Bestätigung der Brandisischen Freiheiten durch Kaiser Rudolf II. für Graf Karl Ludwig zu Sulz für die Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg


Kaiser Rudolf II. bestätigt Graf Karl Ludwig zu Sulz den Blutbann für die Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg.[1]

17. Juni 1587, Prag.

Wir Rudolf der Ander von Gottes Gnaden erwelter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Merer des Reichs, in Germanien, zu Hungern, Behaim, Dalmatien, Croatien und Slavonien Künig, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Brabant, zu Steyer, zu Kärndten, zu Crain, zu Luxemburg, zu Württemberg, Ober- und Nider-Schlesien, Fürst zu Schwaben, Markgraf des heil. röm. Reichs, zu Burgau, zu Mähren, Ober- und Nider-Lausitz, Gefürster Graf zu Habspurg, zu Tyrol, zu Pfirdt, zu Kiburg und zu Görtz, Landgraf in Elsaß, Herr auf der windischen Mark, zu Partenau und zu Salins etc. bekennen öffentlich mit diesem Brief und thuen Kund allermeniglich, das uns der wolgeborn unser und des Reiches Erbhofrichter zu Rotweil und lieber getreuer Carl Ludwig Graf zu Sulz und Landgraf im Kleggen unterthaniglich angerufen und gebeten, daß wir ihm den Bann über das Blut zu richten in seinen Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg so von uns und dem heiligen Reich zu Lehen rürt, und von den Freiherrn zu Brandis an seine Voreltern und ihn kamen und Ihm vermög deren zwischen ihm und seinen Brüdern getroffenen brüderlichen Abtheilung und Vergleichung, von uns als regierendem römischem Kaiser von neuem zu ersuchen und zu empfahen gepürt, zu Lehen zu verleihen gnediglich geruhten. — Dess haben wir angesehen sein Graf Carl Ludwigs zu Sulz demutig ziemlich Bitt, auch die gehorsamen, threuen und willigen Dienste, so seine Voreltern und Vatter unsern löblichen Vorfahrn am heiligen Reiche, römischen Kaisern und Koenigen jeder Zeit unverdrossen erzaigt und bewisen haben und er uns und dem heiligen Reiche gleicher Gestalt thuet und hinfüro zu thuen gehorsamlich urpüttig ist, auch wol thuen mag und solle. — Und darumb mit wolbedachtem Mueth, guetem Rath und rechter Wissen ermeltem Carl Ludwig Grafen zu Sulz berürten Bluetbann in den 3 Herrschaften Vaduz Schellenberg und Blumenegg von neuem zu Lehen gnediglich verlihen, leihen ihm den auch aus römischer kaiserl. Machtvollkommenhait wissentlich in Krafft dies Brieffs, was wir ihm von Rechts und Billigkeit wegen davon zu verleihen haben, sollen und mögen. — Also, das er angeregten Bann, über das Blut zu richten, von uns und dem heil. Reiche in lehensweis inhaben, nutzen, niessen und geprauchen, auch derselben fürtters seinen Amptleuten, die er yederzeit für geschickt und tauglich achten und befinden wurdet, so oft es die Notturft erfordert, an seiner Statt befehlen, damit bei dem Ayde, so er uns, wie hernach stehet, darumb gethan und als sich gepürt, vor denselben seinen Amptleuten auch nennen solle, zu handeln richten und zu volfaren, gegen dem Armen als dem Reichen und dem Reichen als dem Armen, und darin nit anzusehen Gunst, Forcht, Freundschaft, Feindschaft, Mueth, Gaab noch gantz kain ander Sachen, dann allein gerechts Gericht und Recht, inmassen das ain yeder gegen Gott dem Allmechtigen an dem letzten Gericht verantworten will. — Doch uns und dem heil. Reiche, an unsern und sonst meniglich an seinen Rechten und Gerechtigkeiten unvergriffen und unschädlich. Der genant Graf Carl Ludwig, zu Sulz hat uns auch darauf durch seinen vollmechtigen Anwaldt, den wolgebornen unsern und des Reichs lieben getrewen Albrechten Grafen zu Fürstenberg, Heiligenberg und Werdenberg, unserm Rath und Camerer in Crafft seines uns fürgebrachten schriftlichen Gwaldts, gewöndtlich Glübdt und Aydt gethan uns und dem heil. Reich, getreu, gehorsam und gewertig zu sein, zu dienen und zu thuen, als sich von solchem Lehen gepürt, alles threwlich und ungewerlich. — Und gepieten darauf allen und yeglichen Churfürsten, Fürsten, Geistlichen und weltlichen Prelaten, Grafen, freyen Herrn, Rittern, Knechten, Hauptleuten, Landvögten, Vitzdomben, Vögten, Pflegern, Verwesern, Amptleuten, Schulthaissen, Bürgermaistern, Richtern, Räthen, Bürgern, Gemainden und sonst allen andern unsern und des heil. Reichs Undterthanen und Getrewen, was Wirden, Standts oder Wesens die seind, ernstlich und vestiglich mit diesem Briefs. — Und wollen, daß sy offt gedachten Graf Carl Ludwig zu Sultz an der obgeschriebnen unser Verleihung nit irren, noch hintern, sonder ine deren, wie obsteet, geruhiglich geprauchen, geniessen und gentzlich dabey bleiben lassen, als lieb einem yeden sey unser und des Reichs schwere Ungnadt und Stroff und dazu ain Peen nemlich viertzig Mark löttig Goldes zu vermeiden, die ain yeder, so offt er frevenlich hiewieder thette uns halben unser und Reichs Camer, und den andern halben Theil vilernantem Graf Karl Ludwig zu Sulz unnachleßlich zu bezalen verfallen sein solle. — Mit Urkundt diss Briefs besigelt mit unserm kaiserlichen anhangenden Jnsigel. — Geben auff unserm khuniglichen Schloß zu Prag den sibenzehenden Tag des Monats Juny nach Christi unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburth funfzehenhundert und im Sibenundachtzigsten, unserer Reiche des römischen im zwelften, des hungrischen im fünfzehenden und des behaimischen auch im zwelften Jahren.

Rudolf.

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[1]Original LI LA Schä U 79. Textwiedergabe nach der Transkription von Albert Schädler in: JBL 1907, S. 120-122. Orig.-Pergament. Mit der Unterschrift von Kaiser Rudolf II. und kaiserlichem Siegel. Vgl. Kaiser, S. 367. Kommentar Schädler zur Edition: "Nachfolgend sei der Wortlaut dieses Dokumentes mitgeteilt, wobei ich bemerke, daß ich so viel als möglich die Interpunktion und auch das Schreiben der Anfangsbuchstaben der jetzigen Schreibweise angepaßt habe."