Johann Franz Paur [Bauer] erkundigt sich beim Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein, ob dieser bereits einen Entschluss betreffend des Kaufs verschiedener Höfe in der Herrschaft Schellenberg gefasst hat. Er berichtet, dass die Weinfässer inzwischen viele Kaufinteressenten haben und daher ein fürstlicher Entschluss bald nötig wäre.


Durchleuchtigster fürst.

Gnedigster fürst und herr, herr.[1] 

Das von ewr hochfürstlich durchlaucht auf meine vier undertheiniste bericht de dato 7. et 21. elapsi[2] und in specie[3] des Rennischen Hoffs[4] halber kheine resolution[5] und weitere gnädigiste befelch erhalten, hat mich wider vermuethen zu glauben gemacht, das dieselbe ernanten Hoff nit desiderieren[6]. Darwegen durch abmangel der expressis verbis[7] zwischen dem 3. Augusti und 13. currentis[8] beyzuebringen bedungenen gnedigsten resolution bin bewogen worden, den contract aufzueheben und zuezuewarthen, ob der Meßmerische[9] mandatarius[10] ewr hochfürstlich durchlaucht etwa noch eingehende gnedigiste mainung khünfftigs noch attendieren, oder was thuen werde, nit unzeithig besorgende, wann nit er der mandatarius, als ein sonst ehrlichister herr, auf beschechenes mein ansuchen mit dem bericht zuerückhhaltet, diße coniunctur[11] die negste drey täg sich nit wiederumben zeigen werde. Wegen deß Schmelzhoffs[12] besorge ich allerdings lähres strohe zu tröschen, indeme dessen faylbiethung (vermuethlich durch die underthanen) verhinderet pleibet. Dermahligen possessoribus[13], oder besser zue sagen bestandtsleuthen habe inhibiert[14], dem proprietario[15] nit einen kreuzer zins zue bezahlen, wardurch disen schon zue der maturierung obligieren[16] werde.

Die beschribene partheii faß mit eyßen gebunden findet iezt sovil canditatos[17], als stückh es seindt, nit allein solliche, als nit gahr zue theur anzuefallen, sondern ewr hochfürstlich durchlaucht / im khauff verhinderlich zue sein, welliches, da in termino[18] der gnädigiste befelch nit einlauffet, ich gleichwohlen mueß geschechen lassen, mir aber layd were, wann so ein schatz einen annderen als fürstlichen keller beklaiden sollte.

Bevorab der Meßmerische gewaltshaber, herr Hutsch[19], sich euffrigist bearbeithet für gnädigste herrschafft einen aigenen keller zue procurieren[20], quo facto[21] mann auffm haußkhauffes fahl ein merckhliches ersparen könnte. Ich bett nochmahlen ganz underthenigst, ewr hochfürstlich durchlaucht geruehen sein, herrn Hutschens, affair[22] wegen Mainingen[23] bey dem niederösterreichischen herren referendario von Buel[24] durch jemanden gnädigst recommendieren[25] zue lassen. Gehorsamist versicherendte, das er sothane gnad in vile andere weeg abverdienen werde. In underthenigster hoffnung, es werden indessen auch die verer weithe gehorsameste relationes[26] vom 31. Augusti und 7. Septembris successive[27] auch eingeloffen sein, seyen ewr hochfürstlich durchlaucht der göttlichen gnaden protection[28] underthenigst erlaßen.

Ewr hochfürtlich durchlaucht.

Veldtkhirch[29], den 14. Septembris anno 1699.

Underthänigst, threw, gehorsamster diener.

Johann Franz Paur[30], manu propria[31]. /

[Rubrum]

Præsentatum[32], den 30. Septembris 1699.

Schellenbergischer verwalter, iterati ratione[33] deß Rennischen hoffkaufs, item[34] ratione deß Schmöltzhofs, deren väßern in eyseren band, auch deren statt veldkirchischen activschulden.

[Adresse]

Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, deß Heyligen Römischen Reichs[35] fürsten und regiereren des hauses Liechtenstein von Nickolspurg[36], in Schlesien[37] herzog zu Troppaw[38] und Jägerndorff[39], ritteren des Guldenen Flüss[40], der römisch kaiserlichen mayestät[41], etc., etc., würkhlichen gehaimen rath und cammeren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigisten herren.

Wienn[42] per Feldtsperg[43].

Franco ½.[a]

 


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[1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2] vergangenen [Monats].

[3] im Besonderen.

[4] Rennhof, Mauren. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 1999, S. 474.

[5] Beschluss.

[6] begehren.

[7] ausdrücklichen Anweisung.

[8] laufenden [Monats].

[9] Mesmer. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 4, Vaduz 2008, S. 84.

[10] Bevollmächtigte.

[11] Möglichkeit; Aussicht.

[12] Schmelzhof, Mauren. Vgl. LNB, Ortsnamen, Bd. 3, S. 493.

[13] Innhaber; Bewohner.

[14] verhindert.

[15] Eigentümer.

[16]maturierung obligieren“: Eile zwingen.

[17] Kaufinteressenten.

[18] in der Frist.

[19] Jakob Hutsch (1645 bis 1726) war Ratsherr in Feldkirch und Kaufmann. 1698 erhielt er das Adelsprädikat “von Adlersburg”. Vgl. Vorarlberger Landesarchiv, Meiningen, Gemeindearchiv 1, Schachtel 4 und Urkunde 6709, Feldkirch 1723 März 19.

[20] besorgen.

[21] tatsächlich.

[22] Angelegenheit.

[23] Mögl. Memmingen ist eine kreisfreie Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben oder Meiningen in Südthüringen (D).

[24] Die von Buol sind ein Adelsgeschlecht aus Graubünden, das sich in Deutschland uns Österreich weit verbreitete. Vgl. Otto Clavuot, Buol, in: Historische Lexikon der Schweiz Band II, Von Basel (Kanton) bis Bümpliz, Basel 2003, 854 Seiten.

[25] empfehlen.

[26] Berichte.

[27] nach und nach.

[28] Obhut.

[29] Feldkirch (A).

[30] Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[31] eigenhändig.

[32] Vorgelegt.

[33] berichtet neuerlich wegen.

[34] auch.

[35] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[36] Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[37] Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.

[38] Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[39] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[40] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[41] Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[42] Wien (A).

[43] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

 


[a] Über der Adresse ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.