Deutscher Zeitungsbericht, nicht gez. [1]
Die Ziele der tschechischen Bodenreform.
In tschechischen Blättern ist bisher hartnäckig bestritten worden, dass die sogenannte „Bodenreform“ in Böhmen lediglich auf die Verdrängung der Deutschen hinzielt. Nun mehr hat aber die „Moravsky Cecernik“, das Olmützer Blatt der tschechischen Nationalsozialisten, diese Ziele mit unverhüllter Offenheit bekanntgegeben. Das genannte Blatt schreibt: „In das mächtige und starke Bollwerk des Germanentums in Nordmähren liess sich nicht anders eindringen als durch die Bodenreform. Sie drang dort nun sehr erfolgreich ein. In den letzten Wochen übernahm der Staat gewaltige Forstbestände der fürstlich Lichtensteinischen Herrschaft. Auf diese Beschlagnahme folgt die Enteignung der Karrachschen Herrschaft in Römerstadt und Janowitz, von der Prinzlich Lichtensteinischen Herrschaft Gross-Ullersdorf und vom Kleinschen Besitz Wiesenberg und endlich von der Herrschaft des Deutschen Ritterordens Langendorff und Aichen. So wird die notwendige Beschlagnahme der Grenzforste vollzogen, die unbestritten nicht nur eine volkswirtschaftliche, sondern eine strategische Bedeutung haben. Grosse Schwierigkeiten wird die Beschlagnahme der Forste im Freiwaldauer Grenzgebiet bereiten, die wegen ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu Deutschland eine grosse militärische Bedeutung haben. Denn diese Forstgüter gehören dem Breslauer Bischof und über die Beschlagnahme dieser Güter wird nicht nur mit dem Eigentümer, sondern auch mit Deutschland verhandelt. Unser Staat wird sich bemühen, diese Beschlagnahme sobald als möglich durchzuführen, da sich das Freiwaldbauer Ländchen in den Fängen des Germanentums (!) befindet. Der Fortgang der Bodenreform im (deutschen) Gesenke ist damit nicht erschöpft, denn sie zielt auch auf das Schönberger, Mähr.-Neustädter und Sternberger Ländchen.“
Es erscheint notwendig, dass sich angesichts der unverhüllten Sprache des tschechischen Nationalistenblattes das deutsche Auswärtige Amt über die angeblich schwebenden Verhandlungen äussert.
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[1] Neue Zeit, Charlottenburg 10.2.1926 (LI LA SgZS 1926).