Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] und die übrigen Geschwister in Triesenberg
Troutdale 16. Februar 1897
Theuerste, vielgeliebte Schwester!
Ich habe dein lezter Brief vom 27 Jänner 
erhalten, und den wo du am 29 Juni 
angefangen hast, und am 30 September geendet 
habe ich auch erhalten, und will sie jezt 
beide beantworten. Verzeihe mir vor 
allem, daß ich dich so lange ohne 
Nachricht ließ, den ich habe ihn erhalten 
in der Zeit wo dem Alex. Lampert 
sein kleines so krank war, welches 
auch gestorben ist, du wirst es wohl 
gehört haben, und somit habe ich alle 
übrige Zeit verwendet, daß ich ihr 
beigestanden bin, den hier auf dem 
Lande ist es sehr einsam wen man 
Kranke hat und nicht nahe beieinander 
wohnt, den ich habe 10 Minuten zu laufen 
bis zu ihr Platz, es war ein langweiliger
Sommer, ich habe es schon im Frühjahr gesagt, 
daß Alex. den Winter nicht mehr erlebt, 
den er hatte es gerade wie meine liebe 
Theresia, sein Hals war seine größte 
Klage, aber seine Frau hat es nicht geglaubt 
den si konte es gar nicht begreifen, 
daß er schon sterben würde, es ist recht 
hart für sie mit so viel Kindern 
aber es sind doch alle recht gute und schöne 
Kinder, und der liebe Gott und gute Menschen 
werden helfen, daß sie durchkommen 
bis die Kinder groß sind. Ich und Julius 
sind gesund und böse sind wier auch nicht 
liebe Schwester warum? Ich habe nur 
diese 2 Briefe erhalten, ich habe sonst 
noch keine Briefe von meiner Nichte 
Maria erhalten, daß war der erste 
ich weiß nicht wo es fehlt wier wollen 
etwas an der Adresse ändern. 
Im Winter ist es sehr langweilig auf 
dem Lande, den man muß zu viel im
Hause sitzen, wier hatten schon anfangs 
November schnee und sehr kaltes Wetter 
was noch nie vorgekommen ist, es sind den 
meisten Leuten die Kartoffel verfrohren 
uns auch, den wier hatten sie noch nicht gegraben 
jezt regnet es wieder alle Tage. Ich 
glaube wirklich, daß in Deutschland mehr 
Verdienst ist wie hier, den in den 
Städten sind so viel Arbeitslose Leute 
daß sie die Stadt ernähren muß, darum 
kan man auch nichts mehr verkaufen 
an Grundeigenthum man würde 
nicht die Hälfte dafür bekommen was es 
Werth ist, den die Leute haben kein Geld 
es sind darum viele Leute auf das 
Land gezogen, die Lebensmittel sind 
billig hier, wier verkaufen im Sommer 
den Butter 10 Sent das Pfund, daß ist 20 Kreuzer 
die Eier so niedrig bis 8 Sent das Dozend die 
Kartoffel haben dieses Jahr einen guten Preis 
90 Sent das 100 Pfund weil so viel verfrohren sind.
Ich gehe alle zwei bis 3 Monate einmal 
nach Portland zu meinen Bekanten für 
ein par Tage, dan muß sich der Julius selbst 
kochen, es wäre ganz schön für mich wen 
der Julius eine Frau hätte, dan könte 
ich länger bleiben, aber ich glaube nicht, 
daß er je Heirathet. Wen wir einmal 
gut verkaufen können, haben wier doch noch 
im Sinn Euch noch einmal zu sehen, wen 
uns der liebe Gott so lange gesund bleiben 
läßt, ich dachte schon, villeicht wäre der 
Wechsel vom Klima gut für mich wegen 
Schlaflosigkeit, bitte schreibe mir so bald 
du ein Mittel weißt, ich bin schon recht 
unglücklich gewesen, daß ich nicht schlafen 
kann und habe schon viele Medizin genommen 
aber es half alles nichts, sonst wäre ich 
gesund. Jezt schreibe recht bald wieder 
grüße alle Geschwisterte und Verwandte 
und den Herrn Pfarrer von mir und Julius 
ganz besonders grüßt dich Deine
dich liebende Schwester Carolina Lampert
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