Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein, wie weit die Bezahlung der Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses in Feldkirch seines Wissens gediehen ist. Paur berichtet von Gerüchten den Verkauf betreffend die Grafschaft Vaduz.
Durchleuchtigester fürst. Gnädigester fürst und herr, herr, etc. etc. Nach beschluss deß einten underthänigsten berichts versicheret mich herr Curtabat auß Lindaw, daß er gegen 2 fl. per cento den kauffschilling nach dem zue Wien beschechenen vorschuss gleich par bezahlen wolle. Und weylen zuemahlen heit in der früe die occasion außgefunden, herrn Franz Antoni von Waldpach in Wien 250 fl. zue assignieren, alß weren ahn den curtabatischen correspondenten daselbsten noch alleinig 1224 ½ fl. außzuezehlen, damit hie oben die 1450 fl. saldiert zue erheben hette. Befehlen dan ewr hochfürstlich durchlaucht, das in Wien alleinig 1450 fl. bezahlt werden sollen, mues ich gleichwohlen trachten, wie die wechßelspesen hie oben ersetze. Heit ist die ahnweysung ahn herrn von Waldpach abgangen, deme gegen denen 250 fl. eine quittung abzuefordern, und zue deren hie obigen widererhöbung eine unverwejlt einzueschickhen sein wirt. Mittwochs negstvollgendten empfange des curtabatischen correspondenten nahmen, und verweise solliche umb empfang der 1224 ½ fl. dessen quittung gleich obiger erwarthe, und sodan die bezahlung der brandstätten maturieren werde. Sonsten und deme zuenegst, daß sub dato Stuttgarth, den 11. decurrentis von einem hochfürstlich würtenbergischen geheimen rath ahn mich die frag (ob nemlichen / wahr were, daß der vaduzische kauff respectu ewr hochfürstlich durchlaucht sich und warumben zerschlagen, und die herrschafft Vaduz ahn ........ komen solle?) moviert worden. Ich aber ex defectu informationis darauf nichts zue andtworthen wusste, noch dato geandtworthet habe, kommet mir gestern von dem hochfürstlich kemptischen herren subdelegato und cammerdirectoren gegenwertiges sehr nachdenckhliches originale. Disen obzwar zweyfelhafften innhallt, wollen will behaupten. Heit 8 tag ist ahn deß obristen und commendanten zue Bregenz, deß kayserlich österreichischen herrn envoye in Pündten, herren bruedern tafel offentlich, wie mir referiert worden, hundert auf einen thaler zue parieren discursim aingegangen, Vaduz werde nit lichtensteinisch etc. Wan deme also, derfften die in sachen schon vor langsten gemachte underthänigste, threw gehorsamste prægung gegen ewr hochfürstlich durchlaucht damahligen meinung nach eintreffen. Wie weith man in dissen tractando fortgeschritten und in waß terminis daß ganze negotium bestehe, ist mir ausser dem kemptischen bericht unbekhandt, gleichwohlen (in omnem eventum es zue melden) infallibiliter wahr, daß, wan es daran ahnstünde, umb Vaduz noch leichter einige tausendt mehrer zue offerieren, alß / Schellenberg alleinig zue behallten were, bevorab unläugbar ist, und erst gestern ex ore deß herrn huebmaisters zue heren gewest, daß die vier oberösterreichischen vorarlbergischen herrschafften denen benachbarten vaduzischen underthanen, oder besser zue sagen der Oberösterreichischen Cammer mit erkhleckhlichen bezahlungsmittlen assistieren wollen, damit jene ihre intention erraichen, und statt das sye lichtensteinisch würden, österreichisch werden mechten. Dißes letsteren passus halber waist man zwar, daß auch der Schwäbische Crayß ratione collectationis consentieren müsste. Es begreiffen aber ewr hochfürstlich durchlaucht von selbsten gnädigest, waß quotidianis revolutionibus da und dorthen passiere und angezettelt werde etc. Imittels ist nit wenig zue bethauren, daß die schellenbergische und vaduzische underthanen von hießiger statt sich gemeinsamblich umb 12000 fl. seither 1696 verfallene zünß müeßen anfechten lassen, und von der commission, wie diße schuldig, nit vertretten werden. Ich erwarthe täglich einen process, wie dan frey darmit angetrohet wirdet. Den ervolg berichte ich gehorsamest und verpleibe mit underthänigster meiner empfehlung. Eur hochfürstlich durchlaucht. Feldtkhirch, den 20. Septembris 1700. Underthänigster, threw gehorsamster. Johann Franz Paur, manu propria. / [Rubrum] Præstentatum, den 1. Octobris 1700. Schellenbergischer verwalter. [Adresse] Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreaß, deß Heyligen Römischen Reichs fürsten und regiereren deß hauses Lichtenstein von Nickholspurg, in Schlesien hertzogen zue Troppaw und Jägerndorff, rittern des Guldenen Flüsses, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnadigsten herren. Feldtsperg[a]
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Das Palais Liechtenstein befindet sich in der Schlossergasse 8 in Feldkirch. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. Gemeint ist Dr. jur. Johann Jakob Motz (1654–1706). Dieser war Hofkammerdirektor in Kempten und während der kaiserlichen Administration der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg abgeordneter Kommissar. Vgl. Karl Heinz Burmeister, Motz Johann Jakob, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 2, S. 627. Anton Dominik Schmidl(in) (Schmied(el)) von Löwenfeld (Lebenfeld) war um 1700 Hubmeister in Feldkirch. Vgl. Susanne Lotteraner, Die Vögte und Hubmeister in den vier Herrschaften vor dem Arlberg in der Frühen Neuzeit, unged. Dipl., Wien 2011, S. 80; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 35 Schle– Schwa, Leipzig 1731–1754, Sp. 434. Der Schwäbische Kreis war einer von 10 Reichskreisen des Heiligen Römischen Reichs, zu dem auch die Graf- und Herrschaften Vaduz und Schellenberg gehörten. Vgl. Winfried Dotzauer, die deutschen Reichskreise (1383–1806). Geschichte und Aktenedition, Stuttgart 1998. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003. Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.
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