Das "Liechtensteiner Vaterland" berichtet über die Weihnachtsbotschaften von Papst Pius XII., General Henri Guisan, Minister Josef Goebbels, Staatspräsident Jozef Tiso, Reichsverweser Miklos Horthy und Marschall Philippe Pétain


Bericht im "Liechtensteiner Vaterland" [1]

31.12.1942

Weihnachtsbotschaften 1942

In seiner Weihnachtsbotschaft führte Papst Pius XII. u.a. aus:

"Die Kirche nimmt nicht Stellung zu den menschlichen Ideologien, solange sie das göttliche Gesetz achten. Es ist also heute notwendig, die Hauptgrundlagen der sozialen Ordnung zu proklamieren." Dieses Wort des Papstes richte sich in gleicher Weise ausnahmslos an alle Völker.

In der letztjährigen Botschaft hatte Papst Pius XII. von der internationalen Ordnung gesprochen, diesmal verkündet er die Grundsätze der inneren Ordnung der Staaten und Völker. Er erklärt dabei u.a.: "Die Völker und Nationen haben die Aufgabe, die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit zu ermöglichen. Vor dem jetzigen Kriege wurde der Fehler begangen, dass man das bürgerliche Leben auf Gewinnsucht und materiellem Interesse aufbauen zu können glaubte. Es ist auch jetzt ein Fehler, wenn man es auf einem einfachen politischen Begriff errichten will. Es kann nicht zugelassen werden, dass der Staat oder eine bestimmte Volksklasse jede Kontrolle verweigern, wenn sie sogar selber gegen das menschliche und christliche Gewissen handeln."

Zur sozialen Frage übergehend sagte der Papst, dass die Kirche wohl den marxistischen Sozialismus verurteile, dass sie aber nicht die Rufe der Arbeiter ohne weiteres verhallen lässt. Sie protestiere gegen die Unterdrückung der Arbeiter und die wirtschaftliche Versklavung.

Der Papst forderte die Welt zur Teilnahme an einem neuen Kreuzzug auf, an welchem die Besten mitwirken sollten, gleichgültig, ob sie Christen oder einfach an Gott Glaubende oder lediglich nach dem Licht Strebende seien. Die Grundbedingungen für die innere Befriedung der Nationen fasste der Papst in die fünf folgenden Punkte zusammen:

  1. "Der menschlichen Persönlichkeit muss die Würde zurückgegeben werden, die ihr Gott verliehen hat. Die Menschen haben einen Rechtsanspruch auf körperliches, geistiges, sittliches und vor allem kirchliches Leben. Sie haben das Recht auf Gottesverehrung, Arbeit und Benützung der materiellen Güter.
  2. Der Materialismus ist zu verurteilen. Die Völker sind nicht seelenlose Herden von Einzelwesen. Die Familie hat in der Gesellschaft ihre Aufgabe zu erfüllen und sie muss sie erfüllen können.
  3. Der Arbeit gebührt der Platz, der ihr von Gott gegeben wurde. Der Arbeiter hat ein Recht auf gerechten Lohn. Alle Volksschichten haben das Recht auf die Möglichkeit, privaten Besitz zu haben. Egoismus und nationale Isolierung müssen bekämpft werden.
  4. Die Rechtsordnung muss umgestaltet werden. Die Menschen haben das Recht auf Schutz gegenüber allen willkürlichen Angriffen. Der Staat darf nicht über dem Gesetz stehen.
  5. Der Staat muss wieder zum Diener der Gesellschaft werden. Er darf nicht die Möglichkeit haben, sich vom sittlichen Weg zu entfernen."

Pius XII. erklärte im weitern: "Der Kreuzzug für die Säuberung und Erneuerung der menschlichen Gesellschaft ist eine Notwendigkeit. Alle Opfer dieses Krieges fordern ihn, die Toten, die Überlebenden, die Flüchtlinge und alle, die ohne eigenes Verschulden aus Gründen der Staatsangehörigkeit oder der Rasse zum Tode oder zum Verschwinden bestimmt sind." Der Papst forderte alle Teilnehmer am "neuen Kreuzzug" auf, den Kampf gegen die Finsternis aufzunehmen und erteilte ihnen und der ganzen Welt den apostolischen Segen.

Die Weihnachtsansprache des schweizerischen Generals [Henri] Guisan forderte zur Wachsamkeit auf. Die vierte Kriegsweihnacht verpflichte ganz besonders zu Dankbarkeit und innerer Einkehr. Durch die Gnade Gottes sei das Land von den Schrecken des Krieges verschont geblieben.

"Die vielen Einschränkungen und Schwierigkeiten, die durch den allgemeinen Kriegszustand bedingt sind, bringen es bedauerlicherweise mit sich, dass viele unter uns ihren Klagen allzu freien Lauf lassen. Die bekunden damit eine sträfliche Einsichtslosigkeit." Die Schweiz besitze aber trotz dieser Schwierigkeiten, die man nicht verkenne, heute noch eine Vorzugsstellung, die sich die Schweiz aber immer wieder durch neue Anstrengungen verdienen müsse. Der Friedenszustand werde von vielen als etwas Selbstverständliches hingenommen. Doch sei dem nicht so. "Jeder im Lande sei daher wachsam und zeige in allem Disziplin."

Im deutschen Reiche ist Weihnachten in aller Stille gefeiert worden. Der Verkehr auf den Eisenbahnen war für die Zivilbevölkerung auf das System der Zulassungskarten beschränkt, um recht vielen Urlaubern die Heimreise zu ermöglichen. Jedermann beging das Fest zu Hause.

