Peter Büchel spricht sich in der Vorbesprechung des Landtags für eine provisorische Fortführung der Regierungsgeschäfte durch den ehemaligen Landesverweser Leopold von Imhof aus
"Eingesandt" im "Liechtensteiner Volksblatt" [1] 6.12.1918 Eingesandt. In der Vorsitzung vom 2. Dez. (zur eigentlichen Landtagssitzung kam es gar nicht) [2] führte Abgeordneter Peter Büchel von Mauren in flammender Rede folgendes aus: "Ist eine Landtagsitzung ein Theater, weil man soviel Leute braucht? Diesen Regierungsvertreter (Dr. [Martin] Ritter) anerkenne ich nicht. Die heutige Sitzung ist sehr ähnlich jener vom 7. November, [3] aber mit dem Unterschiede, dass wir heute wach sind und nicht mehr auf den Leim gehen. Wir müssen [Leopold von] Imhof als vorläufigen Vertreter der Regierung anerkennen, [4] wenn wir zu ihm auch wenig Vertrauen mehr haben. Ich habe zu zwei Mitgliedern des jetzigen Vollzugsausschusses auch kein Vertrauen. Die Mehrheit des Landtages hat z.B. den Vorsitzenden gewählt, ohne ihn zu kennen. Er reist nun in Begleitung Dr. [Wilhelm] Beck's im Lande herum, um Herrn v. Imhof alle möglichen Fehler aufzudecken. Das Volk verlangt einen Leumund der zwei Herren, denn der Vorsitzende wohnt schon 30 Jahre im Ausland. Die gegenwärtige Aufführung der zwei Herren rechtfertigt es gut, einen Leumund zu verlangen. In den "Oberrheinischen" wurde den ganzen Sommer über die Not des Volkes geschrieben. Es wurde sogar ein ausserordentlicher Landtag verlangt, angeblich um der Not des Volkes zu steuern. Seit Eröffnung des Landtages leisten sich gewisse Herren nun das Vergnügen, die Regierung zu stürzen, Verfassungsänderungen zu erzwingen, Dauerreden zu halten, überhaupt alles eher zu tun, als dem Volke für Brot zu sorgen. Das arme Volk aber will Brot, nicht Revolution; der Bürger und Ehrenmann will den Frieden, nicht die Revolution. Wir sind vor dem Abgrunde angelangt; besinnen wir uns in letzter Stunde, ehe wir uns selbst und das irregeführte Volk hinunterstützen. Ich anerkenne, wenn auch ohne Sympathie, Imhof als vorläufigen Vertreter des Fürsten. Zum Schlusse rufe ich: Hoch Fürst, Volk und Vaterland!"
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[1] L.Vo., Nr. 49, 6.12.1918, S. 2. [2] Vgl. LI LA PA 001/0021/08, Bericht von Martin Ritter über die Vorbesprechung des Landtages vom 2.12.1918, 3.12.1918. Ein offizielles Protokoll existiert nicht. [3] Vgl. LI PA Quaderer, Nachlass Wilhelm Beck, handschriftliches Protokoll der Landtagssitzung vom 7.11.1918; ebd., stenographisches Protokoll der Landtagssitzung vom 7.11.1918; L.Vo., Nr. 46, 15.11.1918, S. 3f. ("Zur Landtagssitzung vom 7. des Monats"). [4] Dies hatte Fürst Johann II. angeordnet (LI LA PA 001/0021/08, Erlass Johann II. an provisorischen Vollzugsausschuss, 23.11.1918). [5] Anspielung auf die "aufklärenden" Vorträge über den Regierungswechsel, die Wilhelm Beck und Martin Ritter vom 24.-27.11.1918 in Triesenberg, Balzers, Mauren, Eschen und Triesen hielten. Vgl. O.N., Nr. 49, 30.11.1918, S. 2 ("Balzers") sowie O.N., Nr. 49, 30.11.1918, S. 2 ("Triesenberg", "Triesen", "Eschen"); L.Vo., Nr. 48, 29.11.1918, S. 2 ("Mauren").
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