits zu Hause.

Von den andern drei Personen habe ich überhaupt nichts gesehen, wahrscheinich waren sie schon weggelaufen.

Es wird dem Beschuldigten eröffnet, dass er auch nach seiner Vernehmung des Verbr[echens] des versuchten Menschenraubes verdächtig erscheine und gegen ihn wegen Verabredungsgefahr nach § 121, 117 Zl. 3 St.P.O. [3] die Untersuchungshaft verhängt werde. Er nimmt das beschwerdelos zur Kenntnis.

Gefertigt: 

 

 

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[1] LI LA J007/S066/043/013.
[2] Alfred Schaie und Fritz Schaie (Rotter).  
[3] LGBl. 1914 Nr. 3.