Der Landtag beschliesst, das Krankenhaus in Schaan zu bauen und bewilligt eine allenfalls notwendige Expropriation für diesen Zweck


Handschriftliches Landtagsprotokoll, gez. Johann Wohlwend und Wilhelm Beck [1]

6.3.1919

Krankenhausplatzfrage und Expropriationsbewilligung

Zunächst kommen mehrere Aktenstücke zur Verlesung und zwar je eines von Vaduz und Schaan, worin diese Gemeinden erklären, was sie für die Bauplätze und Zufahrtsstrassen leisten würden. Von Triesen kommt eine Zuschrift zur Verlesung, nach welcher sich diese Gemeinde mit der Spitalplatzfrage nicht mehr befasse, da nur Vaduz oder Schaan in Betracht kommen. Dann überreicht der Abg. [Fritz] Walser ein Parere [2] von Dr. [Alfons] Brunhart in Schaan. Der Präsident [Dr. Albert Schädler] liest es vor. Es ist für den Schaaner Platz in der Resch, das Spital sei zunächst kein Sanatorium und keine Nervenheilanstalt. – Nun stellt der Präsident die Platzfrage zur Besprechung.

Der Abg. Walser will nur zwei Punkte aus dem Gutachten der Ärzte herausgreifen. Ein Arzt aus der Schweiz habe ihm erklärt, es kommen für Lungenkranke nur Plätze in Höhen von 1200 bis 1500 m in Betracht. In Bezug auf die Nähe des Waldes habe ihm derselbe Arzt gesagt, dass ein Kranker, bevor er aus der ärztlichen Behandlung entlassen sei, nicht das Haus zu Spaziergängen verlassen dürfe. Seine Durchlaucht [Fürst Johann II. von Liechtenstein] habe sich bereit erklärt, sowohl das Haus als auch die Einrichtung zu erstellen, aber das Land müsse für den Bauplatz und die nächste Umgebung sorgen. [3] Man könne sich vorstellen, was die Gärten in Vaduz kosten würden. Man könne da wohl mit 100‘000 Kronen rechnen, es sei ja Rüfegrund. Seine Durchlaucht Landesverweser Prinz Karl [von Liechtenstein] habe mit Recht gesagt, man solle in dieser Frage zuerst das Wohl der Kranken im Auge haben. Er als Abgeordneter sei im Prinzip damit einverstanden, aber die Ärzte hätten beide Plätze für gut befunden, nur der Herr Landesphysikus [Dr. Felix Batliner] habe den Platz in Vaduz für besser gehalten. Von unparteiischen Ausländern habe man kein Gutachten geholt. Als Beispiel von früher erwähne er nur das Amtsgebäude, das auf der Ostseite das ganze Jahr keine Sonnenstrahlen habe. Die Pfählungen dazu hätten grosse Kosten verursacht. Es sei nicht nötig, dass der heutige Landtag wieder hereinfalle. Er beantrage, schriftlich abzustimmen.

Der Präsident sagt hierauf, er werde in seiner Eigenschaft als früherer praktischer Arzt auch etwas zur Platzfrage sagen. Er möchte nicht auf jeden Punkt eingehen, sondern nur einiges kurz berühren. Der Abg. Walser habe gesagt, dass ein Sanatorium 1200 m Höhe haben müsse. Das sei zuviel verlangt, die Vorarlberger seien auch nicht auf den Kopf gefallen, ihre Lungenheilanstalt in Gaisbühel sei lange nicht so hoch gelegen. Die Isolation werde heute vielfach mit Quarzlampen ersetzt, wissenschaftlich sei diese Frage heute noch nicht abgeschlossen. Walser habe gesagt, Rekonvaleszenten bekämen nicht die Erlaubnis zum Spazieren, das sei nicht richtig, denn es gebe Fälle, wo Spaziergänge im Walde für den Genesenden von grossem Vorteile wären. Das Verbot des Spazierengehens finde nur Anwendung bei Leuten, die soeben eine schwere Operation durchgemacht hätten. Er sei auch ganz dafür, dass bei der Wahl des Spitalplatzes nur das Wohl der Kranken bestimmend sei, nicht Örtlegeist oder der geographische Standpunkt. Der Platz solle möglichst zentral gelegen sein, das sei zwar bei Schaan und Vaduz der Fall, aber die klimatischen Verhältnisse seien besser in Vaduz. In Eschen oder Gamprin wären sie noch günstiger. Walser habe gesagt, die Ärzte hätten beide Plätze für gut befunden, er könne jedoch sagen, dass sich die Ärzte für keinen bestimmten Platz entschieden haben, aber er als Arzt, nicht als Abgeordneter, müsse den Platz vorziehen, der möglichst windgeschützt und sonnig sei. Wenn zwischen gut und besser zu wählen sei, so wähle er das Bessere; er behaupte durchaus nicht, dass der Platz in Schaan nicht recht sei, aber die Nord- und Südwinde seien in Schaan sehr bedeutend, auf dem Vaduzer Platz aber nicht. Er habe nur das Wohl der Kranken im Auge, auch die Baumeister [4] hätten Vaduz den Vorzug gegeben, nur Herr [Lorenz] Hilty hätte bei Schaan die Nähe des Bahnhofes und den leichteren Verkehr hervorgehoben.

