Die liechtensteinische Regierung begrüsst ein gemeinsames Vorgehen mit dem benachbarten schweizerischen Bezirk Werdenberg bei der Vernichtung schädlicher Vögel


Handschriftliches Konzeptschreiben der Regierung, gez. Landesverweser Leopold von Imhof, an das Bezirksammannamt Werdenberg in Grabs [1] 

14.5.1914

In Erledigung des gesch. [geschätzten] Schreibens vom 12. d. M. [2] beehrt sich die fstl. Regierung mitzuteilen, dass die Zurückdrängung der der Landwirtschaft schädlichen Vögel u. zwar besonders der Krähen u. Elstern [3] durch Gewährung von Prämien für die Vertilgung [4] solcher Vögel u. von Eiern dieser Arten unter Beobachtung der zum wirksamen Schutze der anderen Vögelarten gebotenen Vorsichtsmassnahmen hierlands schon seit einigen Jahren versucht worden ist u. dass diese Aktion auch im heurigen Jahre fortgesetzt wird.

Im Jahre 1913 sind z. B. über 400 Krähen u. Elstern u. mehr als 1200 Eier von solchen eingeliefert worden [5] u. trotzdem sind diese Vogelarten noch sehr stark hier verbreitet, was wohl nicht zuletzt seinen Grund darin hat, dass eine gleiche Massregel bisher in dem benachbarten schweiz. Gebiete nicht durchgeführt wurde.

Es würde daher von hier aus begrüsst werden, wenn im Bezirke Werdenberg u. dessen Umgebung eine ähnliche Aktion eingeleitet werden würde. [6]

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[1] LI LA RE 1914/1397 ad 0075. Mundiert von Regierungskanzlist David Strub am 15.5.1914. Stenographische Randnotiz. Vgl. in diesem Zusammenhang das Protokoll der öffentlichen Landtagssitzung vom 23.12.1902, in welcher der damalige Landesverweser Karl von In der Maur dem Landtag zusagte, wieder Prämien für die Vernichtung schädlicher Vögel einschliesslich deren Eier auszusetzen (LI LA LTA 1902/S04/2).
[2] Vgl. das Schreiben des Werdenberger Bezirksammanns Adrian Eggenberger an die liechtensteinische Regierung vom 12.5.1914 (LI LA RE 1914/1397 ad 0075): Da namentlich die Rabenkrähen für die Maiskulturen zur „förmlichen Landplage“ geworden waren, ersuchte das Bezirksammannamtes auf Initiative des Gemeinderates Buchs und mit Zustimmung aller 6 Gemeinden des Bezirks das Fürstentum „um ein gemeinsames Vorgehen gegen diese Vogelschädigungen durch Abschuss von solchen und Vernichtung der Bruten gegen Bezahlung von Prämien“.
[3] Durchgestrichen: „Hähern u.ä.“.
[4] Durchgestrichen: „Abschuss“.
[5] Vgl. hiezu das Schreiben des Forstamtes (Julius Hartmann)an die Regierung vom 5.1.1914, wonach im Ganzen 618 Vögel und 1294 Eier eingeliefert worden waren, wofür der Gesamtprämienbetrag vom 714 Kronen 30 Heller zur Auszahlung gelangte (LI LA RE 1914/075 (Aktenzeichen des Forstamtes: 7/1914)).
[6] Vgl. das Bezirksamt Werdenberg teilte der liechtensteinischen Regierung mit Schreiben vom 16.5.1914 mit, dass das Justizdepartment des Kantons St. Gallen die Vertilgung schädlicher Vögel im Bezirk vom 14.5. bis zum 6.6.1914 bewilligt hatte (LI LA RE 1914/1442 ad 0075/1397).