Veröffentlichung einer Einsendung von Severin Brender im „Liechtensteiner Volksblatt“ [1]
8.5.1914
Musik
Sonntag, den 3. ds., erfreute uns unsere Harmoniemusik [Vaduz] unter Leitung des Hrn. Kapellmeister Brender beim Gasthaus zum Kirchthaler mit Platzmusik, welche mit grossem Beifall aufgenommen wurde. – Das am gleichen Tage gegebene Musikschülerkonzert im „Post“-Saale zu Balzers und die Gesangsvorträge des Männerchors Triesenberg in der „Samina" waren gut besucht und es fanden die Leistungen den verdienten Beifall. Der „Männerchor Triesenberg" veranstaltete am Sonntag, den 3. Mai, im Gasthaus „Samina" daselbst ein Konzert unter der Leitung des Herrn Oberlehrers [Josef] Frommelt.
Die wackere Schar von 22 Sänger – wohl für Triesenberg eine ganz ansehnliche Zahl – sangen die 10 Lieder des gut gewählten Programms ganz flott, und auch die meisten Lieder mit gutem Vortrag. Ich möchte besonders auf die Lieder Nr. 4 „Erstes Wandern" von Arnold, Nr. 6 „Morgenruf" von [Julius] Wengert und Nr. 8 „Der Zechertrost“ von Wengert, aufmerksam machen, deren Vortrag hervorgehoben zu werden verdient. Obwohl die Reinheit der Akkorde hie und da zu wünschen übrig liess, so kann doch der, der mit den Verhältnissen in Triesenberg vertraut ist, vollkommen zufrieden sein. Dem Dirigenten und den Sängern ein „Vorwärts" auf dem Gebiete der Sangeskunst. Durch Fleiss und guten Willen und durch einen fleissigen Probenbesuch kann all das, was noch zu verbessern wäre, in Aussprache, Vortrag und Tonreinheit, aufs beste ausgeglichen werden. Auch das fleissige Anhören und der Besuch mustergültiger Gesangsaufführungen, zu der unsere Umgebung vielfach Gelegenheit bietet, wäre ein vorzügliches Mittel zur Vervollkommnung. Auch erklärt sich Unterzeichneter gerne bereit mit Rat und Tat allen Wünschen, die ihm von Seiten der Dirigenten und Chöre gemacht werden, mit Vergnügen entgegenzukommen.
Zum Schluss möchte ich den Chor in Triesenberg noch darauf aufmerksam machen, dass er etwas pünktlicher zu einer Aufführung zur Stelle sein möge.
Ein Tadel und strenger Vorwurf aber gilt dem Triesenberger Publikum. Ich meinerseits halte es geradezu für eine Rücksichtslosigkeit, dem Dirigenten und den Sängern gegenüber, die keine Arbeit und Mühe scheuten und von denen man wirklich den Eindruck hat, dass sie ihr Bestes bieten, wenn während dem Vortrag der einzelnen Nummern bei den Zuhörern eine solche Unruhe herrscht. Das macht auf einen Fremden den denkbar schlimmsten Eindruck, wenn so wenig Kunstverständnis vorgefunden wird. Möge man in Zukunft „besonders darauf“ das Augenmerk richten.
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[1] L.Vo., Nr. 19, 8.5.1914, S. 2.