Protokoll der öffentlichen Landtagssitzung, gez. Albert Schädler, Johann Wohlwend und Wilhelm Beck [1]
17.12.1918
Der Herr Präsident Dr. Albert Schädler eröffnet die Sitzung. Gleich darauf verliest Seine Durchlaucht Prinz Karl als Regierungskommissär das Telegramm Seiner Durchlaucht des regierenden Fürsten [Johann II.] vom 13. Dezember 1918. [2]
Darin wird Prinz Karl von Seiner Durchlaucht dem Landesfürsten zum Landesverweser bestellt und gesagt dass Seine Durchlaucht der regierende Fürst den weiteren Landtagsbeschlüssen vom 10. Dezember 1918 [3] Seine Zustimmung erteile und einer allfälligen Vermehrung der Zahl der gewählten Abgeordneten nicht entgegentrete und dass die Wahl der beiden Regierungsräte [4] und die Ausarbeitung der den obigen Beschlüssen entsprechendenGesetzesvorlagen ehestens zu veranlassen sei.
Hierauf führte Seine Durchlaucht Landesverweser Prinz Karl in seiner geistvollen Rede folgende Gedanken aus: Es werde sein ernstliches Bestreben sein, das Vertrauen des Fürsten und des Landtages nicht zu täuschen. Der Hauptpunkt der Tagesorderung sei die Wahl der Regierungsräte und eines Verfassungsausschusses. Die Sache sei möglichst zu beschleunigen, da das Budget noch zu erledigen sei und ganz besondere Sorgfalt der Ernährungsfrage gewidmet werden müsse. Eine weitere Fürsorge erfordere die Verträge mit dem Auslande. Wenn dies alles gesprochen sei, betrachte er seine Aufgabe als erledigt. Um diese Aufgaben durchführen zu können, sei aber Ordnung und Friede im Lande notwendig. Was Ordnung sei, sehen wir an den Nachbarländern. Ein französischer Gelehrter habe gesagt, eine schlechte Regierung sei immer noch besser als gar keine. Er weist auf Russland hin als abschreckendes Beispiel. Der hohe Redner betont besonders die Notwendigkeit des Friedenswillens und der Toleranz, nicht persönliche Motive sollen ausschlaggebend sein, sondern sachliche, gegenseitige Erbitterung solle fernbleiben. Wir seien bisher ohne Militär ausgekommen. Was der Militarismus sei, müssten wir erst einsehen, wenn wir ihn hätten, wie das übrige Europa ihn habe. Der innere Frieden sei notwendig, nur auf ihm ruhe Segen. Er schliesst mit dem Worte aus einem der schönsten Bücher der Weltliteratur, der Nachfolge Christi: „Wer den Frieden liebt, gleicht seinem Gotte."
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[1] LI LA LTA 1918/S04/2 (a). Vgl. L.Vo., Nr. 51, 20.12.1918, S. 1 ("Zur Landtagssitzung vom 17. Dezember") und O.N., Nr. 52, 21.12.1918, S. 2 ("Landtag"). Anwesend war u.a. Prinz Karl als Regierungskommissär. Hingegen wohnte Kanonikus Johann Baptist Büchel der Landtagssitzung nicht bei. Wie Büchel dem Landtagspräsidium mitteilte, war gegen seine Person „eine so wütige Hetze in Szene gesetzt worden", dass er von verschiedener Seite „vor der Teilnahme an der heutigen Sitzung gewarnt" worden sei. „Um persönlichen Insulten zu entgehen", sehe er sich „genötigt", der Sitzung fernzubleiben.
[2] LI LA RF 1918/5491 ad 4581 und LI LA SF 01/1918/039.
[3] Es handelte sich insbesondere um das 9-Punkte-Programm der Landtagsabgeordneten zuhanden von Fürst Johann II. (LI LA SF 01/1918/044).
[4] Der Landtag beschloss am 17.12.1918, dem Fürsten Franz Josef Marxer, Eschen, und Dr. Wilhelm Beck, Triesenberg, zur Ernennung als Regierungsräte vorzuschlagen. Als Ersatzmänner wurden Emil Batliner, Mauren, und Fritz (Friedrich) Walser, Schaan, gewählt.