Die Abschiebung der internierten Deutschen in die französische Besatzungszone stösst auf Schwierigkeiten


Bericht des F.L. Sicherheitskorps an die Regierung, gez. Josef Brunhart[1]

5.3.1946

Die seinerzeit ausgewiesenen 11 deutschen Internierten haben damals versprochen, bis 1. März 1946 von Liechtenstein auszureisen, wenn sie während dieser Zeit privat wohnen könnten. Nachdem sie bei der fürstlichen Regierung eine Erklärung mit eigenhändiger Unterschrift abgegeben hatten, bis 1. 3. auszureisen, wurden sie nicht in das Lager nach Schaan verbracht, sondern bei Privaten belassen, und es musste für die einzelnen noch pro Tag 2.- Fr. bezahlt werden.

Von diesen 11 Deutschen ist aber bis 1. 3. keiner ausgereist.

Spiegel Jakob hatte seinerzeit nicht unterschrieben und bei diesem läuft noch ein Rekursverfahren.

Kluge Eugen will heute ein Estländer sein und soll einen Estnischen Pass erhalten. Es wurde ihm noch eine Frist von einem Monat erteilt.

Moessner Eugen ist am linken Auge erkrankt und hat ebenfalls noch eine Ausreisefrist von einem Monat erhalten.

Die anderen 8 Mann sollten am 4. 3. über Auftrag der fürstlichen Regierung nach Feldkirch verbracht werden. Anlässlich einer Konferenz in Vaduz am 13.2.46 hatten die französischen Behörden aus Feldkirch und Dornbirn versprochen, diese Leute zu übernehmen.

Hoffmann Paul und Falk Otto [2] haben sich geweigert mitzukommen, d. h. sie konnten nicht mehr aufgefunden werden.

Benz Richard, Gerngross Alex und Stiller Gustav [3] behaupten heute, sie seien keine Deutschen, sondern russische Emigranten. Dies sagten sie zu Herrn Brüschweiler, Generalsekr. für Internationale Flüchtlingshilfe. Dieser war beim Transport dabei und hat dies dann auch in Feldkirch gemeldet.

An der Grenze wurden wir von den Franzosen nicht durchgelassen.

In der Villa Feldeck in Feldkirch erklärte der Stellvertr. von Kap. Portai zuerst dem Gefertigten, ich könne die Leute bringen. Nach der Unterredung mit Brüschweiler erklärte er, ich könnte nur die drei Deutschen bringen.

Nachträglich als ich an die Grenze kam hiess es, alle müssen zurück.

Die 6 Mann wurden nun in das Lager nach Schaan verbracht.

Kluge und Moessner kommen heute in das Lager.

Nach Hoffmann und Falk werden wir fahnden.

Wegen Überbringung der Deutschen nach Feldkirch erwarten wir von dort Bericht.

______________

[1] LI LA RF 230/043t/055.
[2] Vgl. etwa die Entscheidung der Verwaltungsbeschwerdeinstanz in der Verwaltungssache des Otto Falk vom 10.1.1946 (LI LA RF 230/043i/027).
[3] Richard Benz, Alex Gerngross und Gustav Stiller wurden am 1.4.1946 über Schaanwald ausgeschafft. In Hinsicht auf Otto Falk wurde angenommen, dass dieser aus Liechtenstein abgereist sei. Siehe den Bericht des F.L. Sicherheitskorps an die Regierung vom 2.4.1946 (LI LA RF 230/043t/062).