Die Oberrheinischen Nachrichten berichten über den ersten liechtensteinischen Katholikentag am 8.9.1921 (Teil I: Begrüssung und Ergebenheitsadresse an den Papst)


Zeitungsbericht, nicht gez. [1]

14.9.1921

Liechtensteinischer Katholikentag.

Am 8. September fand in Schaan in Anwesenheit von etwa 2000 Personen der erste liechtensteinische Katholikentag bei schönstem Wetter statt. Etwa 18 Vereine nahmen daran teil. Es war ein bewegtes Leben und ein für unsere Verhältnisse imposanter Festzug. Schon vorher hörte man öfters die Frage aufwerfen, ob denn in einem rein katholischen Lande wie Liechtenstein eine solche Veranstaltung eine Notwendigkeit sei.

An der Tagung nahmen fast alle Behörden des Landes teil: Regierung, Landtag usw. Aufgefallen ist, dass in allen Ansprachen eines übergangen wurde — der Landtag.

Herr Dr. Rud. Schädler begrüsste in seiner Eröffnungsrede alle Erschienenen und setzte Ziel und Zweck des Katholikentags auseinander. Durch solche Versammlungen gelte es, die der Volksseele drohenden Gefahren zu beschwören und zu mildern. Der Krieg habe auch hierlands betrübliche Zustände hinterlassen, die notwendig bekämpft werden sollen. Aus diesem Beweggrunde haben sich Männer aus dem Lande zur Vorbereitung eines Katholikentages zusammengetan. Man wolle nicht etwa, wie vielfach befürchtet wurde, unsere innerpolitischen Verhältnisse und Fragen besprechen. Ziel der Tagung sei: Friede und Eintracht. Er spreche deshalb im Sinne des vorbereitenden Ausschusses, [2] wenn er erkläre, dass er verhüten werde, dass hier politisiert werde und er wende sich in diesem Sinne an die einzelnen Redner. Er wünsche dem heutigen Katholikentag unter Gottes freiem Himmel einen glücklichen, würdigen und erfolgreichen Fortgang.

Redner verlas nun eine an den Papst [Benedikt XV.] verfasste, telegraphisch zu übermittelnde Ergebenheitsadresse, welche dem Sinne nach folgenden Wortlaut hat: „Das katholische Volk Liechtensteins, welches heute mit seinem Bischof zum Katholikentag versammelt ist, bringt den Ausdruck der Ergebenheit und kindlicher Liebe entgegen und bittet demütigst um den apostolischen Segen." — Zum Schlusse der Rede wurde ein dreifaches Hoch auf den Papst ausgebracht.

Nachher hielt der Bischof von Chur [Georg Schmid von Grüneck] seine Ansprache. Er führte auf geschichtlicher Grundlage aus, dass dort, wo das christliche Volk sei, solle auch der Bischof sein. Das mochte er angesichts des zahlreichen Volkes in Umkehrung eines Ausspruches des hl. Ignatius von Antiochia sagen. Es sei von ihm nur billig und recht, wenn er zum ersten Katholikentag komme. Er heisse alle Diözesanen willkommen und lobe den Eifer für die katholische Sache. Er hoffe, dass der heutige Katholikentag im Denken und Leben Früchte bringe. Wer soll uns die Versammlungen wehren, wenn selbst Kirchenfeinde solche abhalten?

Als Kerngedanke begründet und führt Redner aus, dass eines der allergrössten Interesse Gottes und des katholischen Volkes sei die Freiheit der Kirche. Über diese Freiheit möchte er als Diözesanbischof einige Worte an das Volk richten. Redner geht in eine Beweisführung für diesen Rechtsanspruch der Kirche ein.

(Fortsetzung folgt.)

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[1]O.N. 14.9.1921, S. 1. – Der Beitrag ist nicht gezeichnet; der letzte Satz im letzten Beitrag ist im Triesenberger Dialekt verfasst, so dass Dr. Wilhelm Beck als Verfasser vermutet werden darf. Darauf weist auch die Kritik hin, dass der Landtag an der Versammlung übergangen wurde.
[2] Das Organisationskomitee bestand aus Pfarrer Joseph Büchel (Schaan), Dr. Rudolf Schädler (Vaduz), Vizevorsteher Emanuel Frommelt (Triesen), Pfr. Peter Schmid, Balzers, Pfr. Christian Bürkli (Bendern), Regierungsrat Josef Marxer (Eschen) und Abg. Peter Büchel (Mauren) sowie Kanonikus Johann Baptist Büchel als Ehrenpräsident. L.Vo. 3.8.1921, S. 1.