Handschriftliches Protokoll der öffentlichen Landtagssitzung, gez. Landtagspräsident Albert Schädler sowie die Landtagssekretäre Alfons Feger und Franz Schlegel [1]
23.12.1902
VII. Abg. [Jakob] Kaiser bringt in Anregung, sich über Mittel und Wege schlüssig zu machen, dem Überhandnehmen der Raubvögel zu steuern.
Abg. [Karl] Schädler findet in dem Vernichten der Eier ein wirksameres Mittel als in dem Schiessen einzelner Vögel, [2] welcher Ansicht Abg. [Johann Baptist] Büchel beipflichtet mit dem Vorschlage, die Fortbildungsschüler durch Sachverständige unterweisen zu lassen, damit nicht Eier nützlicher Vögel vernichtet würden. [3]
Herr frstl. Reg. Kommissär [Karl von In der Maur] gibt die Zusage, für Vernichtung von Eiern schädlicher Vögel wieder, wie früher, [4] Prämien auszusetzen. [5]
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[1] LI LA LTA 1902/S04/2. Maschinenschriftliche Abschrift ebd. Das Landtagsprotokoll wurde publiziert in: L.Vo., Nr. 1, 2.1.1903, Beilage („Bericht über die Landtagssitzungen vom 22. und 23. Dezember 1902“) und L.Vo., Nr. 2, 9.1.1903, Beilage („Bericht über die Landtagssitzungen vom 22. und 23. Dezember 1902 (Fortsetzung und Schluss)“). Vgl. weiters auch die Landtagsprotokolle vom 11.1.1917 (LI LA LTA 1917/S04/2) und vom 3.10.1918 (LI LA LTA 1918/S04/2).
[2] Vgl. in diesem Zusammenhang die Gesuche der Ortsvorstände des Unterlandes vom Juni und September 1902 um Bewilligung zur Aufstellung von Schützen zum Abschuss der für die Landwirtschaft schädlichen Vögel (LI LA RE 1902/0982 ad 0097).
[3] Vgl. § 5 des Jagdgesetzes vom 3.10.1872, LGBl. 1872 Nr. 3, wonach die Jagd auf Vögel, welche wegen Vertilgung von Ungeziefer für die Landwirtschaft von Nutzen waren, untersagt war.
[4] Vgl. die Kundmachung der Regierung vom 8.5.1898. In: L.Vo., Nr. 19, 13.5.1898, S. 1 („Kundmachung“). Vgl. ferner die Kundmachung der Regierung vom 1.5.1900, Nr. 18, 4.5.1900, S. 1 („Kundmachung“), in welcher für jeden dem Forstamt eingelieferten schädlichen Vogel eine Prämie von 50 Heller und für jedes derartige Vogelei eine solche von 30 Heller zugesichert wurde. Vgl. LI LA RE 1900/0840 ad 0133.
[5] Zur Gewährung von Prämien für die Vertilgung schädlicher Vögel einschliesslich deren Eier vgl. auch das Schreiben von Landesverweser Leopold von Imhof an das Bezirksammannamt Werdenberg in Grabs vom 14.5.1914 (LI LA RE 1914/1397 ad 0075) und das diesbezügliche Antwortschreiben vom 16.5.1914 (LI LA RE 1914/1442 ad 0075/1397). In einem Schreiben des Forstamtes (Julius Hartmann) an die Regierung vom 5.1.1914 heisst es dazu u.a. (LI LA RE 1914/0075): „Gerade die Krähen, Nusshäher und Elstern, welche den Nestern der Singvögel nachstellen und die Eier oder Jungen gierig verzehren, lassen … die grösste Zahl der Vernichtung erkennen. Die Krähen schaden insbesonders der Landwirtschaft weiters, indem sie im Frühling die keimende Saat ausziehen, um das am Stengel sich befindliche Samenkorn zu verzehren. Da dieser Vogel meistens in grosser Gesellschaft ein Feld annimmt, kommt es nicht selten vor, dass ganze Saaten in 2-3 Tagen vernichtet werden.“