Bekanntmachung der Regierung, gez. Regierungschef Josef Hoop[1]
28.3.1945
In den nächsten Tagen wird eine Geldsammlung von Haus zu Haus für [die] Flüchtlingshilfe durchgeführt.
Selber vom Kriege und dessen Folgen bis anhin zwar verschont, müssen wir doch damit rechnen, dass Flüchtlinge eines Tages in grösserer Zahl auch in unser Land kommen. Die Not dieser Flüchtlinge zu lindern, deren Elend wir nur aus Schilderungen in den Zeitungen kennen, wird die Bevölkerung unseres Landes sicher als ein Gebot der Pflicht und der Dankbarkeit gegenüber dem betrachten, der uns von gleichem Unglück gnädig verschont hat.
Das Ergebnis der Sammlung wird zur Bekämpfung allfällig eintretender Flüchtlingsnot im Lande verwendet werden. Soferne hiezu keine Notwendigkeit besteht, werden die Mittel anderweitigen Hilfsorganisationen für Flüchtlinge zugeführt werden.
Ergeht an:
Sämtliche Hochw. Pfarrämter mit der Bitte um Verkündung von der Kanzel
Alle Ortsvorstehungen mit dem Ersuchen, sich mit den Pfarrämtern wegen Durchführung der Sammlung im Verein mit Mitgliedern sozialer, caritativer oder religiöser Vereine in Verbindung zu setzen
Caritasverein, Vaduz
Volksverein, Vaduz
An die beiden Landeszeitungen und das Kirchenblatt, Schaan, mit der Bitte um Veröffentlichung
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[1] LI LA RF 230/043/001/028. Vgl. in diesem Zusammenhang das Schreiben des Liechtensteinischen Caritasvereins an die Regierung vom 22. März 1945, worin die Bestellung eines Arbeitsausschusses für die Nachkriegshilfe und die Vorbereitung etwaiger Flüchtlingslager angeregt wurde (LI LA RF 230/043/001/026).