"Eingesandt" im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]
29.11.1918
Mauren. (Einges.) Schon Dutzende ruhige, würdige Versammlungen wurden die letzten Jahre in unserer Gemeinde abgehalten und dabei die verschiedenartigsten Themen behandelt. Ein krasses Gegenstück zu diesen bildete die Versammlung, welche von den beiden Herren Regierungsmitgliedern Dr. [Martin] Ritter und Dr. [Wilhelm] Beck auf letzten Montag den 25. d. Mts. hier einberufen war. [2] So was haben wir noch nicht erlebt. Zahlreiche Pfuirufe! Das ist nicht wahr! hinaus! Lausbuben! Holt sie heraus! etc. unterbrachen die Volksaufklärungsrede des Herrn Dr. Ritter. Unzweideutiges Klirren mit den eisernen Turnerstäben dürfte den beiden Herren gezeigt haben, wie weit man das sonst so ruhige Volk bringen kann, durch Beispiele, wie sie uns der unglückselige 7. Nov. vor Augen geführt hat. – Nur einigen ruhigen Männern ist es zu danken, dass es noch so glimpflich abging. Ob die beiden Herren aus diesem Vorkommnis die Konsequenzen ziehen? Oder ob man ihnen mit dem Holzschlägel winken muss? Wenn dieses Volkes Stimme Gottes Stimme ist, wie auf den von ihnen beeinflussten Flugschriften so schön steht, dann wehe diesen Herren am letzten Gerichte.
Ein Ruhiger.
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[1] L.Vo., Nr. 48, 29.11.1918, S. 2.
[2] Ritter und Beck hielten vom 24.-27.11.1918 in Triesenberg, Balzers, Mauren, Eschen und Triesen "aufklärende" Vorträge über den Regierungswechsel. Vgl. O.N., Nr. 49, 30.11.1918, S. 2 ("Balzers") sowie O.N., Nr. 49, 30.11.1918, S. 2 ("Triesenberg", "Triesen", "Eschen").