Johannes Stöckler, Zoll-Gegenschreiber aus Feldkirch, bittet den Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein um einen Beschluss bezüglich eines verkaufen Grundstücks in der Herrschaft Schellenberg


Durchleuchtigister fürst, gnedigister herr, herr, etc.[1]

Eur hochfürstlichen durchleuchtigkheit soll ich in underthenigkheit zu berichten nicht verhalten, waß gestalten dero herrn landtvogt n.[2] Pauren[3] ein stückh gueth auf Schellenberg[4] an dem Schloss[5] gelegen, Ronenfeldt[6] und Zweyer[7] genant, lauth inligendten proiects in dem jüngst verwichnen monnat April letst verweilten jahrs auf dero gnedigiste ratification[8] sambt dreyjährigen darauf de anno[9] 1697, 1698 et 1699 erwaxenen hey und gruemeth[10] per 470 fl.[11] khäufflich yberlassen hab, waryber aber khein gnädigiste resolution[12] biß dato ervolget ist, ich aber zu meinem verhalt euer gnädigisten resolution unentpehrlich von nöthen bin. Alß gelanget an ihr hochfürstliche durchleuchtigkheit mein underthenigiste bitt, selbige wollen gnädigist geruehen, mir zu meiner nothwendigen verhaltung eine gnädigiste resolution durchbringen diß in gnaden zu erthaillen. Zu welch gnädigister gewehrung und dero gnädigisten hulden und gnaden mich in underthenigkheit gehorsambst empfilche.

Veldtkhirch[13], den 27. Jenner anno 1701.

Euer hochfürstlichen durchleuchtigkheit, etc.

Underthenigist, gehorsambster.

Johann Stöckhler[14], zolls gögenschreiber, manu propria[15]. /

[Beilage]

Proiects copia.

Daß stückh gueth auf Schellenberg bey dem Schloss gelegen, Ronenfeldt und Zweyer genant, sambt darauf stehenden stadtl und dreyjehriger darauf in selbigem stadl liegendte bluemen, so de anno 1697, 1698 et 1699 erwaxen ist, auf welchem gueth Ronenfeldt und Zeyer genant, in daß lobwürdige Gottshauß Bendern[16] capital verschriben stehen, 5 lbd.[17], thuet 3 fl. 52 kr. 2 d.[18] yber abzug diser fünf pfundt pfening ist ob ernentes stückh gueth in entlichem breiß sambt ob beschribnen deyjehrigen bluemben und khein häller rechter faill, alß nemblichen per 470 fl. pahrgelt.

Actum[19], den 15. Aprilis anno 1700.

Post scriptum.

Darbey mir aber daß brenn und anders gehauene holz, auch die in dem stadl sich befindtende schindlen reservirt haben will.

Johann Stöckhler, zohlambts gögenschreiber alda, manu propria. /

[Rubrum]

Præstentatum[20], den 16. Februarii 1701.

Stöckler Johann ratione[21] eines zu Schellenberg herrschafft käufflich überlassenen stück gutts.

[Ad mandatum Vermerk[22]]

Den schellenbergischen verwalter uns seinen guttachtlichen bericht. Ex decreto suae[23] celmi.[24]

Feltsperg[25], den 21. Februarii anno 1701.

[Adresse]

Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, deß Heilligen Römischen Reichs[26] fürsten und regieren deß hauses Liechtenstain zu Nicolspurg[27], in Schlesien[28] zue Troppaw[29] und Jägerndorff[30] herzogen, rittern deß Guldinen Flüsses[31], der römisch kayserlichen mayestät[32] etc. etc. würckhlichen gehaimben rath und cammereren, etc. Meinem gnedigisten fürsten und herrn, herren, etc.

Wienn[33][a]

 


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[1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2] Mögl. ist mit „n.“: nomine = mit dem Namen, oder „n. n.“: nomen nescio = den Namen weiß ich nicht, gemeint.

[3]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[4]Schellenberg (FL).

[5]Schloss, Schellenberg bzw. Burg, ober-, Schellenberg. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 4, Vaduz 1999, S. 262263 bzw. Bd. 4, S. 174175.

[6]Ronafeld, Schellenberg. Vgl. LNB, Ortsnamen, Bd. 4, S. 250–251.

[7]Zweier, Schellenberg. Vgl. LNB, Ortsnamen, Bd. 4, S. 288.

[8]Genehmigung.

[9]von dem Jahr.

[10]Grummet (Grommet) ist das Gras, das nach der ersten Heuernte gemäht wird und daher von geringerer Qualität ist. Vgl. Johannes Georg Krünitz, Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung, Bd. 20, Leipzig 1789, S. 249 und Bd. 23, Leipzig 1790, S. 147.

[11]fl. = Gulden (Florin).

[12]Befehl; Beschluss.

[13]Feldkirch (A).

[14]Johannes Stöckler aus Feldkirch, erw. im 17. Jh. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 4, Vaduz 2008, S. 337.

[15]eigenhändig.

[16]Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bendern. Vgl. Maria Widmer, Markus Burgmeier; Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, in: Historisches Lexikon, Bd. 2, S. 701. 

[17]Pfundpfennig.

[18]kr. (xr.) = Kreuzer; d. = Denarius.

[19]Geschehen.

[20]Vorgelegt.

[21]wegen.

[22]Befehlsvermerk.

[23]Aus seinem Beschluss.

[24]ad celsissimum = an den Allerhöchsten [Anrede an den Fürsten]. Vgl. Karl E. Demandt, Laterculus Notarum. Lateinisch-deutsche Interpretationshilfe für spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Archivalien (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg 7, 1998), S 13. 

[25] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

[26] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[27]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[28]Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.

[29]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[30] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[31] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[32]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[33]Wien (A).

 


[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.