Reichsminister Dr. [Josef] Goebbels sprach am heiligen Abend über das Radio zur Bevölkerung. In seiner Ansprache wies er auf die grossen Anstrengungen hin, die notwendig sind, um den Sieg zu erringen:

"Der Krieg ist eine harte Sache. Er nimmt nicht viel Rücksicht auf die Menschen und ihre persönlichen Wünsche und Sehnsüchte. Er wird für ein grosses Ziel geführt und man kann dieses Ziel überhaupt nur erreichen, wenn man ihm alles andere unterordnet. Fast dreieinhalb Jahre leben, kämpfen und arbeiten wir unter seinem gebieterischen Zwang. Er entlässt uns keinen Tag, ja keine Minute aus seinem Pflichtenkreis. Wer es ernst mit diesen Pflichten nimmt - und wer hätte nicht den Ehrgeiz das zu tun - der steht unter seinem kategorischen Imperativ von seiner ersten bis zu seiner letzten Stunde."

"Wenn Pflichten die Nation rufen, dann muss man sich ihnen beugen, gleichgültig wie hart u. drückend sie manchmal auch sein mögen."

Dr. Goebbels wandte sich den Soldaten der Front zu. Diese sind es, die fern der Heimat treue Wache halten.

"Sofern der Krieg sie nicht selbst zu dieser Stunde direkt in Anspruch nimmt, sind sie nun in ihren Bunkern und Erdlöchern um den Weihnachtsbaum versammelt, der ihnen, wenn auch nur mit kargem Licht, eine wehmütige Erinnerung an die Heimat schenkt. Wie wir jetzt an sie denken, so denken sie alle an uns. Aus dem weiten Nebel der Felder und Wälder des Ostens und aller anderen Fronten, an denen deutsche Soldaten stehen, hebt um diese Stunde das grosse Singen an. Es klingt fast wie ein einziger Millionenchor der Liebe und des tiefen Verbundenseins mit uns allen zu Hause. Wie glücklich ist der Soldat draussen in dem Gefühl, dass seine Familie in der Heimat in ruhiger Geborgenheit lebt. Dafür hat er gekämpft. Er setzte sein Leben ein, damit das Leben seines Volkes gesichert bleibt."

Dann wandte sich Dr. Goebbels an die Heimat. Die Heimat wird die Front nie im Stiche lassen. Der Soldat braucht, wenn er mit dem Gesichte gegen den Feind steht, überhaupt nicht zurückzuschauen. Er ist im Rücken gedeckt durch ein Millionenheer von Arbeitern, Bauern und Geistesschaffenden, besonders aber auch von deutschen Frauen.

"Wir sind als Front und Heimat ein kämpfendes und arbeitendes Volk, das tapfer und unbeirrt sein Leben verteidigt. Man hat uns zu diesem Kriege gezwungen; wir werden ihn mit der Kraft der ganzen Nation bis zum siegreichen Ende durchstehen."

"Was haben wir in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht alles gelernt! Wir sind uns erst jetzt unserer Kraft bewusst geworden. Wir wissen, dass das Leben unseres Volkes über allem anderen steht, dass wir dafür kämpfen und arbeiten müssen, wenn wir es behaupten wollen, dass unser eine grosse Zukunft wartet, wenn wir sie nur erkennen und ihr gehorchen, dass wir an einer Wende der Zeit stehen und dass es jetzt darauf ankommt, das zu begreifen und danach zu handeln, dass das Schicksal uns lange prüft, ob wir zur Führung berufen sind, dass wir unsere Ansprüche nicht nur erheben dürfen, dass wir sie uns auch verdienen müssen, dass wir niemals verlassen sind, wenn wir uns nicht selbst im Stich lassen, dass die Tapferkeit des Herzens zumal im Kriege höher zu werten ist als der klügelnde Intellekt, dass wir im Begriff sind, eine Nation zu werden und deshalb alles tun müssen, um die Neugeburt unseres Volkes zu beschleunigen, dass wir alle wichtig und unentbehrlich sind, jeder von uns, dass der, der sich heute den Pflichten der Gemeinschaft zu entziehen sucht, gar nicht wert ist, zu ihr zu gehören, und vor allen, dass die schmerzvollen Wunden von heute die ehrenvollen Narben von morgen sein werden."

Der slowakische Ministerpräsident Dr. [Jozef] Tiso richtete im Radio eine Weihnachtsbotschaft an sein Volk, in der er in ganz besonderer Weise die Bedeutung der Teilnahme des slowakischen Volkes an den Abwehrkämpfen gegen den Bolschewismus in Russland unterstrich. Der weihnachtliche Friede möge das slowakische Volk erkennen lassen, dass es diesen Frieden auch in seinem Inneren brauche; denn nur dadurch werde es stark sein und seine Mission erfüllen können.

Der ungarische Reichsverweser [Miklos] Horthy richtete seine Botschaft an die im Osten kämpfenden ungarischen Truppen. Nur diese Truppen ermöglichten es, dass die Heimat im Frieden Weihnachten feiern könne. Er schloss seine Ansprache mit dem Aufruf, dass die Ungaren diese Weihnacht in den Kirchen feiern möchten. "Ganz Ungarn betet für seine Honved [2] und für die gerechte Sache Ungarns."

Marschall [Philippe] Pétain glaubte in seiner Weihnachtsansprache ein Wort der Ermutigung an die Franzosen richten zu müssen. Seine Ehre gebiete ihm, auf dem Posten zu bleiben, inmitten seines unglücklichen Volkes. Die Parole laute: Arbeiten, sich gegenseitig zu Hilfe kommen, gehorchen.

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[1] L.Va., Nr. 103, 31.12.1942, S. 1.
[2] Honved: ungarisch "Vaterlandsverteidiger", ungarische Armee.