Fürstin Elsa empfängt die liechtensteinischen Schulkinder


Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" von Hans René (Hans Gustl Kernmayr) [1]

17.8.1932

Liechtensteins Jugend und ihre Fürstin [Elsa]

"Mit edler Mutterhand
schützet treu Volk und Land
die Fürstin mild;
Hoch leb' das Fürstenpaar
Gott schütz' es immerdar;
Aus unseren Herzen klar
der Jubel quillt".

Das sangen am Sonntag, den 14. August ds. Jahres beinahe zweitausend Kinderkehlen als Bekenntnis zur Fürstin Else in Vaduz. Es war aus dieser Einigkeit zwischen Fürstin u. der Jugend nicht recht zu erkennen, hat Liechtensteins Jugend ihrer Landesmutter den Tag geweiht oder die hochherzige Fürstin diesen Tag der Jugend ihres Landes.

Ich hörte Nationalhymnen vieler Länder u. Völker im festlichen Gepräge den Herrschern verschiedener Staaten darbringen. Ich sah viele Huldigungen in der grossen Welt, ich sah und hörte aber nirgends dieses ungedrillte Wollen einer ganzen Landesjugend, einem geliebten Fürstenpaar an einem Tag im Jahr das Gelöbnis darlegen zu dürfen, "Gott schütze es immerdar". Die Kinder sind ohne Etikette zum Fürstenpaar gekommen, sie haben ihrer Fürstin ausser Blumen und wunderschönen Liedern und Spielen nichts Diamantenes schenken können. Aber eines haben diese Kinder, jedes einzeln und doch alle geschlossen ihrer Fürstin dargebracht, "ihre treue kindliche Seele". Das sollte in kindlicher Naivität besagen "auf uns kannst Du, Mutter aller Liechtensteiner, ob arm oder reich, wenn wir mal gross sind, so bauen, wie Du heute, auf unsere Eltern bauen kannst".

Mütterlich, in der schmucken Tracht das Landes, ohne Zeremoniell, sass die Fürstin u. hatte das Lachen und Weinen in den Augen. Beides vor Freude, weil diese Kinderhuldigung das Gefühl eines Geborgtsein auslösen musste.

Wohl keine Parade kann solch' eine lustige, herzliche Kinderschar ersetzen, die aus nah und fern, aus allen Orten, aus Berg und Tal, an diesem Tag herbeigeströmt sind, um nicht mit grossen Worten, dafür aber mit hellen Stimmen der Wohltäterin des Landes zu versichern, dass sie "unser" ist und Liechtensteins Jugend "ihr" gehört. –

"Aus unserem Herzen klar der Jubel quillt", das war ein gesungenes, ehrliches Wort einer Jugend, die zusammenkam einmal im Jahre und in der Fürstin die Mutter des Landes fand und ihr huldigten...

Wer liechtensteinisch fühlt, der konnte sehen, dass hier echtes Volkstum wurzelt, mit dem Gelöbnis "Hoch leb' das Fürstenpaar – Gott schütz' es immerdar!" Die Sonne, die später über den Säntis unterging, war sich des Tages Ehr' bewusst und gab ihr schönstes Leuchten diesem grossen hehren Feste... O wär' diese Eintracht in meiner und anderer Heimat auch... Hans René – Vaduz.

______________

[1] L.Vo., Nr. 95, 17.8.1932, S. 1. Vgl. auch L.Vo., Nr. 95, 17.8.1932, S. 2 ("Der grosse Kindertag"), L.Na., Nr. 93, 17.8.1932, S. 1 ("Kinderempfang durch unser Fürstenpaar").