Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein schreibt an seinen Amtmann Johann Franz Paur [Bauer], dass er Schwierigkeiten mit dem Magistrat der Stadt Feldkirch wegen dem Kauf der Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses vermeiden soll und sich der Hofkanzler in Innsbruck weiter darum kümmern wird.


An schellenbergischen verwalter.[1]

Auß ewr gehorsamen relation[2] vom 25. abgewichenen monaths Octobris vernehme, das der Feltkircher Magistrat noch immerforth sowohl den Huebhauß[3] kauff, alß die einlegung der weine difficultiret[4]. Nun wird eich inzwischen zukommen sein, waß wir bey kayserlichem Hoff[5] dießfahls eingereicht, eß schreibet uns auch herr Buol[6], daß er ihme dieße sach angelegen sein laßen werde. So will es aber das Stattmagistrat de facto noch unzeitige beschwerden anlanget, sein wir nicht gesonnen, uns etwaß anzumaßen a--oder einige freyheit zu onegiren[7], oder der statt etwaß,--[a] so man nicht berichtiget, zuzumuthen, sondern sich des kauffcontract zu halten, b--soltet ihr nun glauben, das man die freyheit, wie es kayserlich gewesen, behaubten könen, ist sich in allweg deßen zu halten, widrigen fahls aber lieber dergestalt mit der statt sich zu vernehmen, damit nit unnöthiger streitt darauß erwachßen möchte.--[b] Ihr werdet uns aber ein wenig erleittern, wie man sine scripta[8] ein und / c--andern sich mit fueg rechtens sich prævaliren[9] könnte, zumahlen der kauffcontract--[c] zwar in genere[10] von der freyheit, aber nichts in specie[11] redet. d-- Sonsten werdet ihr den kayserlichen herrn huebmeister[12] des vermeinenden ein fueder[13] most verehren.

Feldsperg[14], den 10. Novembris 1700.

J. Nowak[15], manu propria[16].--[d]

An schellenbergischen verwalter wegen den Huebhaus kauf und einlegung der wein.

Den 10. Novembris 1700.

 


  

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[1]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[2]Bericht.

[3]In der Schlossergasse 8 in Feldkirch befindet sich das Palais Liechtenstein. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. 

[4]erschwert.

[5]Kaiserhof in Wien.

[6]Johann Georg von Buol war Hofkanzler in Innsbruck um 1700 [vorläufig kein Nachweis]. Die von Buol sind ein Adelsgeschlecht aus Graubünden, das sich in Deutschland uns Österreich weit verbreitete. Vgl. Friedrich Cast, Süddeutscher Adelsheros, oder Geschichte und Genealogie des Adels im Grossherzogthum Baden. Zweite Section, Bd. 1, Stuttgart 1845, S. 67–68.

[7]negieren = verneinen

[8]ohne Ausfertigung (Schreiben).

[9]durchsetzen.

[10]Allgemeinen.

[11]Detail.

[12] Anton Dominik Schmidl(in) (Schmied(el)) von Löwenfeld (Lebenfeld) war um 1700 Hubmeister in Feldkirch. Vgl. Susanne Lotteraner, Die Vögte und Hubmeister in den vier Herrschaften vor dem Arlberg in der Frühen Neuzeit, unged. Dipl., Wien 2011, S. 80; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 35 Schle– Schwa, Leipzig 1731–1754, Sp. 434.

[13]Fuder = altes Hohlmaß.

[14] Feldsberg (Valtice), Schloss, Stadt (CZ).

[15]Unbekannter Kanzlist in Vertretung für Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[16]eigenhändig.

 


[a]--a Nachtrag am linken Rand. 

[b]--b Nachtrag am linken Rand. 

[c]--c Nachtrag am linken Rand.

[d]--d Nachtrag am linken Rand.