Johann Franz Paur [Bauer] übersendet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein ein Schreiben des Kammerdirektors Motz betreffend den Verkauf der Grafschaft Vaduz.
Durchleuchtigester fürst. Gnadigester fürst und herr, herr, etc., etc. Waß undter vorgestrigen dato der hochfürstlich kemptische subdelegierte, herr cammerdirector Motz, mir zuegefertiget, belieben ewr hochfürtlich durchlaucht auß beygebogenen extractum gnädigst zue vernemmen, mit wellicher communication dan ich mich underthänigst empfehlendte, verpleibe. Eur hochfürstlich durchlaucht. Feldtkhirch, den 10. Septembris 1700. Underthänigster, threw gehorsamster diener. Johann Franz Paur, manu propria. / [Beilage: Schreiben Motz] Hochedler, gestreng und hochgelehrter, hochverehrter herr. Auf das mehr bediete kürzlich so vill das von seiner durchlaucht verwichnen Sambstag die antworth auf abgelangtes interventions schreiben einkommen, daß weilen dieselbe schon vorhin ahn sein allerhegstes orth ratione pretii ad 290.000 fl. fier die herrschafft Vaduz ultimate sich erklört, auch in obiger antworth vernemmen lassen, das sie bei [...] declaration unverenderlich verbleiben, mith für unöthig halten, derentwegen weiters zu tractiren, sondern das das kauffs instrument proiectiert, es miteinander administriert werde. Worauf gestern widerumb die antworth abgeben, es representiert werden dar ahn maturierung des kauffwesen vill gelegen, sonsten solches sich steths weder gar nichts daraus werden derffte, welches zue theil an des / graffen Hannibal, excellenz, wie auch sein undervogt imitels undersagt inmitels mitkommen sollen, observiert sein will. Wann das wesen nur ahn ein oder anderen tausent gulden hoffen solte, würden ihro durchlaucht das nit ansehen, ob sie sonsten, wie zu vernemmen, eine [...] seint. Damithen negst meiner empfehlung stets verbleibente. Gestrenger herr. St. Kempten, den 4. Septembris 1700. Ehrgebener Johann Motz, manu propria. / [Adresse] A Monsieur, monsieur Jean Francois Paur, bailiffe de son altesse monsieur le prince de Lichtenstein a Veldkürch.[a] / [Rubrum] Præstentatum, 21. Septembris anno 1700. Schellenbergischer verwalter. [Adresse] Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, deß Heyligen Römischen Reichs fürsten und regiereren des haußes Liechtenstein von Nickholspurg, in Schleßien herzogen zue Troppaw und Jägerndorff, ritteren deß Guldenen Flüsses, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen geheimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigsten herren. Wien per Feldtsperg[b] Franco ½.
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Dr. jur. Johann Jakob Motz (1654–1706) war Hofkammerdirektor in Kempten und während der kaiserlichen Administration der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg abgeordneter Kommissar. Vgl. Karl Heinz Burmeister, Motz Johann Jakob, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 2, S. 627. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Jakob Hannibal III. Friedrich Graf von Hohenems (7. März 1653–12. August 1730, Wien) war ein Sohn von Franz Wilhelm I. (1627–1662) und Eleonora Katharina, geb. Landgräfin von Fürstenberg, (gest. am 18. Februar 1670). Er war verh. mit Anna Ämilia Freiin von Schauenstein-Ehrenfels (1652–1734). Kinder: Hermann Ferdinand Bonaventura (1678, bald gest.), Ämilia Antonia Carolina (Charlotta) (1680–1752), Anna Maria (geb. 1680), verh. mit Johann Adam Freiherr von Behlen, Eleonora Katharina (getauft am 12. März 1682 in Schaan, bald gest.), Maria Franziska (geb. 1682, bald gest.), Maria Anna (geb. 1684, bald gest.), Franz Wilhelm Rudolf (1686–1756), Josef Leopold (1691, bald gest.), Bartholomaeus Ulrich (gest. 1692). Zwischen 1686 und 1712 regierte er in der Grafschaft Vaduz und bis 1699 auch in der Herrschaft Schellenberg. Vgl. Joseph Bergmann, Die Reichsgrafen von und zu Hohenembs in Vorarlberg. Dargestellt und beleuchtet in den Ereignissen ihrer Zeit, vom Jahre 1560 bis zu ihrem Erlöschen 1759. Mit Rücksicht auf die weiblichen Nachkommen beider Linien von 1759–1860, Wien 1860, S. 112; Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 9, Hibler – Hysel, L. C. Zamarski, Wien 1863, S. 189; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 13, Hi – Hz, Leipzig 1739, S. 526. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003. Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).
[a] Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt. [b] Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt. Daneben Vermerk mit Bleistift: mittels copie muß dem herrn abbten zu Kempten letzlich geschriben werden.
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