Das "Liechtensteiner Volksblatt" berichtet über die Einsegnungsfeierlichkeiten für Fürst Johann II. in Feldsberg


Bericht im "Liechtensteiner Volksblatt", nicht gez. [1]

19.2.1929

Leichenfeier in Feldsberg

(Eigenbericht)

Wien, 15. Februar 1929

Am Donnerstag, den 14 . Februar fand, wie wir schon kurz drahtlich gemeldet haben, in Feldsberg die Einsegnung der sterblichen Überreste unseres Durchlauchtigsten Landesfürsten Johann II. statt. Es war eine tiefergreifende Trauerfeier, die auf jeden Teilnehmer einen unvergesslichen Eindruck machte.

Vor dem Hochaltar der sehr geräumigen Stadtpfarrkirche war die Leiche des hohen Verblichenen in einem Glassarge aufgebahrt, umgeben von vielen Kandelabern mit Hunderten von brennenden Kerzen und einem Walle von Kränzen mit frischen Blumen. Eine zahlreiche Ehrenwache umstand den Sarg. Von draussen strömte eine grosse Zahl von Vereinen mit ihren Fahnen und eine ungezählte Menge aus Feldsberg und Umgebung in die Kirche. Die meisten Mitglieder des Fürstenhauses nahmen in den für sie reservierten vordersten Stühlen der Kirche Platz und in deren nächster Nähe wurde den aus dem Fürstentume zahlreich Erschienenen, vorab den Herren Regierungschef Dr. [Josef] Hoop, H. H. Landesvikar Dr. [Johann] Georg Marxer, der im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Bischofs von Chur und des dortigen hochwürdigsten Herrn Weihbischofs sowie des Liechtensteinischen Priesterkapitels an den Feierlichkeiten teilnahm und dem Herrn Landtagspräsidenten H. H. Pfarrer [Anton] Frommelt ihre Plätze angewiesen. Nach Erscheinen des nunmehr regierenden Fürsten Franz I. begann sofort die kirchliche Einsegnungsfeier, an der mehr als 50 Priester teilnahmen. Ein großer Kirchenchor sang zunächst eine Trauerweise, der dann die eigentliche Einsegnungsfeier folgte und die wieder mit einem Trauerliede des Kirchchores abgeschlossen wurde.

Sodann gingen die Mitglieder des hochfürstlichen Hauses, denen zunächst die aus dem Fürstentume Erschienenen zu folgen eingeladen waren und denen sich dann die anwesenden Beamten der fürstlichen Verwaltung usw. anschlossen, um den Sarg herum. Zum letzten male konnten wir unseren teuren Fürsten sehen, der wie friedlich schlummernd dalag, in seinen Gesichtszügen gegenüber z. B. vom letzten Sommer fast unverändert. In manches Auge schlich sich da eine stille Träne, geweint aus tieftrauernden Herzen.

Während deren hatten die Vereine und die grosse Volksmenge die Kirche verlassen und bildeten draußen auf dem großen Platze ein gewaltiges Spalier. Der Sarg mit dem teuren Toten wurde von fürstlichen Beamten aus der Kirche auf den Leichenwagen getragen und dann zum Bahnhofe geführt, um die letzte Reise anzutreten, die in der Familiengruft in Wranau ihr Ziel finden wird. Seit dem 17. Jahrhundert werden die Mitglieder des Fürstenhauses in dieser Gruft beigesetzt. Es war dort früher ein Paulanerkloster und es ist die alte Klosterkirche ein heute noch beliebter Wallfahrtsort.

An der Beisetzung in Wranau, die Freitag, den 15. ds. Mts., mittags 12 Uhr, stattfindet, nehmen nur die engeren Mitglieder des Fürstenhauses, ferner die Herren Regierungschef [Josef Hoop], Landesvikar [Johann Georg Marxer) und Landtagspräsident (Anton Frommelt) als offiziell Eingeladene teil.

Aus dem Fürstentume waren zur Einsegnungsfeier in Feldsberg ausser den 3 genannten Vertretern die kirchlichen und weltlichen Behörden, alle Landtagsabgeordneten bis auf zwei, von denen der eine durch Krankheit verhindert war, ferner der Gesandte in Bern [Emil Beck] sowie 7 weitere Landeskinder erschienen.

Am Samstag mittags findet in der Schottenkirche in Wien grosser Trauergottesdienst statt, an dem auch die Vertreter aus Liechtenstein teilnehmen werden.

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[1] L.Vo., Nr. 23, 19.2.1929, S. 1. Fürst Johann II. war am 11.2.1929 auf Schloss Feldsberg verschieden.