Prinz Eduard erkundigt sich bei Leopold von Imhof, ob er Kenntnis gehabt habe vom Plan Matthias Erzbergers, Liechtenstein dem Papst abzutreten

Maschinenschriftliches Schreiben von Prinz Eduard, Gesandter in Wien, an den ehemaligen Landesverweser Leopold von Imhof [1]

27.10.1920, Wien

Lieber Freund!

Im Buche [Matthias] Erzbergers, Kriegserinnerungen finden sich längere Ausführungen über seinerzeitige Verhandlungen mit dem Haus Liechtenstein wegen einer eventuellen Abtretung des Fürstentums Liechtenstein an den Papst unter Ernennung der regierenden Fürsten Liechtenstein zu jeweiligen Landesverwesern namens des Papstes. [2] Der Fürst [Johann II.] erinnert sich nur, einmal mit Erzberger gesprochen zu haben, der ihm etwas ähnliches vortrug, gab aber der Sache keine besondere Bedeutung. Onkel Franz hat länger mit Erzberger geredet, soll aber wie mir der Fürst sagte, schon damals sehr wütend gewesen sein. Bei der Bedeutung, die die Sache im Lande gewinnen kann, wenn sie irrig dargestellt und tendentiös aufgebauscht wird, möchte ich rechtzeitig alles klarstellen, was zur Klarstellung führen kann. [3] In der Hofkanzlei finden sich keine Akten. Der Fürst hat mich aber auch beauftragt, Dich zu fragen, ob Du im Gegenstande irgend etwas weisst. Sei so freundlich mich umgehend zu orientieren und Deine Erinnerungen mitzuteilen. [3]

Mit besten Grüssen

dein aufrichtiger