Nach dieser Wechselrede wird der Antrag Walsers, dass über die Platzfrage schriftlich abgestimmt werden solle, vom Landtage angenommen. Bei der nun folgenden schriftlichen Abstimmung über die Platzfrage des Krankenhauses sind 12 Stimmen für Schaan, 1 für Vaduz und 2 Stimmzettel sind leer. Das Krankenhaus kommt also nach Schaan.

Der Präsident liest hierauf eine Resolution vor, welche der Landtag an Seine Durchlaucht den regierenden Fürsten zu senden beabsichtigt. Es wird darin der Dank des Landes an den Schenkgeber ausgesprochen und die innere Einrichtung des Spitals näher beleuchtet.

Abg. Dr. Beck erkundigt sich noch nach den Betriebskosten, es möchte wohl mancher wissen, was das eigentlich ausmache.

Der Präsident meint, das sei jetzt schwer zu bestimmen, er könne nur mitteilen, dass Grabs, welches die Hälfte mehr Betten habe, einen Zuschuss vom Kanton St. Gallen mit zirka 20‘000 Fr. bekommen hätte. Bei den jetzigen Preisverhältnissen könne man über die Betriebskosten nichts Sicheres sagen, vielleicht würden 10‘000 K [5] hinreichen; wenn aber der Fürst das Spital baue und einrichte und noch fünf Betten zahle, brauchen wir darüber den Kopf nicht zu verbrechen.

Bei der Abstimmung wird die erwähnte Resolution einstimmig angenommen.

Es kommt hierauf noch die Frage allfälliger Expropriationsbewilligung für den Spitalbauplatz zur Sprache. Der Präsident liest die hierauf bezüglichen Gesetzesparagraphen vor und bemerkt, es sei zweifellos, dass hier das allgemeine Beste vorliege, er empfehle die Bewilligung zur Enteignung.

Abg. Walser meint, damit die Sache auch formell richtig sei, sollte die Expropriation auch von der Regierung beantragt werden. Die Gemeinde Schaan habe auch um Bewilligung zur Enteignung angesucht.

Regierungskommissär Prinz Karl stellt dann den Antrag, dass die Expropriation, wenn notwendig, durchgeführt werden solle. Der Landtag bewilligt hierauf einstimmig die Expropriation zu genanntem Zweck.

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[1] LI LA LTP 6.3.1919, S. 2-6 (Originalpaginierung).
[2] Parere: medizinisches Gutachten.
[3] Vgl. fürstliches Handschreiben vom 25.12.1918.
[4] Zur Frage, ob der Bauplatz in Schaan oder in Vaduz besser geeignet sei, wurden drei Gutachten eingeholt: Ein medizinisches Gutachten von Landesphysikus Felix Batliner, ein Bausachverständigengutachten von Franz Roeckle, Egon Rheinberger und Lorenz Hilti sowie ein weiteres von Landestechniker Gabriel Hiener. Alle drei sprachen sich für den Standort Vaduz aus. Die ersten beiden Gutachten sind abgedruckt im "Liechtensteiner Volksblatt", Nr. 16, 26.2.1919, S. 1f. ("Zur Bauplatzfrage für das Fürst Johannes Jubiläumsspital").
[5] Gemeint sind wohl Franken.