Der "Kameradschaftsbund in Liechtenstein" führt im Waldhotel eine Tagung durch, an der Hofkaplan Alfons Feger den Geist des Bunds lobend anerkennt


Pressemitteilung des Kameradschaftsbundes in Liechtenstein [1] 

30.5.1934

Haupttagung des Kameradschaftsbundes in Liechtenstein.

Vergangenen Sonntag tagte im Waldhotel „Liechtensteiner Hof" der Kameradschaftsbund in Liechtenstein; jene Vereinigung ehemaliger Soldaten des Weltkrieges, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus dem Kameradschaftserlebnis des Krieges diesen Geist auch unter den in Liechtenstein ansässigen ehemaligen Kriegsteilnehmern wach zu halten. Die Tagung war von Delegierten aus allen Teilen des Landes beschickt. Von den die Öffentlichkeit interessierenden Fragen der Geschäftsordnung wäre zu erwähnen, dass die Selbständigkeit der Vereinigung in Liechtenstein erklärt wurde. Der Kameradschaftsbund setzt sich aus Mitgliedern der verschiedensten Staatsangehörigkeiten zusammen. Die Verträge von St. Germain, Versailles und Trianon haben viele ehemals unter den Fahnen der Mittelmächte kämpfende Kameraden neuen Staaten zugeteilt, aber der Geist der alten Kameradschaft soll auch über die neuen Grenzen fortbestehen. Der Kameradschaftsbund in Liechtenstein ist ein ganz unpolitischer Verein und erklärt eben aus den dargelegten Auffassungen seine Eigenart und Selbständigkeit. Mit den Nachbar-Kameradschaftsverbänden soll ein herzliches Verhältnis gepflegt und aufrechterhalten werden. – Der Verein hat in allen grösseren Gemeinden des Landes Gruppen. Diesen wurde erneut die Einladung aller bekannten Kriegsteilnehmer zum Eintritt in den Kameradschaftsbund zur Pflicht gemacht. Die Annahme einer einheitlichen Kopfbedeckung wurde beschlossen. Hiefür sollen einheimische Geschäfte Offerten machen. Die einheitliche Kopfbedeckung soll bei öffentlichen Anlässen auch nach aussen hin das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder dokumentieren und festigen. In den einzelnen Gemeinden des Landes sollen öffentliche Veranstaltungen des Vereines für die Wachhaltung des Gedächtnisses des grossen Geschehens des Weltkrieges und die Vertiefung des Kameradschaftsgedankens werben. In der Erwähnung, dass alle Staaten des Unbekannten Soldaten gedenken und im Zusammenhang mit der in dieses Jahr fallenden zwanzigsten Wiederkehr des Kriegsanfanges soll auch in Liechtenstein an geeigneter Stelle ein schlichtes Denkmal für die in Liechtenstein beheimateten Gefallenen errichtet werden. Für die Vorarbeiten für dieses Projekt wurde eine Kommission eingesetzt. – Von den Delegierten dieser Tagung wurde zur Erinnerung eine Gruppenaufnahme angefertigt. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Neuwahlen wurden nicht vorgenommen. Gegen Schluss der durchaus befriedigenden und eindrucksvollen Tagung hielt Herr Hofkaplan [Alfons] Feger eine Ansprache an die Versammelten, worin er in ausgezeichneter Weise die Bedeutung des Vereines zusammenfasste. In einer Welt voll krassem Materialismus, Ichsucht und Hader, in eigenen Volksreihen oft, zeige der Kameradschaftsverband, wie sich Menschen verschiedenster Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung aus dem Geist der Kameradschaft und des Fronterlebnisses die Hand reichen und fest zusammenstehen, beispielgebend für die Umwelt. Zum Ende der erhebenden Tagung gedachte man noch in einer Minute des Schweigens der gefallenen Kameraden und trennte sich dann im Bewusstsein sehr schön verlebter Stunden. Die rührige Arbeit des Vorstandes und der rege Geist der Kameradschaft hatten es bewerkstelligt, dass der Kameradschaftsbund in Liechtenstein, gestärkt durch neue Impulse, einer guten Zukunft entgegensieht. Nicht zuletzt trugen zum guten Gelingen der Tagung der wohlgewählte Ort und das freundliche Entgegenkommen der Leitung des Waldhotels bei, das sich dank seiner wunderschönen Lage und seiner besonderen Obsorge für seine Gäste als besonders geeignet für solche Zusammenkünfte erweist. Möge die Tagung allen Teilnehmern in lebendiger Erinnerung bleiben, möge sich das Kameradschaftsband immer mehr unter ihnen festigen und noch viele noch abseits stehende ehemalige Kriegsteilnehmer in Liechtenstein den Weg in den Kameradschaftsbund finden, wo sie herzlich willkommen sein werden.

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[1] LHD 30.5.1934, S. 2.