Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über die ungelöste Auseinandersetzung mit Mauren und Eschen betreffend widerrechtlich geschlagenens Holz aus den herrschaftlichen Wäldern mit dem ein Wehr am Rhein errichtet wurde.
Durchleuchtigester fürst. Gnadigester fürst und herr, herr, etc., etc. Es seuffzen mit denen armen auch die mittelmäsige underthanen ohne underlass nach der steyrrenovation, indeme die reichere immer mehrer besizeten, und bey ertollus der besorgendten durch-marches in Italien ihnen großer nachthayl zuewachßete. In der Eschner und Maurer waldtsdifferenz wais ich aus mangel gnädigst herrschafftlicher resolution in gleichem nit fürzuefahren, wohingegen bald dißer bald jener sub prætextu gemeinsame aigenthumbs excedieret und zue gnädigst […] selbst aigenem indirectem nachthayl der wald ruiniert wirdt. Auf den separationsfahl können die underthanen mit erforderlichem wehrholz thaylß in das ihrige verwißen werden, anietzten aber gnädigste herrschafft sich alleinig darumb yberlauffen lassen muß. Bette also gehorsamst, ewr hochfürstlich durchlaucht geruchen gnädigest zue determinieren, waß in einen oder dem anderen und wie vorzuenemmen hette. Mit diser occasion will / ich auch die canzleytax-ordenung nach gnädigestem belieben mit in mundum kommen zue lassen, gehorsammest gebetten haben. Das nunmehr bald in der 6 wochen von ewr hochfürstlich durchlaucht einige befelchliche nachrichten nit eingelaufen, machet mich zue zweyflen, ob meine gehorsammeste relationes und ybermachte original Huebhauß kauffsacta sicher bestellt worden sein mechten. Ewr hochfürstlich durchlaucht anbey zue fürstlich hochen hulden und gnaden underthänigst empfehlendte. Eur hochfürstlich durchlaucht. Feldtkhirch, den 13. Decembris 1700. Underthänigester, threw gehorsamster diener. Johann Franz Paur, manu propria. / [Rubrum] Præstentatum, 24. Decembris anno 1700. Schellenbergischer verwalter erinnert die resolutiones auf einige anfragen. [Adresse] Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreaß, deß Heyligen Römischen Reichs fürsten und regiereren deß hauses Lichtenstein von Nickholspurg, in Schlesien hertzogen zue Troppaw und Jägerndorff, ritteren deß Guldenen Flüsses, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen geheimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigisten herren. Wien per Feldtsperg[a]
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. In der Schlossergasse 8 in Feldkirch befindet sich das Palais Liechtenstein. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003. Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.
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