Handschriftliches Originalschreiben der Emma Rheinberger, Vaduz, an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]
30.08.1907, Vaduz
Lieber Herr Vetter!
In herzlichem, weh-
mütigen Mitfühlen über das neue
Opfer, das der liebe Gott von Ihnen
gefordert durch den Tod Ihrer lieben Toch-
ter [Theresa Moffitt [-Rheinberger]] nehmen Sie unsre ganze, warme
Teilnahme: Bringen Sie diese auch
dem Gatten der geliebten Heimge-
gangen u. dessen lb. Kinder, die ich
unsäglich bedaure, denn ich fühle es heute
noch fast wie am ersten Tage, was es
heisst, sein Mütterchen zu verlieren. – Und
Sie, – armer, armer, immer wieder neuge-
prüfter Vater, – wohl gar nicht vernar-
ben lassen können Sie ihre Herzenswunde [2]
wie viel mal musste sie schon bluten – Eben
läutet es in Vaduz den englischen Gruss, weil
Freitag mit 2 Glocken zur Erinnerung an
das bittre Leiden unsrers Herrn u. Heilan-
des, – opfern Sie ihm Ihr weher Ver-
lurst, er der für uns gelitten, will uns
zu Brüder machen im Nachtragen seines
Kreuzes. – Alle Ihre Anverwandten in Vaduz
nehmen aufrichtigen Anteil an Ihrem so un-
erwarteten Schmerze. – Könnte man sich
in solchen Tagen doch nur näher sein,
mittragen helfen. – Ihr liebes, herziges Brief-
lein werde ich später beantworten, heute
nur 1000X Dank dafür! – Mit besonderer
Freude erzähle ich daheim Ihre, uns so kostbaren
Briefe den Verwandten, die mit begreiflichem
Interesse lauschen. – Vaduz gestaltete sich
plötzlich zu einem traurigen Bild. – ein frucht-
barer Hagel , wie Jahrzehnte nicht mehr ver-
nichte jüngst die Hoffnung des Weinstockes er-
schreckend u. grossen Teils. – Doch wie Gott will. –
Unsre teilnahmsvollsten Grüsse. /
Emma Rh.
Auf dem Tisch Ihres lb. selg. Vaters [Josef Ferdinand Rheinberger] geschrieben. [3]
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[1] LI LA AFRh Ha 18. Brief bzw. Karte in lateinischer Schrift.
[2] Seitenwechsel.
[3] Dieser Satz quer über den Text der 2. Briefseite geschrieben.