Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein, dass ihm Johann Wilhelm Mader einen Buchwald verkauft hat.


Durchleüchtigester fürst.

Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc.[1]

Ewr hochfürstlich durchlaucht solle in gehorsambster unnderthänigkheit unverhalten, das dißer tagen von herrn Johann Wilhelm Mader des inneren raths loblichen statt Veldtkhirch[2] ein in der herrschafft Schellenberg[3], und an dreyen stückhen völlig in dem Rennischen hoffs[4] gehülz gelegenen Buechwald[5] auf gnedigste ratification[6] per 95 fl.[7] pares gellts darumben angehandlet habe, damit in dißem bezirch er, herr Mader, nichts mehr zue thuen hette, auch alles umb so mehr und sicherer zu gnedigister herrschafft interesse gehäwet und gepannet werden köndte. Nun hat allein ewr hochfürstlich durchlaucht, etc., etc. underthan Matheus Pitschi[8] noch ein stückh darin, welliches etwa umb 40 bis 50 fl. zu erkhauffen were, und auf gleich gnedigste genehmhaltung ahn gnedigste herrschafft zu bringen bedacht bin, das gehölz gehet aller ohrten nahe zuesamen und wirdt seinerzeit ein größeres interesse als andere güether bringen, derowegen zu beeden / ihrer gehorsamest eingerathen haben will. Herr Braun, von deme lestens gehorsamiste erinnerung gethan, ist schon widerumb angelangt, also kheine reflexion[9] auf dessen raiß zu machen sein wird. Ewr hochfürstlich durchlaucht unnder haylwerthister schuzes erlassung Gottes mich underthenigist empfehlendte.

Eur hochfürstlich durchlaucht.

Veldtkhirch, den 6. Augusti anno[10] 1700.

Underthänigster, threw gehorsamster diener.

Johann Franz Paur[11], manu propria[12]. /

[Rubrum]

Præstentatum[13], den 20. Augusti 1700.

Schellenbergischer verwalter.

[Adresse]

Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, deß Heyligen Römischen Reichs[14] fürsten und regiereren des hauß Liechtenstein von Nickholspurg[15], in Schleßien[16] herzogen zue Troppaw[17] und Jägerndorff[18], ritteren des Guldenen Flüss[19], der römisch kayserlichen mayestät[20] etc. etc. würkhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnedigsten fürsten und herren.

Wien[21] per[22] Feldtsperg[23][a]

Franco ½.

 


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[1]Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2]Feldkirch (A).

[3]Schellenberg (FL).

[4]Rennhof, Mauren. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 1999, S. 474. 

[5]Buchwald (†), Mauren. Vgl. LNB, Ortsnamen, Bd. 3, S. 362.

[6]Genehmigung.

[7]fl. = Gulden (Florin).

[8]Matthäus Bitschi, erw. 1698. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 2008, S: 88.

[9]Überlegung.

[10]im Jahr.

[11]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. 

[12]eigenhändig.

[13]Vorgelegt.

[14] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[15]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[16]Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.

[17]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[18] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[19] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[20]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[21]Wien (A).

[22]über.

[23] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

 


[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.