Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über den Verlauf der Verhandlungen mit der Stadt Feldkirch bezüglich des gekauften kaiserlichen Hubhauses, wie er mit der Ernte zu wirtschaften beabsichtigt, und dass er dem Fürsten einen Entwurf für das auf der Brandstatt zu erbauende Amtshaus senden wird.
Durchleuchtigister fürst. Gnädigister fürst und herr, herr. In unnderthenigster zuversicht meine den 15., 19., 22., 26. und 29. elapsi abgegebene gehorsambste relationes nach und nach sambt dennen original Huebhauß khauffs actis wohl eingangen sein werden, ist mir gesteren gegen einer geringen erkhandtlichkheit auch des herren vogteyverwalther Guggers wider disen khauff ad instantiam der statt abgefordertes guetachten von Ynnsprugg auß communiciert worden. Dises, ob es zwar allerhand ersinnliche principia begreifft, so ist es doch wegen wahrer erheblichkheit anderwertiger berichten auf einmahl zue boden gesunckhen. Das mehriste, was daraus apprehensibl, ist, das er die heurige kaum zue dessen zweyjährigen natural besoldungen sufficiente gnedigst herrschafftliche weingeföll auf so eine arth exaggerieren, und dabey ewr hochfürstlichen durchlaucht ohne noth formidabel machen mögen. Deme aber wie ihme wolle, so ist es ein eytles geschwäz, und mit einem nassen finger zue elidieren. Unmöglich ware mir heut solliches gehorsambst beyzulegen, solle aber gehorsamst gehorsamst freytags volgen. Heut communiciere ewr hochfürstlich durchlaucht hoffzahlmaistern herren Felneren originaliter in was für nachdenckhlichen terminis der herr von Roth mir abermahlen / zuegeschriben, sollte gnedigst herrschafflicher intention ich gesichert sein, wollte ihne sothaner seiner müehe bald yberhöben. Neben dem fruchtbezug habe nun auch allen auf der ersten condignation beysamen gelegenen urpaw in den hoff zue werffen verdingt. Es gibt dem ansehen nach, yber das, was noch in dem zuesamen gefallenen s. v. stall, auf der kuchl und waschhauß liget, bey 500 wägen voll. Und mache ich neben deme, das die wenige arme underthanen sich ab disem extraordinario hartiglich beschweren, auf die fron schlechte regard, vor 8 uhren bringe ich niemandts zue stöll, umb 5 uhr ist nacht, und hat zueweylen der froner noch 2 stund heimb zue lauffen. Bin also genöthiget, besagtem urpaw so guet möglich fortzubringen, anbey auch gehorsambst anzuefragen, ob ewr hochfürstlich durchlaucht den paw khünfftiges früehejahr vornehmen zue lassen gnedigst intentioniert, oder wie resolviert weren, damit ich in tempore mit fällung des holzes und bestellung anderer erforderlichen materialien successive den anfang machen lassen khöndte. Denen zuenegst wirdt die kayserliche allergnedigste resolution wegen / deß Kieffers brandtstättls gezimendt zue urgieren sein, damit gleichwohlen zue ewr hochfürstlich durchlaucht vernerer gnedigsten verordnung ein model begriffen, und all weiters gnedigist anbefohlen werden möchte. Modo provisionali bin ich willens, dem berühmbten maurermaister von St. Gallen umb verfertigung eines models hieher zue berueffen, und befindenden dingen nach von ihme ut pote mere[ri] importiali alles was zue ewr hochfürstlich durchlaucht interesse dienen mag, fleissigist zue erforschen. Und den weiteren gehorsambsten bericht daryber underthenigst einzueschickhen. Finitis feriis wirdt der oberösterreichische regiments [?] advocat dr. Johann Ruedel zue Ynnsprugg in causa der statt Veldtkhirch, sich zue Wien einfinden, wo da nit schaden derffe, dessen actiones beobachten zue lassen, allermassen der bey herrn von Buel sich haltende von Waltbach communicando villeicht gehrn dienen würde. Ewr hochfürstlich durchlaucht verpleiben dabey Gottes obhuet gethrewlichst erlassen, und ich bin Eur hochfürstlich durchlaucht. Veldtkhirch den 6. Decembris anno 1700. Post scriptum. Waß der von der statt per Ynsprugg abgeschickhte deß retractus gentilitii halber zuerükh bringen werde, stehet zue vernemmen und nit bey der Hofcammer etwas zue verordnen. Underthänigster, threw gehorsambster. Johann Frantz Paur, manu propria. / [Rubrum] Præstentatum, den 20. Decembris 1700. Schellenbergischer verwalter, den Huebhaus kauff, dr. Roth, brandstatt beraumung, und einen veldkirchischen abgeordneten nacher Wienn betreffend. [Adresse] Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, des Heyligen Römischen Reichs fürsten und regiereren des hauß Liechtenstein von Nickholspurg, in Schleßien herzogen zue Troppaw und Jägerndorff, ritteren des Guldinen Flüss, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigisten herren. Wien per Feldtsperg[a]
______________
Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. In der Schlossergasse 8 in Feldkirch befindet sich das Palais Liechtenstein. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. Georg Anton Fellner war Finanzmeister des Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein. Vorläufig kein Nachweis. Dr. Johann Conrad Roth war oberösterreichischer Regierungsrat und mit den Kaufverhandlungen von Schellenberg und Vaduz betraut. Vgl. Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Reichshofrat, Judicialia, Denegata Recentiora 263/2, fol. 93v. Salva venia = mit Erlaubnis. Vgl. Karl E. Demandt, Laterculus Notarum. Lateinisch-deutsche Interpretationshilfe für spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Archivalien (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg 7, 1998), S. 259. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003. Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.
|
|
|