Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über den Kauf des kaiserlichen Hubhauses in Feldkirch und den Problemen, die die Stadt Feldkirch dabei macht.
Durchleuchtigister fürst. Gnedigister fürst und herr, herr, etc., etc. Auß ewer hochfürstlich durchlaucht gnedigistem rescript de dato Feldtsperg vom 21. elapsi habe neben der Huebhauß brandstatts auch beeder waldungen khauffs ratification gehorsambest vernommen. Und obzwar ewer hochfürstlich durchlaucht der gnedigisten mainung gewest, es würde die statt Feldtkhirch re non amplius integra nit penetrieren, so belieben hingegen dieselbe aus dennen beylagen sub littera A, B et C ihnen gehorsambest referieren zue lassen, was für unerheblichkheiten sye, statt, ad sistendum et impediendum contractum obmovieret, und was darüber eine hochlöbliche Oberösterreichische Hoffcammer weithers resolviert habe, ihre, der statt, motus surregieren ie mehr und mehr ahn der ratification des daran ligenden bürgerlichen per 300 fl. erhandleten hoffstattels umb so weniger ahnzuestehen, als hierdurch die feldtkhirchische subtilitäten auf einmahl exhauriert, sodann gegen 60 lbd. alle bürgerliche recht und freyheiten undisputierlich an hand gebracht, der guete willen utrinque besser cultivieret, und eo ipso die vil widriges thraumende umb so leichter eingeschläfferet werden können. / Ohnangesehen der herr huebmaister von deme die originalia oberösterreichische hofcammeral-befelch zuegewarthen habe, alle verthräwliche müehe ahngewendet, das der khauffschilling zue Wien bezalt werden khönte, so ist er gleichwohlen von seiner stölle ybereyllet und ihme eine andere verwendung ahnbefohlen worden. Deroweegen allefahls beeder brandtstätten khauffschillinge an sichere khauffleuthe nacher Augspurg zu verwechßlen sein werden, welliche von dorthen bis Lindaw durch den Augspurger und von gedachtem Lindauw durch hießigen stattbotten mit geringeren uncosten, als die wechßelspesen seindt, erheben kan, indessen will ich viler dabey mit undertlauffenden respecten halber die maturierung underthenigst und gehorsambst recommendiert haben. Die beede in meinem letsten underthenigisten bericht memorierte mühlin- und seegen-modell haben ewr fürstlich durchlaucht hingegenwerthig abgezaichnet und daraus gnedigist zu begreiffen, das der uncosten nit wohl / auff 1000 fl. kommen, der nuzen aber ein merckhliches ersteigen thue, was ewr hochfürstlich durchlaucht in disem pass weither gnedigist befehlen, deme wir allem annderen threw gehorsambeste vollge beschechen solle. Ewer hochfürstlich durchlaucht seyen ahnbey göttlichen obschirm gethrewlichist erlassen, ich aber mit devotester und underthenigister meiner empfehlung verbleibe. Eur hochfürstlich durchlaucht. Veldtkhirch, den 3. Septembris anno 1700. Underthänigster, threw gehorsamster diener. Johann Franz Paur, manu propria. / [Rubrum] Præstentatum, den 20. Septembris anno 1700. Schellenbergischer verwalter ratione des Hubhauß kauff und mühlbawes. [Adresse] Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, des Heiligen Römischen Reichs fürsten und regiereren des hauß Liechtenstein von Nickholspurg, in Schlesien herzogen zue Troppaw und Jägerndorff, rütteren des Guldenen Flüss, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würckhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnedigisten herren. Wien per Feldtsperg[a]
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Feldsberg (Valtice), Schloss, Stadt (CZ). Das Palais Liechtenstein befindet sich in der Schlossergasse 8 in Feldkirch. Vorher stand an dieser Stelle das kaiserliche oberösterreichische Hubhaus. Nachdem dieses bei einem Stadtbrand 1697 abbrannte, kaufte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein diese Brandstätte zusammen mit der angrenzenden kleinen Anna’schen Brandstatt und ließ auf beiden Brandstätten ein Amtshaus errichten, welches von den liechtensteinischen Landvögten im 18. Jahrhundert verwendet wurde. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. Anton Dominik Schmidl(in) (Schmied(el)) von Löwenfeld (Lebenfeld) war um 1700 Hubmeister in Feldkirch. Vgl. Susanne Lotteraner, Die Vögte und Hubmeister in den vier Herrschaften vor dem Arlberg in der Frühen Neuzeit, unged. Dipl., Wien 2011, S. 80; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 35 Schle– Schwa, Leipzig 1731–1754, Sp. 434. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.
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