Bericht im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]
21.2.1929
Die Beisetzung in Wranau
Montag, den 14. Februar fand die Beisetzung der sterblichen Überreste des hingeschiedenen Fürsten in Wranau statt. Der Sarg, der am Vorabend von Feldsberg nach Brünn überführt worden war, wurde von 6 Rappen gezogen, zur Wallfahrtskirche des kleinen Ortes geführt, die die Fürsten von Liechtenstein als ihre letzte Ruhestätte erwählt hatten. Der Weg dorthin, der sich 12 Kilometer lang hinstreckt, war zu diesem Zwecke in fahrbaren Zustand gebracht worden und um 1 Uhr mittags hatten sich auch die Mitglieder des hochfürstlichen Hauses und die offiziellen Vertreter in der Kirche versammelt. Von Liechtenstein waren vertreten Landtagspräsident [Anton] Frommelt und Regierungschef Dr. [Josef] Hoop. Der Sarg ruhte, von Blumen und Kränzen und zahllosen Kerzen umgeben, im vordern Teile der Kirche und wurde von den Priestern nochmals eingesegnet. Dann ertönte rührend und ergreifend das Largo von Händel. Der Fürst hatte sich dieses Stück für seine Beisetzung ausgewählt und dieser Umstand allein schon machte das Ganze so ergreifend. Nach der Einsegnung wurde der Sarg in die eigentliche Gruft übertragen, die sich unter der Kirche befindet. Dort erfolgten neuerlich die Totengebete und von tschechischen Mädchen wurde ein Grablied gesungen, das alle Anwesenden tief ergriff. Nach einigen deutschen und tschechischen Gebeten endlich wurde der Sarg in die Gruft geschoben. Jeder der Trauergäste erhielt ein Tannenreis, das er in die geöffnete Gruft neben den Sarg legte und damit den toten Fürsten zum letztenmal grüsste.
Heute ruht unser allgeliebter toter Landesvater zwischen Vater und Mutter und schläft in der lichtvollen Gruft von Wranau die ewige Ruhe. Mit Tränen in den Augen schieden wir von unserem edlen Fürsten, nachdem wir zum letztenmal einen Blick auf die letzte Ruhestätte zurückgeworfen hatten.
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[1] L.Vo., Nr. 24, 21.2.1929, S. 1. Fürst Johann II. war am 11.2.1929 auf Schloss Feldsberg verschieden. Zu den Einsegnungsfeierlichkeiten in Feldsberg siehe den Bericht im "Liechtensteiner Volksblatt" vom 19.2.1929 (L.Vo., 1929.02.19).